Eckiges muss ins Runde
27.9.2015, 17:29 UhrImmer wieder fliegen die handtellergroßen, quadratischen Säckchen quer durch die Halle. Wenn die schwarzen oder roten Spielgeräte eines der acht Meter entfernt aufgebauten, leicht schräg stehenden Holzbretter treffen, gibt es ein dumpfes Klatschen. Für noch mehr Freude sorgt bei den Spielern allerdings, wenn sie nichts hören. Denn dann haben sie meist genau ins Schwarze getroffen und das Bag, so heißt das 400 Gramm schwere, mit Mais gefüllte Wurfsäcken, im Loch in der Mitte des Brettes versenkt. „Das gibt dann drei Punkte“, erklärt Christian Blume.
Säckchen auf dem Board
„Bleibt das Säckchen dagegen nur auf dem Brett, dem sogenannten Board liegen, dann erhält der Spieler bloß einen Punkt.“ Der Unternehmer aus Lindhorst bei Hannover muss es wissen. Schließlich ist er nicht nur der Vorsitzende des Deutschen Cornhole Verbandes, sondern auch dafür verantwortlich, dass dieses Spiel überhaupt in Deutschland Fuß gefasst hat.
Während eines USA-Urlaubs sah er das „Wurfgeschicklichkeitsspiel“, wie er es auf den Punkt bringt, vor Jahren in einer Kneipe zum ersten Mal. In Amerika sei das Spiel sehr populär, es gebe feste Ligen, so Blume, und bei Turnieren gehe es teilweise um richtig hohe Preisgelder. Bereits nach den ersten eigenen Versuchen, erzählt er weiter, habe ihn die Sache nicht mehr losgelassen. Zurück in Deutschland verhalf dem Spiel der Zufall zu einem gewissen Bekanntheitsgrad. 2011 reichte Christian Blume Cornhole aus Spaß als Disziplinvorschlag bei „Schlag den Raab“ ein. Den Produzenten gefiel die Idee so gut, dass sie das Spiel prompt in ihre Show aufnahmen. Danach ging es recht schnell: 2012 fanden die ersten deutschen Meisterschaften statt, es wurden die ersten Vereine gegründet, ein Wettkampf nach dem anderen kam dazu.
In Franken steckt Cornhole jedoch noch in den Kinderschuhen. Nicht zuletzt deshalb hat die Masse der Starter beim Franken Masters eine mehrere hundert Kilometer lange Anreise hinter sich. Bis aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und von der deutsch-luxemburgischen Grenze kommen die Cornhole-Enthusiasten.
Aber zumindest einige Starter aus Nürnberg und dem Landkreis halten die fränkischen Fahnen hoch. Denn auch in der Region findet das Maissäckchenzielwerfen langsam, aber sicher mehr Anhänger. Quasi ein Pionier in Sachen Cornhole im Landkreis Roth ist Hermann Sammiller. Der Untermässinger sah zufällig eben jene „Schlag den Raab“-Folge, bei der Cornhole gespielt wurde. Die Sache gefiel ihm so gut, dass er sich kurzerhand seine eigenen Bags und Boards bastelte.
Aber anstatt allein daheim mit seiner Familie zu spielen, baut er das Spiel seitdem bei unterschiedlichsten Gelegenheiten auf. Und es kommt gut an. Egal ob bei sich im Hof, am Festplatz in Greding oder im Rahmen des Ferienprogramms, das Ganze erregt Aufmerksamkeit. „Es bleiben immer Leute stehen, schauen es sich an und wollen am Ende selbst spielen.“
Mittlerweile finden in Greding sogar eine Art inoffizielle Cornhole-Weltmeisterschaften statt. Denn seit Sammiller seine Holzbretter freitagabends am Festplatz aufstellt, kommen regelmäßig in der Nähe untergebrachte Asylbewerber vorbei, die mitspielen wollen. „Da spielen Äthiopier gegen Pakistani, und alle haben einen Riesenspaß“, freut er sich. Sogar „einige richtig Gute“ seien dabei.
In Büchenbach sind allerdings nur sein Neffe und Sohn Max mit von der Partie. Während Hermann Sammiller verletzt pausieren muss, bekommt es sein Sohn im ersten Spiel gleich mit der deutschen Meisterin von 2014, Annette Timm, zu tun. Der 16-Jährige schlägt sich zwar wacker, zieht am Ende aber doch den Kürzeren gegen die Spielerin aus Pinneberg und landet im Endklassement auf Rang zehn.
Dass in Büchenbach überhaupt die Säckchen fliegen, ist nicht zuletzt Michael Weishäupl und – wieder einmal – einem glücklichen Umstand zu verdanken. Eigentlich hätte das dritte und letzte Turnier der German Cornhole Series 2015 nämlich in Erfurt stattfinden sollen. Doch nach dem kurzfristigen Rückzug des dortigen Ausrichters musste schnell ein anderer Austragungsort gefunden werden. Weishäupl, der auch über Hermann Sammiller zum Cornhole kam, sagte spontan zu.
Nur zwei Monate Zeit
Dem Rothauracher, der für den derzeit einzigen Verein der Region, die Schnepfenreuther Einlocher aus Nürnberg, spielt, blieben nur zwei Monate Zeit, um das Turnier auf die Beine zu stellen. Und da in Roth keine Halle zu bekommen gewesen sei, erzählt der Rothauracher, habe man sich letztlich für die Büchenbacher Turnhalle entschieden.
Nach mehreren Dutzend Spielen und etlichen Stunden stehen schließlich die Sieger des ersten Franken Masters fest. Unter dem Strich können die Starter der Umgebung durchaus zufrieden sein: Bei den Damen holt Katrin Weishäupl den Sieg. Mit Anja Rotter schafft sogar noch eine zweite Rothauracherin den Sprung aufs Treppchen. Bei ihrem ersten Wettkampf sichert sie sich gleich den dritten Platz.
Bei den Herren erzielt der Nürnberger René Schindler von den Schnepfenreuther Einlochern mit Platz fünf das beste Ergebnis, Michael Weishäupl selbst wird Neunter. Nächstes Jahr würde man gerne wieder ein Franken Masters ausrichten, lässt er wissen.
Sein zweites Ziel ist es, dass bis dahin ein Cornhole-Verein im Landkreis Roth existiert. Wer den Spaß also selbst einmal ausprobieren möchte, kann sich gerne bei ihm melden unter der Telefonnummer
(0 91 71) 89 95 15.
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