Rentnerin in Heroldsberg vergewaltigt: Mann vor Gericht
25.7.2017, 06:00 UhrKann ein Mensch seine Sexualität ein Leben lang unterdrücken? Hawiel P. (Name geändert) sollte genau dies lernen - er habe eine Vorliebe, so sagt er vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, für deutlich ältere Damen. Offenbar kommt ein Hang zur Gewalt hinzu.
P. erklärt dies mit einer frühen sexuellen Erfahrung mit seinem Kindermädchen, ob er damals selbst missbraucht wurde, bleibt unklar. Sehr deutlich wird dagegen, dass er genau weiß, dass er kein Recht hat, Frauen zu sexuellen Handlungen zu zwingen. Hawiel P. ist einschlägig vorbestraft, als Sexualstraftäter wurde er bereits im Jahr 2011 zu fünf Jahren Jugendhaft verurteilt. Dabei saß er nicht nur seine Strafe ab; er nahm auch an einer Therapie teil, um zu begreifen, dass er seinen Opfern großen Schaden zufügt, sie womöglich für den Rest ihres Lebens traumatisiert.
Weil sein Rückfallrisiko als hoch galt, speicherte man seine Gefährlichkeit in "Heads". "Heads" steht für den sperrigen Namen "Haft-Entlassenen-Auskunfts-Datei-Sexualstraftäter". Das bedeutet, dass Kripo-Beamte auch nach der Haftentlassung regelmäßig zu Besuch kommen. Und doch sitzt Hawiel P. (Verteidiger: Jochen Horn, Yvonne Kaiser) nun wieder vor Gericht, weil er im vergangenen Herbst seine Fantasien erneut in Taten umsetzte: Vergewaltigung und schwere Vergewaltigung in Tateinheit mit vorsätzlicher Körperverletzung hält ihm Staatsanwältin Kristina Dürr vor - und wenn die 13. Strafkammer der Anklage folgt, erwartet ihn eine langjährige Freiheitsstrafe.
Auf dem Heimweg verfolgt
Im September 2016 traf er eine damals 60-jährige Frau aus Heroldsberg in der Gräfenbergbahn, verfolgte sie auf ihrem Nachhauseweg und zwang sie zu Oralverkehr. Bevor es zu einer weiteren Vergewaltigung kommen konnte, gelang es der Frau, in ihr Wohnhaus zu flüchten. P. räumt diesen Übergriff ein, behauptet jedoch, dass er die Frau für eine Prostituierte hielt. Er will geglaubt haben, von ihr kostenlosen Sex zu bekommen.
Wochen später fuhr er erneut nach Heroldsberg, diesmal klingelte er unter dem Vorwand, ein Paket abgeben zu wollen, an der Wohnungstür einer damals 67-Jährigen. Als sie öffnete, drängte er sie in ihre Wohnung, fesselte sie und verging sich an ihr. Mit zwei angebrochenen Halswirbeln und Prellungen im Gesicht und am Oberkörper ließ er sie zurück. P. hat die Tat eingeräumt.
Die Strafkammer rechnet mit fünf weiteren Verhandlungstagen.