Für Bayerns Elite in den Landtag
26.8.2013, 00:00 UhrVor 30 Jahren begeht der gebürtige Nürnberger Stadtflucht. Er findet für sich und seine Familie in Roth bezahlbaren Wohnraum, und fühlt sich in der „süßen, aber ein wenig verschlafen wirkenden fränkischen Kleinstadt“ von der ersten Sekunde an wohl und auch integriert. „Da kriegst Du alles, was man zum Leben braucht.“
Gattenlöhner ist Industriemeister der Elektrotechnik und als SPS-Techniker in verschiedenen Industriezweigen tätig. Im Jahr 2000 macht er sich selbstständig. Als freiberuflicher Sicherheitstechniker berät er Bauherren und Unternehmen auf dem Gebiet der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes und der Unfallverhütung.
Sein Hobby: die „Partei für Franken“. Sein Ziel: Franken auf gleiche Augenhöhe wie Oberbayern zu bringen. So hat er nicht immer gedacht. Nato-Doppelbeschluss, Pershing II, Franz Josef Strauß und die Abrüstungsinitiativen – Gattenlöhner interessiert sich schon früh für Politik. Er schließt sich in den 1980er Jahren den Jusos in Roth an, wird sogar deren Vorsitzender und steigt bis zum stellvertretenden SPD-Ortsvereinsvorsitzenden auf. Dann verkracht er sich mit seiner Partei, weil er das Reißverschlusssystem (auf einen Mann folgt eine Frau) bei der Vergabe der Listenplätze nicht mitträgt. Mit der SPD-Politik hat er heute nichts mehr am Hut.
Nach seinem Parteiaustritt verheiratet er sich erneut. Zusammen mit seiner Frau Elke modelt er das Haus um. Wohnlich und hübsch eingerichtet wollen sie es haben. „Fast jeder Gegenstand hat seine eigene Geschichte“, verrät er. Auch der Garten ist so gestaltet, dass man schnell erkennt, dass alles mit Ideen und Liebe angelegt worden ist. Ein Idyll zum Wohlfühlen und zum Erholen.
Musik als Ausgleich
Auch die Musik ist für ihn Ausgleich. Er spielt in seiner Jugend zunächst Gitarre, und bringt sich, weil der ursprüngliche Drummer fast nie zum Üben kam, in sechs Wochen sogar das Schlagzeug spielen bei. Gattenlöhner spielt fortan in verschiedenen Bands. Später schließt er sich dem Gesangverein „Germania“, der Gesanggruppe „Die Ratibors“ und später „Ars Cantandi“ an.
Seit einiger Zeit jedoch klingelt das Telefon öfter als ihm lieb ist. Mal ist es der Fokus, mal die Süddeutsche Zeitung, mal kündigt sich der BR an. Das alles hat mit seinem Hobby zu tun. Franken seien halt Exoten in Bayern und stets für ein Statement gut.
Zum Chef der Parteifranken wird Gattenlöhner 2010 in Bamberg gewählt und 2012 einstimmig im Amt bestätigt. Schon in den ersten drei Wochen nach Parteigründung steht das Telefon nicht still. Seine „Partei für Franken“ beklagt die politische Fernsteuerung der Region durch München. „Hier müssen wir ansetzen“.
Zur Bürgermeisterwahl in Roth wird er nicht zugelassen. Es gibt zu wenig Unterstützer, um den „Wahlvorschlagsträger“. Jetzt also die Bezirks- und Landtagswahl, 2014 rücken Europa- und Kommunalwahl ins Visier. „Als fränkische Partei betreten wir hier absolutes Neuland und schreiben sowohl fränkische als auch bayerische Geschichte“, sagt Gattenlöhner.
Seine Frau verwaltet das Büro, während er seinem Beruf nachgeht. Um die Parteigeschäfte kümmert er sich unter Tags auf seinen Geschäftsfahrten von Termin zu Termin. Bei der wenigen Freizeit, die bleibt, wollen die Gattenlöhners nicht von gewissen Ritualen lassen. Wie das morgendliche Zeitung lesen. Und das Diskutieren über politische Themen. „Mir passt so einiges nicht an der momentanen Politik“, ist seinem Mienenspiel abzulesen.
Sein Ziel: die Fünf-Prozent-Hürde bei der Landtagswahl zu knacken. Das wären 480000 Wählerstimmen, sinniert Gattenlöhner. Aufgeben? „Nein!“ Schließlich habe Aiwanger (Landesvorsitzender der Freien Wähler) auch mehrere Versuche gebraucht.
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