Die neue Distel des Rother Bund Naturschutz sticht
13.2.2019, 06:00 UhrDas Volksbegehren "Stoppt das Artensterben" sei aktuell ein "heißes Eisen" und beschäftige den Bund Naturschutz unerwartet sehr, erklärte BN-Kreisgeschäftsführer Richard Radle: "Besonders seitens der Landwirtschaft bildet sich eine breite Front." Laut Radle würden viele "wüste Behauptungen" in die Welt gesetzt, die nicht der Wahrheit entsprächen. "Es werden viele falsche Tatsachen auf den Tisch gelegt", moniert Radle enttäuscht. Auch Fischereivereine würden sich gegen das Begehren aussprechen. Dort befürchte man, dass Angler durch einen zehn Meter breiten Schutzstreifen entlang der Gewässernicht mehr zum Fischen an die Gewässer kommen würden.
"Alles Quatsch", entschärfte Radle. Gefordert würden lediglich fünf Meter am Rand der Äcker: "Dort soll nichts bewirtschaftet werden, um den Insekten einen natürlichen Lebensraum zu verschaffen. Eine solche Fläche kann jederzeit betreten werden." Und: Es ginge ausschließlich um Ackerflächen. Wiesen und dergleichen seien überhaupt nicht betroffen. Der Bund Naturschutz habe deshalb gerade viel zu tun, um aufzuklären: "Da hilft nur sprechen und die falschen Informationen zu widerlegen."
Ordentlicher Keil
Radles Stellvertreter, Stefan Pieger, aus Wendelstein ist ebenfalls der Meinung, dass im Rahmen des Volksbegehrens viel "dramatisiert" werde: "Es ist Wahnsinn, was für eine Stimmung gemacht wird." Es handle sich lediglich um Minimalforderungen, um Blumen und Gräsern eine Chance einzuräumen, natürlich zu wachsen. Beide betonen mit Nachdruck, dass sich das Volksbegehren keineswegs gegen die Landwirtschaft richten würde – im Gegenteil.
Es gebe zahlreiche Bauern, die das Vorhaben unterstützen würden. Doch: "Der Bauernverband hat einen ordentlichen Keil hineingetrieben", so Kreisvorsitzende Dr. Beate Grüner. "Ich bin schockiert über diesen großen Aufschrei." Es werde mit sehr viel Ängsten gearbeitet und nicht mit Fakten, ist sich Richard Radle sicher: "Das ist nicht fair."
Auch die Stärkung von Lebensmitteln auf dem Biomarkt-Sektor liegt den Naturschützern sehr am Herzen. Derzeit würden lediglich zehn Prozent der Waren das Siegel "Bio" tragen und es würden noch zu viele Lebensmittel importiert werden. "Das ist unerträglich", erklärte Stefan Pieger. Es ginge nach wie vor darum, die Preise zu drücken. Wünschenswert wären 30 Prozent Bio-Lebensmittel in den Ladenregalen. In Österreich wurde dieser Anteil bereits erzielt – dort habe man bereits die "Nase vorne".
Mehr Bio in Schulen
Handlungsbedarf sieht Richard Radle auch beim Staat. Es sollten Bio-Produkte insbesondere in Kantinen und Schulen angeboten werden. Der Bund Naturschutz bemühe sich seit Jahren darum, dass hierfür eine entsprechende Gesetzesgrundlage geschaffen werde. Beispielsweise habe man auch die Bürgermeister im ganzen Landkreis aufgerufen, hier etwas zu unternehmen: "Leider vergebens. Mehr können wir nicht mehr tun."
Bei der Vorstellung der neuen "Distel" gab es allerdings auch positive Meldungen. Die Jugendgruppe des Ortsverbandes Wendelstein würde beispielsweise sehr gut besucht werden und auch die Mitgliederzahl im Landkreis Roth halte sich konstant bei knapp 3000 Menschen. Darüber hinaus habe der Bund Naturschutz Nachweise gesammelt, dass sich im Landkreisgebiet die seltenen Wildkatzen aufhalten. In dem 24-seitigen Magazin gibt es ferner viele Informationen über lokale Direktvermarkter mit Bio-Lebensmitteln und natürlich den Veranstaltungskalender für das nächste halbe Jahr.
Die Distel kann kostenlos beim Bund Naturschutz in der Traubengasse bezogen werden. Auch liegt das Magazin in vielen Rathäusern und im Landratsamt Roth aus.
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