In Afrika statt dem Bittsteller den Partner sehen
20.8.2007, 00:00 UhrEin Schwerpunkt der Reise mit ihrem dicht gedrängtem Programm war die Sicherheitspolitik. Marina Schuster traf mit ihren Abgeordnetenkollegen die Bundeswehrberatergruppe in Abuja, Nigeria. Dort sprach Marina Schuster mit dem Ingolstädter Oberstleutnant Anton Rackl, der nun seit zwei Jahren in der Lehrwerkstatt in Abuja seinen Dienst tut. Dort unterweist er nigerianischen Soldaten in der Reparatur von Einsatzfahrzeugen, angefangen vom Lkw bis zum Unimog.
Auch das Militärkrankenhaus, das die Jahre zuvor in einem katastrophalen Zustand gewesen ist, hat Rackl mit seinen fünf deutschen Kameraden, zusammen mit nigerianischen Soldaten renoviert. Marina Schuster zeigte sich beeindruckt von der Leistung der deutschen Soldaten. «Viele Menschen daheim können gar nicht wissen, was hier geleistet wird», so Schuster.
Beide Länder, Ghana und Nigeria, spielen auf dem afrikanischen Kontinent eine wichtige Rolle - beide sind zunehmend bereit, regionale und globale Verantwortung zu übernehmen, nicht nur, wenn es darum geht, Soldaten für Missionen der Afrikanischen Union (AU) oder der Vereinten Nationen (VN) auf dem afrikanischen Kontinent zur Verfügung zu stellen. Es folgten für die deutsche Delegation ein Besuch bei der Parlamentspräsidentin und der «Economic and Financial Crimes Commission (EFCC)», einer 1300 Mann starken Behörde, die den Kampf gegen die Korruption begonnen hat und bereits erste Erfolge aufweisen kann. Nach eineinhalb Tagen ging es weiter nach Ghana. Das Programm war dicht gedrängt. «Für Land und Leute bleibt da keine Zeit. Wir sind von Gespräch zu Gespräch gefahren», so Marina Schuster. Zweite Station der Reise war Accra, Hauptstadt Ghanas. Ghana wird gerne als der Musterschüler Westafrikas bezeichnet. Und in der Tat kann Ghana einiges vorweisen: Wirtschaftlich steht es mit
Wachstumsraten von über sechs Prozent gut da und nimmt auch politisch eine führende Rolle in Westafrika ein. Politisch hat Ghana seit 1992 eine demokratische Verfassung. Einer der bekanntesten Bürger Ghanas ist Kofi Annan, ehemaliger UN-Generalsekretär.
Die Delegation konnte sich davon überzeugen, wie ein so genanntes «Leuchtturmprojekt» funktioniert, das Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre (KAIPTC). Das KAIPTC ist eine regionale Akademie zur Ausbildung von afrikanischen Teilnehmern an Friedensmissionen vor allem in Westafrika. Außerdem ist es eine Forschungs- und Lehreinrichtung im Bereich der Friedenseinsätze.
Seit seiner Gründung im Jahre 2001 wurde es von Deutschland kräftig unterstützt. Seit September 2003 werden am KAIPTC Kurse, Seminare und Workshops für zivile und militärische Führungskräfte zu den politischen, militärischen, legalen und humanitären Aspekten von Friedensmissionen angeboten.
Marina Schusters Fazit nach dieser anstrengenden, aber «erkenntnisreichen» Tour: «Eines hat sich für mich wieder eindringlich bestätigt: Wir dürfen Afrika bei all seinen Problemen nicht mehr nur mit Katastrophen, Hungersnot und Entwicklungshilfe gleichsetzen. Dieser Kontinent verdient es, als Partner betrachtet zu werden - dazu gehört es, dass Afrikaner auch ihre Sicherheitspolitik zunehmend in eigene Verantwortung nehmen.»
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