Wird alte Gaststätte in Nankendorf zur NPD-Anlaufstelle?
23.1.2018, 05:58 UhrWer der Käufer der Polster-Bräu in Nankendorf war, behielt der Vorbesitzer Edgar Klaus nach dem Geschäftsabschluss für sich. Nicht, weil der Käufer Janus Nowak der NPD-Landes-Chef von Baden-Württemberg gewesen sei, sondern weil der Kauf noch nicht in trockenen Tüchern war. Jetzt steht es fest – allerdings doch noch nicht ganz. Der Kaufvertrag für die Traditions-Gaststätte im kleinen Nankendorf liegt beim Notar. Doch es könnte noch dauern, bis Nowak seinen Gasthof hat.
Denn er finanziert die Kaufsumme über Crowdfunding. Dafür sucht er übers Internet Investoren, die sich an seinem Projekt beteiligen, und verspricht ihnen teils Rendite, teils aber auch Verzehr-Gutscheine und Freibier. Und weil die zukünftigen Besitzer des Gasthauses so bekannt wurden, wurde auch bekannt, dass der Käufer einer rechtsextremen Partei angehört. Zu den internationalen Investoren zählen seinen Angaben nach "mehr als 70 Prozent Nicht-Deutscher".
Kein Treff geplant
Nowak sagt, er werde sein Gasthaus nicht als Treff für die Partei nutzen. Er habe das als Privatperson und als Geschäftsmann gekauft. "Die Partei hat damit nichts zu tun." Und er sagt auch: "Ich habe auch immer weniger mit der NPD zu tun." Denn die löse sich auf.
Er blickt auf eine lange Laufbahn in der NPD zurück, laut seiner Vita im Internet ist er mit 14 Jahren mit den Rechtsextremen in Kontakt gekommen, seit seinem 16. Lebensjahr hat er einen Mitgliedsausweis. Im Moment ist er hauptamtlich für die NPD als Landes-Chef tätig, verdient also sein Geld als Politiker. Seit 2009 sitzt er im Böblinger Kreistag. Mit Ablauf seines Mandates im nächsten Jahr wolle er auch nicht wieder antreten. Seinen Mitgliederausweis aber werde er behalten. Der gebürtige Oberschlesier und Vater dreier Kinder verdient sein Geld nach eigenen Angaben mit Werbeplattformen im Internet. "Ich bin ein ganz vernünftiger Mensch."
Vor etwa vier Wochen ist der Kauf über die Bühne gegangen. Edmund Pirkelmann, Bürgermeister von Waischenfeld, zu dem Nankendorf gehört, hat nach eigenen Angaben vor zwei Tagen erst erfahren, aus welcher politischen Heimat Nowak kommt. Ihm gegenüber sei er als "nicht schwieriger Typ" bezeichnet worden. Er habe auf Pirkelmann "einen ruhigen Eindruck gemacht". Allerdings räumt der Bürgermeister ein: "Man kann sich auch täuschen." Auch Pirkelmann sieht keine Gefahr, dass im kleinen Nankendorf eine NPD-Anlaufstelle entstehen könnte. Er verweist darauf, dass Nowak lediglich an der Rezeptur für das alte Polster-Bier interessiert sei. Ihn als Käufer "können wir nicht verhindern". Es sei "allenfalls ärgerlich, wenn ein unpassender Käufer in die Gemeinde gebracht wird".
Interesse am Bier
Das sei überhaupt nicht der Fall, sagt der Verkäufer Edgar Klaus. "Es besteht keine Gefahr, dass das zum NPD-Treffpunkt wird, bei Nowak seh‘ ich das Thema überhaupt nicht." Dessen Fokus liege auf dem Bier, er sei geradezu ein "Bier-Fetischist". Klaus weiter: "Hätte ich einen Moment gehabt, wenn ich gesagt hätte, da ist was politisch im Anrollen, was für den Ort ungut ist, hätte ich das nicht vorangebracht. Nowak ist glaubwürdig und authentisch."
Für sein Vorhaben hat Nowak seinen polnischen Freund und Geschäftspartner Stanislaw Suchy, der einst Wirt gewesen sein soll. Er lebt nach Nowaks Angaben in London. Dort haben die beiden, um das Bier international zu vermarkten, über eine Agentur eine Limited gegründet. Dies ist die englische Form der GmbH, allerdings braucht man kaum Gründungskapital.
Wann Nowak in Nankendorf startet, ist noch unklar. "Wenn das Geld gesammelt ist", sagt er. Namensrechte, Rezepturen, Kaufnebenkosten und Gasthausinventar sollen bereits bezahlt sein. Bislang sollen ihn bereits 1700 Klein-Investoren unterstützen, noch fehlten 50 000 Euro. Geplant ist, die Gaststätte täglich zu öffnen und fränkische so wie schlesische Speisen anzubieten. Dafür suche er noch die Mannschaft.
Suche nach Brauerei
Seine Zielgruppe sind Busreisende und Wandergruppen. Auch noch nicht gefunden hat er eine Brauerei in der Region, die das alte Polster-Bier nach Original-Rezepten für ihn braut. Wichtig für ihn: "Es werde handwerklich hergestelltes Bier, kein hippes Craft-Bier", das er übers Internet vertreiben will.
Angst davor, dass er wegen seiner politischen Einstellung Schwierigkeiten bekommen könnte, hat Nowak übrigens nicht. "Das war noch nicht der Fall."
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