Begegnungen bauen Brücken der Toleranz
9.10.2015, 18:27 UhrBegegnungen also. Darum geht’s. „Ich habe gemerkt, dass Toleranz ein Thema an unserer Schule sein muss“, sagt Anja Knieling. Da würden so viele unreflektierte Vorbehalte in den Kinderköpfen stecken. Gegenüber Migranten, Behinderten, Wohnungslosen. Gegenüber Armen, Alten, Schwachen. Aber auch gegenüber Schülern des Gymnasiums, den „Schnöseln“.
Drum lief im vergangenen Schuljahr eine gemeinsame Freizeit ab. Ein Begegnungswochenende zwischen Rother Gymnasiasten und Förderzentrums-Pennälern. „War toll“, schwärmt Schulsozialarbeiterin Knieling noch immer übers gymnasiale Praxis-Seminar, das so manches Vorurteil aus dem Weg geräumt hätte. Auf beiden Seiten. De facto. Denn eine weitere, schulübergreifende (Back-)Kooperation zugunsten von Flüchtlingskindern schloss sich alsbald an.
So kann´s gehen, so soll´s gehen. Vor allem weitergehen. Also suchte Knieling den Kontakt zu Pfarrer Martin Dorner. Der nämlich hatte 2010 mit der Konzeptentwicklung des „Diakonischen Lernens“ begonnen.
„Unter Diakonie versteht man alle Aspekte des Dienstes am Menschen im kirchlichen Rahmen“, weiß Wikipedia. „Diakonisches Lernen“ meint demgemäß: Schüler unterschiedlicher Schularten erhalten die Möglichkeit, sich im Zuge von Unterricht und Lehrplan durch Vermittlung der Diakonie an Orten zu engagieren, wo soziales Handeln das Miteinander prägt. Es kann die Wärmestube für Obdachlose sein, die Flüchtlingsunterkunft, der integrative Kindergarten, das Behindertenzentrum, das Heim für Senioren, für psychisch Kranke - oder eben ein sonderpädagogisches Förderzentrum.
Doch egal, wo. Die sich engagierenden Schüler „machen die nützliche Erfahrung, nützlich zu sein – und das gibt ihnen ein gutes Gefühl. Sie merken, dass Religion auch eine praktische Seite hat“, fasst Theologie-Professor Dr. Michael Fricke von der Uni Regensburg zusammen, der mit Projektleiter Dorner ein Buch übers „Diakonische Lernen“ verfasst hat.
Voraussetzung für jedweden Positiveffekt sei, so geht´s aus dem Internet (www. diakonisches-lernen.de) hervor, dass die Kinder und Jugendlichen eine „echte Aufgabe“ am jeweiligen Lernort vorfänden; dass Anleitung und Reflexion garantiert wären. Dann klappe es auch mit diakonischen Aktionen oder Aktionstagen, mit Praktika, P-Seminar-Projekten oder regelmäßigen Schülerbesuchen, in Form von Patenschaften etwa. Dann würde im Idealfall soziale Bildung transportiert. Nachhaltig.
Am Förderzentrum ist das harmonische Zukunftsmusik. Vorerst. Obgleich Anja Knieling „den Wert von Begegnungen schon länger erkannt“ und intensiviert hat. So gibt es bereits einen kleinen Zirkel (erwachsener) Ehrenamtlicher, die regelmäßig im Frühstückstreff, in der Kleiderkammer oder im Nachmittagsangebot des Förderzentrums ihr Scherflein beisteuern. „Da kommt was rüber“, durfte Knieling dankbar erfahren.
Zeichen setzen
Mit der Teilnahme am Projekt „Diakonisches Lernen“ wolle man nun ein weiteres Zeichen setzen: „Dahingehend, dass wir uns als besondere Schule in die Gesellschaft hinein öffnen“, erklärt die Sozialpädagogin.
„Akzeptanz und Toleranz“ für junge Menschen mit Teilleistungsstörungen, Lernschwächen, Anpassungsschwierigkeiten oder sozial-emotionalen Problemen zu wecken – das sei der Sinn an der Sache. Auf die Begegnung mit Schülern anderer Schularten freue sie sich umso mehr, als man „überhaupt noch nicht weiß, was da alles draus wachsen kann.“ Doch wenn die „Schule am Stadtpark“ als frischgebackener diakonischer Lernort „hoffentlich verstärkt“ mit Grund-, Real-, Berufsschülern oder Gymnasiasten in Kontakt trete, so sei das nur eine Seite der Medaille.
Die „Stadtparkler“ hätten ja selbst auch Gelegenheit, andere diakonische Lernorte in Bayern aufzusuchen und „dort ihren Horizont zu verbreitern“. Die Reichweite wäre enorm, das Spektrum auch, findet Anja Knieling.
Und sie ist sicher: Eine Sensibilisierung für etwaige Randgruppen dieser Gesellschaft „vermittelt neue, bereichernde Perspektiven“. Immer. Perspektiven, die auch wirkliche „Schnösel“ eines Besseren belehren könnten...
www. diakonisches-lernen.de
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