Von Hirschhausen: „Wir haben kein Netzproblem“

10.12.2014, 23:12 Uhr
Von Hirschhausen: „Wir haben kein Netzproblem“

© Foto: Ralf Münch

Der Widerstand gegen das umstrittene Vorhaben hält an, das Interesse an Informationen ist groß. So reichte die Mehrzweckhalle nicht aus, die 400 Zuhörer aufzunehmen. Nebenan musste noch ein Zelt aufgestellt werden, die Reden wurden live übertragen.

Nach der Aktualisierung des Netzentwicklungsplans werde sich frühestens im Jahr 2016/17 der Verlauf der Stromtrasse konkretisieren, sagte Hirschhausen, ein Experte für internationale Infrastrukturpolitik. Er bezeichnete die umstrittene Trasse als „Braunkohleleitung“, die Braunkohlestrom aus Sachsen und Mitteldeutschland in den Süden bringen solle. „Diese Leitung ist gegen die Energiewende gerichtet“, betonte Hirschhausen, der im Februar in Creußen vor Hunderten Trassengegnern gesprochen hatte.

„Wir haben kein Netzproblem“, betonte der streitbare Wirtschaftswissenschaftler, der für seine Aussagen viel Applaus bekam. Der Netzausbau in Deutschland schreite voran, 60 bis 80 Kilometer neue Leitungen pro Jahr würden gebaut. Nur drei Promille der deutschen Stromversorgung sei von Netzengpässen betroffen, „volkswirtschaftlich ist das irrelevant.“ Der Energiewende gehe es hervorragend, heuer würden erstmals 30 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. Der Netzausbau stelle keinen Engpass für die Energiewende dar.

Publikum buhte

„Der Widerstand gegen die Gleichstrompassage ist weiter gewachsen“, urteilte Bürgermeister Martin Dannhäußer. Deren Notwendigkeit sei nach wie vor nicht erwiesen. Als er sagte, dass keiner der regionalen Bundes- und Landtagsabgeordneten anwesend sei, gab es Buhrufe im Publikum. Ein Zuhörer bezifferte die Baukosten der Trasse von Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) bis Meitingen (Bayern) auf bis zu 82 Milliarden Euro.

Die Summe werde durch Netzentgelte auf die Stromkunden umgelegt. Hirschhausen erläuterte, in Analysen seien bislang nur die Kosten für Kupfer und Trafostationen eingerechnet worden, weitere fehlten. Markus Bieswanger von der Pegnitzer Bürgerinitiative berichtete als Teilnehmer vom Energiedialog der Staatsregierung.

„Wir sollten uns nicht einlullen lassen“, warnte er. Das Angebot, 20 Prozent der Leitung unterirdisch zu verlegen, komme nicht infrage. Markus König aus Kulmain meinte, mit sechs Vertretern der Bürgerinitiativen kämpfe man beim Energiedialog gegen Windmühlen und gegen „eine riesige Lobby“. Dieter Hoch aus Pottenstein sah in der Speicherung von elektrischer Energie das Hauptproblem. In spätestens fünf Jahren sei das machbar, „wir brauchen keine neuen Leitungen.“

Zur Kundgebung hatten der Bund Naturschutz, die Stadt Creußen, die örtliche Bürgerinitiative und die Grünen eingeladen. Die „Monstermasten“ gibt es neuerdings auch zum Aufessen – in Form von Weihnachtsplätzchen.

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