„Wandertage werden in absehbarer Zeit aussterben“

11.7.2016, 10:00 Uhr
„Wandertage werden in absehbarer Zeit aussterben“

© Thomas Weichert

„Wandertage werden in absehbarer Zeit aussterben“

© Thomas Weichert

Die Wanderer werden immer älter, und Nachwuchs kommt so gut wie keiner mehr nach. Dieses Problem trifft nicht nur die Pottensteiner Wandergemeinschaft, sondern vergleichbare Vereine bundesweit und den Volkswandertag insgesamt. Dabei hatten die Pottensteiner Wanderfreunde noch Glück. Nachdem Bruno Funk aus Altersgründen nicht mehr als Vorsitzender Wandergemeinschaft kandidierte, konnte Alexandra Zitzmann aus der jüngere Generation als seine Nachfolgerin gewonnen werden.

Unkenrufe vom Aus

Betty Berdami, ihres Zeichens fränkische Bezirksvorsitzende des Deutschen-Volkssport-Verbands (DVV) aus Nürnberg, berichtete in ihrer kurzen Grußrede trotzig und mit drastischen Worten von zahlreichen Unkenrufen, die das Aus der Pottensteiner Wandergemeinschaft mit Funks Ruhestand vorhergesehen hatten.

Und dennoch: Vor einigen Jahren zählte Pottenstein bei Volkswandertagen noch mehr als 2000 Teilnehmer. „Da kamen aber auch noch die Amerikaner mit ihren Familien“, schildert Rainer Brendel, der zweite Bürgermeister und Vertreter des TSC-Pottenstein beim Volkswandertag. Mit den Amerikanern meint Brendel die in Grafenwöhr stationierten US-Soldaten, die den Volkswandertag geradezu überrannt hätten. Diese fehlen nun gänzlich und damit mehr als 1000 Teilnehmer. Außerdem hätten die ehrenamtlichen Organisatoren mit einer gestiegenen Bürokratie ihre liebe Not (siehe Gelber Kasten).

„Uns fehlt der Nachwuchs und die Tradition der Volkswandertage und Wandervereine wird langsam zu Ende gehen“, sagt derweil Karl-Heinz Bär, der erste Vorsitzende der Wanderfreunde aus Schwarzenbach an der Saale, die schon beim ersten Pottensteiner Wandertag mit an den Start gegangen waren. Am Wochenende waren 28 Schwarzenbacher Wanderer in die Fränkische Schweiz gekommen.

Eine der schönsten Strecken

Bär findet, dass der Pottensteiner Volkslauf eine der schönsten Strecken zu bieten hat. Die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten in und um Pottenstein seien bei den Wanderern sehr beliebt. „Die Wandertage werden aber in absehbarer Zeit aussterben“, ist sich Bär trotzdem sicher. Er verweist auf die Wanderolympiade in Koblenz im nächsten Jahr. Gleichzeitig übt er Kritik am Volkssport-Verband, von dem die Bezirksverbände seiner Meinung nach zu wenig unterstützt würden, um so ein großes Event zu bewerben.

Heinz Bolz aus Winkelhaid ist 79 Jahre alt und ein Mann der ersten Stunde des Pottensteiner Volkswandertags. Der Vorsitzende der Wanderabteilung des TSV Winkelhaid kann, wie die Jahre zuvor auch, den ersten Preis für die größte teilnehmende Wandergruppe von Bürgermeister und Schirmherr Frühbeißer entgegennehmen. 65 Personen zählte die Truppe aus Winkelhaid diesmal. „Die jungen Leute fehlen bei allen Vereinen“, klagt auch Bolz. Von sieben bis zwölf Jahren seien die Kinder noch dabei, ab 13 Jahren gingen sie eigene Wege. „Es ist schön, dass die Jungen in Pottenstein den Verein übernommen haben und dass es weitergeht“, freut sich Bolz und betont: „Das ist aller Anerkennung wert“.

Betty Berdami hat diesmal auch Ehrenurkunden ihres Verbands für besonders engagierte Mitglieder der Wandergemeinschaft Pottenstein im Gepäck. So geht die DVV-Verdiensplakette in Bronze an die neue Vereinschefin Alexandra Zitzmann, an Ewald Lunz sowie Erich und Eduard Gmelch. Über die gleiche Auszeichnung in Silber können sich Barbara Zitzmann und Günther Spethling freuen. An Anton Deinzer wird diese Ehrung nachgereicht.

Als stärkste teilnehmende Gruppen werden neben den Winkelhaidern die Wanderfreunde aus Dettelbach, Zirndorf und Heroldsberg mit einem Geschenkkorb geehrt. Von den Pottensteiner Vereinen waren die Sportler des TSC und die Mitglieder der Schützengesellschaft beim diesjährigen Volkslauf vertreten.

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