Zeiserla und Haissl: Lieben oder hassen sie sich?
26.4.2016, 16:06 UhrIn lustigen G’stanzeln zur Kirwa ist die „Hassliebe“ der beiden Nachbargemeinden immer wieder ein Thema. „Ja, schaut amal die Plecher, die sind arme Schluckerer; sie fressen ja die Erdäpfel fast wie uns‘re Sukkerler“ ist eine gut bekannte Strophe in Betzenstein.
In Plech hingegen machen die Kirwaleute unmissverständlich klar: „An der böhmischen Grenz’ hat’s a Zeiserl verwaht, ganz recht is ihm g’schehn, warum fährt der so stad?“ Woher kommt diese Neckerei? Hat sie ernsthafte Hintergründe? Das wollten die NN für die Jubiläums-Serie zur 750-Jahrfeier von den beiden Rathauschefs wissen.
Jemand aus seiner Generation wisse nichts über die Hintergründe, erklärt Bürgermeister Claus Meyer aus Betzenstein. Vielmehr passe der Spruch: „Es gibt auf der Welt keine größere Distanz als die zwischen gestern und heute.“ Gerade in den vergangenen Jahrzehnten haben die beiden Gemeinden in vielen Bereichen gut zusammengearbeitet, betont er. In der Verwaltungsgemeinschaft werden zahlreiche Aufgaben gemeinsam wahrgenommen.
Auch die Bauhofmitarbeiter unterstützen sich bei vielen Tätigkeiten. „Schließlich ziehen wir bei der Bewältigung vieler Probleme — wie die Auswirkung von Trinkwasserschutzgebieten und Stromtrassen — am selben Strang.“ Auch werde in der Stadt und der Marktgemeinde die interkommunale Zusammenarbeit großgeschrieben, denn beide sind im Wirtschaftsband A 9 und in der Frankenpfalz vertreten, so der Meyer.
Manchmal führen unterschiedliche Sichtweisen auf Projekte dazu, dass Prioritäten bisweilen unterschiedlich gesetzt werden. „Doch wenn es etwas zu feiern gibt, dann werden von beiden die Prioritäten richtig gesetzt. Und eines muss man den Plechern wirklich lassen – Feste können sie richtig feiern.“
Claus Meyer wünscht deshalb allen Plechern ein wunderschönes Jubiläumsjahr mit vielen unvergesslichen Festen und fügt hinzu: „Und so lange beim Plecher Faschingsumzug immer wieder mal ein Wagen über unsere G‘schichtla herausspringt, dann bleibt die Welt für uns alle in Ordnung.“
Es gab auch Raufereien
Auch Plechs Bürgermeister Karlheinz Escher weiß nicht, woher die unterschwellige Distanz kommt. „Ich nehme an, das ist eine Sache aus vorigen Jahrhunderten, vielleicht aus der Zeit, als Stadt- und Marktrechte noch mehr Bedeutung hatten.“ Er selbst verstehe die vermeintliche Antipathie nur als Spaß. Sicher habe es früher — wie in allen anderen Nachbarorten — auch mal eine Kirwa-Rauferei gegeben. „Aber mehr war nicht dahinter.“ Er hat den Eindruck, dass es die „Konkurrenz“ zwischen Plecher Haissl und Betzenstaaner Zeiserla tatsächlich nur bei den Kirwaliedern und wohl auch im sportlichen Bereich gibt. „Aber das soll ja so sein.“
Auch er betont, dass beide Gebietskörperschaften in sehr vielen Bereichen gut zusammenarbeiten. Als Beispiele nennt er die seit 1978 bestehende Verwaltungsgemeinschaft, die Kläranlage und den Schulverband. Selbst als es darum ging, die verbliebenen Schüler auf die beiden Schulhäuser zu verteilen, zählten die vernünftigen Argumente und sonst nichts, so Escher.
Kooperation gibt es laut Plecher Bürgermeister auch bei manchen Vereinen. So arbeiteten die Heimatvereine bei der Wegemarkierung zusammen. Manche Gruppen haben einen „Bindestrich-Namen“ wie der Bund der Selbstständigen Betzenstein-Plech und der CSU-Ortsverband Betzenstein-Plech.
Beim Fußball tendieren die Plecher allerdings eher in Richtung Süden (Velden, Neuhaus). Nachdem sie dort mit den Seniorenmannschaften in gleichen Spielkreisen sind, entwickelt sich auch die Zusammenarbeit im Jugendbereich in diese Richtung.
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