Von einem Ansprechpartner wusste bisher niemand
11.8.2016, 06:30 UhrDie Gräben, sie hätte man in den Wochen nach dem Absturz sehen können. Um sie zuzuschütten, haben sich alle Beteiligten im November, also gut zwei Monate nach dem Unglück, zusammen an einen Tisch gesetzt. Die Landräte aus Bayreuth und Neustadt an der Waldnaab mit ihren Kreisbrandräten und Vertreter des US–Militärs. Um die Differenzen zu überwinden, einigte man sich grundsätzlich auf eine bessere Kommunikation untereinander.
Zusammen mit dem US-Militär wollen die freiwilligen Einsatzkräfte aus den zwei Kreisen gemeinsam den Katastrophenfall üben, um für künftige Unfallszenarien besser gewappnet zu sein. Geplant ist die Übung für 2017. „Wir stimmen uns gerade intern dazu ab“, sagt Kreisbrandrat Hermann Schreck aus dem Bayreuther Landratsamt.
„Klares Problem“
Für die Helfer der Feuerwehren stellt er klar: „Wir waren damals auf der sicheren Seite.“ Soll heißen, die Kräfte der Feuerwehr haben alles richtig gemacht. „Es gab ein klares Kommunikationsproblem“ — der US-Behörden. Die Konsequenz: „Wir haben gelernt, nicht jeder Aussage Glauben zu schenken.“ Aber auch die Amerikaner haben seit dem Vorfall dazugelernt. Das Militär hat sich für seine Fehler entschuldigt.
Zum Hintergrund: In einer ersten Stellungnahme, kurz nach dem Absturz, hieß von amerikanischer Seite, es seien weder Schadstoffe ausgetreten, noch seien die mit Kerosin gefüllten Tanks des Jets beschädigt worden. Später dann die Rolle rückwärts. Auch Bodenproben an der Absturzstelle belegten „eine große Konzentration an Kerosin und eine geringe Menge Hydrazin“, so das Landratsamt Bayreuth in einem späteren Schreiben. Die Absturzstelle erklärte die Armee zur militärischen Sicherheitszone. Die örtlichen Helfer mussten vor der Absperrung warten. Stundenlang waren die Kräfte in Bereitschaft. „Und das bei glühender Sommerhitze“, erinnert sich Hans Freiberger, Bürgermeister aus Prebitz. Die Kritik seitens der Bundesregierung kommentierte der Bayreuther Landrat Hermann Hübner damals mit: „Das lassen wir nicht auf uns sitzen.“
Auch heute stellt er sich klar vor die Rettungskräfte. „Das Bundesministerium für Verteidigung bestätigte uns, dass keine Fehler durch lokale Rettungskräfte während des Einsatzes festgestellt wurden.“
Ein Angebot der Bundeswehr, zivile Rettungsdienste und Einsatzkräfte durch eine Fortbildung zu unterstützen, habe man bei der Frühjahrstagung der Feuerwehrführung Oberpfalz verwirklicht.
Für einen besseren Draht im Ernstfall sollte zudem ein Ansprechpartner der US–Luftwaffe sorgen. Die Bayerische Staatszeitung titelt im März 2016 mit „US-Luftwaffe ernennt Ansprechpartner für Unfälle“. Doch von dem Herren oder der Frau weiß man im Bayreuther Landratsamt noch nichts.
„Da sich solcherlei Unfälle praktisch jeden Tag ereignen können“, so Landrat Hübner, „ist es für mich nicht nachvollziehbar, warum dies bisher noch nicht erfolgt ist.“ Auch sein Pressesprecher Michael Benz zeigt sich überrascht, als wir ihn auf die Zeitungsmeldung aufmerksam machen. „Wir wissen nichts davon“, sagt er. „Da müssen wir mal nachfassen.“
Im Landratsamt Neustadt an der Waldnaab weiß man zwar, dass es einen Ansprechpartner geben soll, mehr aber auch nicht. „Weder uns, noch der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz, noch Kreisbrandrat Richard Meier wurde dieser Ansprechpartner bisher mitgeteilt“, teilt Claudia Prößl, Pressesprecherin des Neustädter Landratsamtes mit. „Wir gehen also davon aus, dass es ihn (noch) nicht gibt.“
Auf Nachfrage bei der US-Garnison Bavaria in Grafenwöhr zeigt man sich darüber verwundert. „Das ist mir ein Rätsel“, sagt Pressesprecher Franz Zeilmann. Der bayerischen Staatsregierung sei der Ansprechpartner bekannt. „Da ist wohl ein Fehler unterlaufen.“ Die Ämter vor Ort wolle man nun schnellstmöglich über die Ansprechpartnerin informieren. Sie sitzt bei der US–Luftwaffe in Ramstein, der Name soll aber nicht in der Zeitung stehen. Nur wenige Stunden nach unserem Telefonat mit der Pressestelle der US-Armee bestätigt das Landratsamt Neustadt an der Waldnaab, dass nun ein Ansprechpartner benannt wurde.
Terror neu im Blick
Für künftige Herausforderungen sieht man sich in Neustadt gut vorbereitet. Seit Juli gibt es dort ein Katastrophenschutzzentrum. Es dient als Anlaufstelle für alle Feuerwehren aus der nördlichen Oberpfalz. In einer Atemschutzanlage können Helfer den Ernstfall trainieren. „Das Zentrum war schon vor dem F16-Absturz geplant“, so Prößl.
Ganz neu im Gespräch ist ein Zentrum des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), welches nicht nur auf Katastrophenfälle, sondern auch Terrorsituationen vorbereiten soll. Landrat Andreas Meier aus Neustadt an der Waldnaab, sagt Pressesprecherin Prößl, wolle es dem bestehenden Katastrophenschutzzentrum angliedern, um Kompetenzen an einem Ort für die nördliche Oberpfalz zu binden. Die Nachbarlandräte hätten sich davon bereits überzeugen lassen. „Der Ball liegt jetzt beim BRK.“
Über die Unfallursache ist bis dato noch nichts bekannt. In einem Zeitungsinterview noch am Tag des Absturzes deutete der Pilot Probleme mit der Turbine an. Auf Nachfrage bei der Pressestelle der US-Luftwaffe in Spangdahlem heißt es nur: „Wir können uns nicht an Spekulationen beteiligen.“ Noch arbeite man am Unfallbericht. Wann er abgeschlossen ist, könne nicht gesagt werden.
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