Wenn die Waldarbeit nur noch lästig ist
21.3.2018, 19:58 UhrDiese kann und will eine größer werdende Zahl an Waldbesitzern nicht mehr auf sich nehmen. Der bayerische Waldbesitzerverband schlägt deshalb Alarm. Immer mehr der 700.000 Waldeigentümer hätten zunehmend Probleme, ihren Forst selbst in Schuss zu halten. Dies sei eine Entwicklung, die er selbst bestätigen könne, sagt Werner Lautner, der neue Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft Pegnitz (FBG).
"Diese Tendenz gibt es auch bei uns. Vor 20 Jahren hatten wir mehr Waldarbeit."
Besitzer verzogen
Es seien mehrere Gründe, die dazu führen, dass sich Menschen nicht mehr um ihren Wald kümmern. "Unter ihnen gibt es welche, die weggezogen sind und nun weiter entfernt von ihrem Wald wohnen", so der aus Hörlasreuth bei Creußen stammende Lautner. Aufgrund der räumlichen Trennung sei es für sie schwierig, ihren Wald zu bewirtschaften.
Ein anderer Grund sei, dass Landwirte ihren Betrieb einstellen und nach einiger Zeit häufig die notwendigen Maschinen oder die Ausbildung für die Waldarbeit nicht mehr vorhanden seien, etwa Traktoren oder der Motorsägenschein.
Und drittens schließlich spiele die demographische Entwicklung eine Rolle. Alte Menschen seien körperlich meist nicht mehr in der Lage, Holz zu machen.
Von den rund 1700 Mitgliedern der FBG gebe es etwa 500 bis 600, die sich kaum oder nicht um ihren Wald kümmern würden, so Lautner. Waldstücke verwandeln sich dann in Naturparkwald mit Holunder und Brombeeren. "Die Wirtschaftlichkeit geht jedoch verloren", betont Lautner. Gleichwohl bleibe der Wert des Holzes vorhanden, auch wenn es nicht vermarktet werde.
Machen könnte man dagegen rein rechtlich nichts — nur wenn Gefahr von dem Wald ausgehe, etwa bei Befall mit dem gefürchteten Borkenkäfer. Wenn das Amt für Landwirtschaft und Forsten feststelle, dass der Borkenkäfer in Fichten sein Unwesen treibe, dann schreite die Forstverwaltung ein. Der Besitzer werde dann schriftlich aufgefordert, sich selbst zu kümmern oder jemanden zu beauftragen, der die Borkenkäferbäume entfernt.
Rund 10.000 Hektar beträgt die Waldfläche der FBG. Etwa 200 bis 400 der Mitglieder (Lautner: "Der harte Kern, mit dem wir zusammenarbeiten.") vermarkten ihr Holz. Weitere 30 Prozent nutzen ihren Wald zum Brennholzmachen. Pro Hektar sind es 1,8 Festmeter, die verwertet werden – als Langholz, Schwachholz oder Hackschnitzel.
Im Durchschnitt besitze jedes Mitglied sechs Hektar und schlage 20 bis 25 Festmeter ein. Der natürliche Zuwachs betrage fast 50 Festmeter, sodass eine Unternutzung von 30 Festmetern entstehe. "Es wächst mehr nach als eingeschlagen wird."
Es ist schnell zu erkennen, wo sich keiner mehr um den Wald kümmert. "Es wachsen dünne Stämme, die nicht stabil sind", sagt Lautner. Diese nicht sehr widerstandsfähigen Bäume stünden zu dicht und würden sich nicht entfalten können", sagt der FBG-Vorsitzende. "Wind und Schneemasse brechen sie um." Um einen gesunden Mischwald zu schaffen, müssten auch Bäume aus dem Wald genommen werden, um Licht hereinzulassen.
Ein weiterer Nachteil sei die Anfälligkeit für Schädlinge. Vor allem der Borkenkäfer, der auch in Franken großen Schaden anrichtet, wütet in geschwächten Fichten. Diese "dünnen Bäume" hätten zu wenig Grünmasse, nämlich Nadeln und Äste, die den Baum mit Chlorophyll versorgen.
Nur mit Hilfe des Chlorophylls sind Baumblätter in der Lage, die Energie des Sonnenlichts einzufangen und mit Wasser und Kohlendioxid Traubenzucker zu bilden.
Weniger Rechtler
Der nachlassende Einsatz für den Wald macht sich auch bei den Rechtlergemeinschaften bemerkbar. Auf dem Gebiet der Stadt Pegnitz existieren nur noch drei von ihnen: in Willenberg, Horlach und Pertenhof. Die anderen sind in den vergangenen Jahren aufgelöst worden — weil das Interesse der Mitglieder nachgelassen hat.
Früher war es üblich, dass die Rechtler gemeinsam Brennholz gemacht haben, sagt Lautner. Die Rechte der aufgelösten Gemeinschaften wurden abgelöst und aufgeteilt: zwei Drittel gingen an die Mitglieder, ein Drittel an die Stadt Pegnitz. "Jeder kann nun mit seinem Recht machen, was er will", sagt Werner Lautner.
Ulrich Deinzer, Leiter des Forstrevieres Pegnitz, ist das sinkende Interesse der bayerischen Waldbesitzer ebenfalls aufgefallen: "Dieses Problem haben wir genauso. Subjektiv würde ich sagen, dass es zunimmt." Die Jungen würden fortziehen, es sei eine Überalterung bei den Waldbesitzern festzustellen.
Halbes Jahrhundert Ruhe
Das Interesse sei recht unterschiedlich. Es gibt Waldstücke, da ist seit 50 Jahren nichts gemacht worden. Von der rechtlichen Seite her gesehen, könne jeder mit seinem Wald machen, was er wolle. Nur wenn zum Beispiel aufgrund Borkenkäferbefall eine Gefahr für die Nachbargrundstücke drohe oder ein Baum halb über eine Straße hänge, spreche er die Leute an, so Deinzer.
Das Interesse am eigenen Wald hänge auch vom Heizölpreis ab. Das Problem werde sich verstärken, dass Wald von den Besitzern nicht mehr selbst bewirtschaftet werden kann. Andererseits gebe es aber auch Leute, denen die Forstarbeit Spaß mache. "Die betrachten es als Hobby."
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