Von Pegnitz auf den Professorensessel

24.6.2018, 17:55 Uhr
Von Pegnitz auf den Professorensessel

© Klaus Trenz

Außergewöhnlich ist Gröschel zunächst einmal selbst. Auf dem roten Sofa des Gymnasiums Pegnitz nahm er nun am vergangenen Freitag Platz als einer, der in einer Veranstaltungsreihe über seinen Werdegang nach seinem Abitur berichtet, weil er etwa einen außergewöhnlichen Beruf ergriffen hat. In nur kurzer Zeit macht der Gast das Klischee vom wirren, weltfremden und leicht abgehobenen Professor zu dem, was es ist: eine Schablone.

Vor 30 Zuhörern präsentierte sich stattdessen ein sehr jugendlich wirkender Mann, der bodenständig geblieben ist. Er berichtet humorvoll von seiner Arbeit und kann in seinem Vortrag "Von Pegnitz in die Welt: Das Leben und Arbeiten als Forscher" gut erklären, was ein Professor an einer Uni tut, ohne sich in Details zu verzetteln.

2001 hat Gröschel das Abitur gemacht und stand dann wie fast jeder Abiturient vor der Frage: "Studium – ja oder nein? Wenn ja, welcher Studiengang und wohin?", resümierte Gröschel. Er entschied sich, nicht in die weite Welt zu ziehen und im kaum 30 Kilometer entfernten Bayreuth Polymer- und Kolloidchemie (physikalische Chemie) zu studieren, sich also den Naturwissenschaften zu widmen. Elf Jahre später hatte Gröschel den Doktortitel in der Tasche. Damit ging es ins Ausland: Gröschel arbeitete zwei Jahre in der Abteilung für angewandte Physik an der Universität in Aalto, Finnland.

Viel für sich selbst gelernt

"Ich habe dort viel gelernt für mich selbst", sagt Gröschel, womit er nicht nur die Forschung meint, sondern auch das Zwischenmenschliche. Gröschel schwärmt förmlich von Finnland und den dort lebenden Menschen. 2016 ging er dann nach Duisburg als Juniorprofessor. Dort forscht er neben seiner Lehrtätigkeit an der Herstellung programmierbarer Polymere. Das sind jene chemische Stoffe, die aus Makromolekülen bestehen und zum Beispiel in allen Plastikarten vorkommen und unter anderem in der Nanomedizin eine immer größere Rolle spielen oder für moderne Batterietechnik unverzichtbar sind. Gröschel hat es dabei mit einer Materie zu tun, die mehrere tausend mal kleiner ist als ein menschliches Haar. Er ist quasi ein Baumeister von kleinsten Bausteinen, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen sollen: "Man kann viel machen mit den Polymeren, nicht nur Plastiktüten", so Gröschel.

Phänomene untersuchen, Neues erfinden, optimieren und verbessern – das sind Arbeiten, denen er im Unilabor nachgeht. "Professor sein bedeutet: Designer, Lehrer, Forscher, Schriftsteller, Sekretär und Entertainer sein." Der Weg dorthin sei ein langer, erklärt Gröschel und resümiert: "Eigentlich stehe ich jetzt 30 Jahre in der Ausbildung." Es sei außerdem ein Weg gewesen, der "nicht komplett planbar" gewesen sei und das auch immer noch nicht sei. "Universitätsprofessoren werden sehr selten auf Lebzeit angestellt", berichtet Gröschel. Sein weiterer Karriereweg könnte also noch einige Überraschungen bieten und wird sich auch um die Frage drehen, ober er weiter an einer Universität bleibt oder in die Industrie geht.

Selbstläufer seien Anstellungen auch nicht. Um sich auf eine Stelle zu bewerben, müsse sie schon sehr gut auf einen passen und ein langer, ausführlicher Lebenslauf sei nötig, den es stets auszubauen gelte. Wobei es vor allem auf die Forschungs- und weniger auf die Lehrstuhltätigkeiten ankomme. So könne es mitunter bis ums 40. Lebensjahr herum dauern, "bis man weiß, wo man sein Haus hinstellt." Bis dahin sei sein Beruf ein "Fulltime-Job."

Bier ins Ruhrgebiet "importiert"

Vielleicht ist Gröschel bei einer seiner nächsten Stationen ja wieder näher dran an Pegnitz. Dann müsste der bekennende Franke auch nicht mehr fränkisches Bier ins Ruhrgebiet "importieren". Zum Schluss seines Vortrags gibt Gröschel noch einen Tipp fürs Fußball-WM-Spiel zwischen Deutschland und Schweden ab und zeigt einmal mehr: Auch ein Professor beschäftigt sich mit den schönsten Nebensachen dieser Welt.

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