Überraschender Abschied nach 23 Jahren

21.8.2015, 19:04 Uhr
Überraschender Abschied nach 23 Jahren

© Foto: Thomas Weichert

Am heutigen Samstag findet um 18 Uhr in der Stadtkapelle Michael und Laurentius der Abschiedschiedsgottesdienst mit einem anschließendem Empfang für Pfarrer Dettenthaler statt.

Im Gespräch merkt man, dass ihm der Abschied schwer fällt. „Waischenfeld ist meine Heimat geworden, mir hat es hier immer gefallen und ich wäre auch noch gerne hier geblieben“, sagt er. Doch der Erzbischof hat so entschieden. Der Pfarrer in der etwas größeren Pfarrei in Schlüsselfeld muss abgelöst werden. Die Entscheidung war kurzfristig. Sie kam nicht nur für Dettenthaler, sondern vor allem für die Gläubigen im Pfarreienverbund Fränkische Schweiz Nord, überraschend. Viele Bürger sprachen ihn darauf an. „Das hat mich sehr berührt und macht es mir nicht leicht von hier wegzugehen“, sagt Dettenthaler.

Es war der 1. September 1992, als er seine erste Pfarrstelle in Waischenfeld antrat. Zuvor war er Kaplan in Pegnitz. Es war in jenem Jahr, als das schwere Unwetter den halben Burgberg mit ins Tal gerissen hatte. Die Treppe vor dem Pfarrhaus war weggespült, die Haustür kaputt und das Einfahrtstor zum Pfarrgarten auch. So begann Dettenthaler erst einmal mit den ersten Baumaßnahmen seinen Dienst in Waischenfeld.

Die Stadt sollte dann für ihn etwas ganz Besonderes werden. „Weil es hier ein tolles Wir-Gefühl in der Pfarrei gibt und viele, die ehrenamtlich mithelfen.“ Und es kommen immer wieder junge Menschen nach, die sich in der Pfarrei engagieren. „Das ist nicht überall so“, sagt Dettenthaler, der sich wünscht, dass es in Waischenfeld auch mit seinem Nachfolger so positiv weitergeht.

Der Pfarrer wünscht sich, dass die Waischenfelder immer sozial tätig bleiben und anderen in einer Notlage zu helfen.

„Getragen vom Wohlwollen“

Ein schlimmes Erlebnis in den 23 Jahren gab es für ihn nie. „Schön war hier immer, dass ich getragen war vom Wohlwollen der Menschen und nie alleine gelassen wurde. Waischenfeld ist ein Ort, der einen Priester mit trägt“, so Dettenthaler, der sich so gerne an die Pfarrfeste im Pfarrgarten erinnern werde wie an die Erstkommunionen und die Fronleichnamsumzüge. Die größte Baummaßname in seiner Amtszeit war der Neubau der Kinderkrippe mit Sanierung des katholischen Kindergartens St. Elisabeth.

Seine neue Pfarrei hat er sich schon angesehen und mit den Menschen dort gesprochen. „Mein Eindruck in Schlüsselfeld war sehr positiv und es wird dort bestimmt einen guten Teamgeist geben.“ An seiner Seite hat er in Schlüsselfeld noch zwei weitere Pfarrer, einen Diakon und eine Gemeindereferentin. „Ich lasse mich nun auf Neues ein und gehe dort auch unbelastet hin“, so Dettenthaler.

Seinem Nachfolger Pater Rajesh Lugun, der noch Pfarrvikar in der Pfarreiengemeinschaft Sesslach ist, wünscht er, dass er seine neue Aufgabe als Leiter des Pfarreienverbunds Fränkische Schweiz Nord und als neuer Pfarrer von Waischenfeld, Nankendorf und Poppendorf meistern kann. „Für einen Pfarrer ist das schon eine Herausforderung“ sagt Dettenthaler. Es gebe hier aber viele helfende Hände, was für diese Region typisch sei.

Zum Thema Kirchensteuer hat Dettenthaler eine klare Meinung: „Ob die Kirchensteuer noch up to date ist, sollte man sich einmal überlegen.“ Denn die werde heute von vielen als Zwangsabgabe verstanden, was immer wieder zu Kirchenaustritten führe. Zuletzt wegen der Kapitalertragsteuer, auf die auch Kirchensteuer fällig wurde.

Dettenthaler hält das deutsche System der Kirchensteuer nicht mehr für zeitgemäß. In Italien gebe es zum Beispiel so etwas wie einen Kulturbeitrag, den jeder Steuerzahler bezahlen muss. Der könne dann selbst entscheiden, an welche soziale Einrichtung das Geld fließen soll. „Es schmerzt mich sehr, dass Leute wegen der Kirchensteuer aus der Kirche austreten“, so Dettenthaler.

Zum Abschluss des Gesprächs macht die Redaktion noch ein Foto von ihm an einem seiner Lieblingsplätze in Waischenfeld: Dem Pfarrgarten. „Ich bin froh, dass ich hier nach Waischenfeld gekommen bin“, sagt Wolfgang Dettenthaler, der der Stadt künftig ab und zu einen Besuch abstatten will. „Sie ist ja nicht außer der Welt.“

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