Tüchersfeld: Vom Kunstfälscher zum fränkischen Helden

3.10.2016, 15:09 Uhr
Tüchersfeld: Vom Kunstfälscher zum fränkischen Helden

© Fotos: Thomas Weichert

Die Ausstellung, die noch bis 8. Januar 2017 zu sehen ist, veranschaulicht unter anderem die neusten Erkenntnisse über den Verkauf des Dürer-Selbstbildnisses von Nürnberg nach München im Jahre 1805. Auch wird thematisiert, welche Rolle Gemälde-Reproduktionen 1801 bei der Verhinderung der Requirierung des damals schon 300 Jahre alten Dürer-Gemäldes durch den französischen Kunstkommissar François-Marie Neveu gespielt haben. Ferner wird das Leben des großen Betzensteiner Künstlers beleuchtet.

Die Basis für die Ausstellung bilden die jahrelangen Forschungen des Betzensteiner Küffner-Kenners Karl Heinz Fietta. Vor 18 Jahren hat er begonnen, sich dem Leben von Küffner, der sich auch Küfner schrieb, zu widmen. Die erste Veröffentlichung über den Betzensteiner Baderssohn datiert auf das Stadtjubiläum 1911 und ist in der Stadtchronik erschienen. Inzwischen steht in Betzenstein sogar ein Küffner-Denkmal, das die Künstlerin Kerstin Kassel geschaffen hat. In der Ausstellung ist nun der Tonabdruck des Denkmals zu sehen.

Pfund zum Wuchern

Landtagsvizepräsident Peter Meyer (FW) resümierte, Küffner sei der wohl größte Fälscher Frankens gewesen. Dem widersprach jedoch Fietta. Betzensteins Bürgermeister Claus Meyer (FW) erinnerte in dem Zusammenhang an Fiettas Forschungen, im Zuge derer Küffner zusehends als Paulus statt Saulus erschienen sei. Inzwischen stünde Küffner fast vor der Heiligsprechung zum patriotischen Held Frankens. Trotzdem werde er eine schillernde Figur in der Geschichte Betzensteins bleiben, mit der die Stadt wuchern könnte.

Tüchersfeld: Vom Kunstfälscher zum fränkischen Helden

Wie Museumsleiter Rainer Hofmann berichtete, hat es Küffner zum Ruhm weit über Franken hinaus gebracht. So sind seine Werke noch heute etwa in Amsterdam, Wien und Hamburg zu finden. Weit über 400 Werke des 1760 geborenen Betzensteiners sind nun in der Ausstellung als Leihgaben von Museen und Archiven zu sehen.

Fietta habe so hartnäckig auf diese Sonderausstellung gedrängt, dass man fast vermuten könnte, Fietta sei die Reinkarnation Küffners, scherzte Hofmann. Er bezeichnete Küffner als einmaligen Künstler und unsteten Geist seiner Zeit. Die Fälschung des Dürer-Selbstbildnisses von Küffner sei nicht als Kopie, sondern als Duplikat anzusehen, so Hofmann.

Großartiger Künstler

In der Ausstellung will man den Besuchern vor allem zeigen, welch‘ großartiger Künstler Küffner gewesen ist. Einen großen Anteil an der Schau hat auch Jakob Ewert, der sich in seinem freiwilligen Jahr in der Denkmalpflege ausführlich mit dem Leben und Werk Küffners befasst hat. Die spektakulären Ereignisse in der Lebensgeschichte des gelernten Kaufmanns erforscht ferner der freie Wissenschaftler Thomas Renkl aus dem fast 500 Kilometer entfernten Herne in Nordrhein-Westfalen.

Fietta kennt Renkl seit dieser im Dürer-Jahr 2012 über die Dürer-Bestände in Nürnberg referiert hat. Renkls Erkenntnisse zu Küffner werden in einem Begleitvortrag zur Sonderausstellung vorgestellt, der von der Volkshochschule Pegnitz angeboten wird. In Tüchersfeld wird Renkl am 26. Oktober im Pfarrsaal neben der Kirche über den „Krimi“ um das Selbstporträt Dürers referieren.

Aus Liebe zu Franken

Fietta ist in der Zwischenzeit auch im Besitz der Originaldokumente, die die Besitz- oder Eigentumsverhältnisse des Original-Dürergemäldes vor dem Verkauf 1805 zweifelsfrei belegen. Dabei zeigt laut Fietta das patriotische Verhalten von Küffner, der mit dem Hergeben einer Dürergemälde-Reproduktion aus seinem Kunsthandel in Nürnberg, die von einem bis heute unbekannten Künstler gemalt worden ist, die Vertauschung mit dem Original und damit die Rettung vor der Requirierung ermöglicht hat.

Tüchersfeld: Vom Kunstfälscher zum fränkischen Helden

Abraham Küffner studierte nach seiner Lehre an den Universitäten Altdorf und Erlangen, begann zu zeichnen und sich dem Kupferstechen zu widmen. 1804 kaufte Küffner in seiner Heimatstadt die baufällige Windmühle, die er sanieren ließ und später wieder verkaufte. Am 5. Oktober 1817 starb Küffner in Ingolstadt an den Folgen eines Schlaganfalls.

Keine Kommentare