Terrorverdächtiger aus Pegnitz: LKA bescheinigt Nähe zum IS

Luisa Degenhardt

Redaktion Nordbayerische Nachrichten Pegnitz und Auerbach

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7.2.2018, 19:14 Uhr
Terrorverdächtiger aus Pegnitz: LKA bescheinigt Nähe zum IS

© Andreas Harbach

Es sind nicht nur Facebook-Posts wie "Der Adler auf dem Pass, aber nicht auf meiner Brust #Stupidwhiteman (Anm. d. Red.: #DummerweißerMann)!" oder Bilder vom islamistischen Attentat auf den russischen Botschafter in Ankara Ende 2016, die nahe legen, dass Mamdoh A. dem Islamismus nahe steht. Der LKA-Beamte, der das Samsung Galaxy S 5 des Angeklagten auswertete, sagt an diesem Tag als Zeuge aus. Er bezeichnet das auf dem Handy gefundene Material als "extrem".

Die meisten Videos und Bilder seien in einem Telegram-Unterordner gewesen. In abonnierten, teils IS-nahen Nachrichtenkanälen und Chats fanden sich 75.000 Einträge. Hierzu zählen alle Beiträge, die A. selbst verfasst und empfangen hat. In etwa 50 Prozent – 80 bis 100 Beiträge – der Facebook-Post auf seiner Seite habe sich der Beschuldigte pro IS geäußert, erklärt der Beamte auf Nachfrage von Oberstaatsanwalt Andreas Franck.

Beim Durchforsten des Smartphones war der Kriminaloberkommissar auch auf eine Art Bekennervideo gestoßen. Darin zu sehen ist A. in langem Gewand, mit Dolch in der Hand. Die Übersetzerin versteht seine Aussagen wegen der schlechten Tonqualität nur bruchstückhaft. Sicher ist sie sich, dass A. mehrfach wiederholt: "Gegen die Agenten der Kreuzzügler." Zur Bewertung des Videos sagt der Beamte: "Es war auffällig, dass es eher ein spielerisches Herantasten war. Kurz vor dem Ende war er kurz vor dem Lachen."

"Der Krieg hat erst begonnen"

Die Prozessbeteiligten sehen sich zahlreiche auf dem Handy gefundene Videos an. Darunter ein dreiminütiger Film, unterlegt mit deutschem Sprechgesang. "Schlachten für Allah", "Der Krieg hat erst begonnen", "Nimm ein großes Messer", "Auch wenn du in Europa bist, mache deinen Dschihad", so einige Textzeilen. Dann Explosionsgeräusche, Schreie.

Der Münchner Polizeibeamte fand daneben zahlreiche Fotos, darunter eines, das einen hochrangigen IS-Funktionär zeigen soll. Daneben Mamdoh A., der sein Antlitz in das Foto montiert hat. "Man sieht, dass er sich mit der Thematik beschäftigt und gezielt auf die Machwerke des IS geht", so der Polizeibeamte.

Nichts mitbekommen 

Seine Freundin Janina B. (Name geändert) erzählt etwas anderes. Seit 24. Dezember 2016 sind die beiden ein Paar, sie sei bis zu seiner Verhaftung fast jedes Wochenende bei ihm gewesen. "Er hat sich gut um mich gekümmert und seine Probleme für meine hinten angestellt", antwortet die 17-Jährige auf die Nachfrage des Vorsitzenden Richters Michael Eckstein. Er will wissen, ob sich Mamdoh A. ihr gegenüber zum IS geäußert habe. Nein, das habe er nicht, erwidert sie. Tötungsvideos habe sie nie bei ihm gesehen, auch keine Bilder mit der Flagge der Terrormiliz.

"Er hat gesagt, er hat Probleme, aber wollte nicht mit mir reden." Einmal, Mitte des Jahres 2017, habe ihr Freund erwähnt, dass er zurück nach Syrien wolle. Über den Krieg in seiner Heimat hätten sie nie gesprochen. A.s Verteidiger Jochen Ringler will wissen, ob sein Mandant eifersüchtig gewesen sei. "Ja. Er hat gesagt, dass ich nur ihm gehöre", so Janina B. Aggressiv sei er aber nicht geworden.

"Sie hat mir komplett andere Sachen erzählt"

Auch Janina B. war eifersüchtig. Denn parallel mit der Beziehung zu ihr hatte Mamdoh A. drei Monate lang eine andere Freundin. B. hatte mit dieser Frau Kontakt. "Sie hat mir komplett andere Sachen erzählt als wie ich ihn kennengelernt habe. Dass er eine Frau schlagen würde. Dass eine Frau nicht arbeiten gehen dürfte."

Als B. ihren Freund in einem Brief mit dem Vorwurf konfrontierte — er saß zu dem Zeitpunkt schon in Untersuchungshaft —, habe er geantwortet, sie solle nicht alles glauben, was man über ihn erzähle. Die Verhandlung wird am Freitag fortgesetzt.