In mehreren Stufen bis zum Führerschein?
30.6.2011, 00:00 Uhr„Die Erfahrung zeigt, dass Fahranfänger einfach schneller fahren, als es ihrem Können entspricht“ weiß Otto Hamperl, Chef der Hilpoltsteiner Polizeiinspektion. Das „Österreicher Modell“ hält er daher für eine gute Sache. Bei diesem mehrstufigen Führerscheinmodell erhalten Fahrneulinge nach bestandener Prüfung vorerst Probe-Führerscheine. Nach zwei bis vier Monaten steht eine erneute, fast zweistündige Fahrt mit dem Fahrlehrer an. Nach sechs bis zwölf Monaten ist eine zweite Fahrt Pflicht. Zusätzlich muss der junge Fahrer ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. Für die Führerscheinanwärter in Österreich fällt damit neben dem zusätzlichen Zeitaufwand ein Mehrbetrag von rund 200 Euro für ihren Autoführerschein an.
Gute Sache
Polizist Otto Hamperl hält schon das „begleitete Fahren mit 17“ für eine gute Sache. Waren im Jahr 2009 auf den Straßen im südlichen Landkreis bei 918 Unfällen 68 Unfallverursacher im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, so reduzierte sich ihr Anteil im vergangenen Jahr bei 919 Unfällen auf 58 Jugendliche. Der wenn auch geringe Rückgang könnte bereits mit einer positiven Bilanz des begleiteten Fahrens in Verbindung gebracht werden, so Hamperl.
Deswegen betrachtet er auch das mehrstufige Führerscheinmodell als sehr sinnvoll: „Die Neulinge fangen an zu fahren und es schleichen sich schnell Fehler ein. Deswegen ist es sehr gut, wenn ein ausgebildeter Fahrlehrer nachschaut, ob der Fahranfänger die Theorie verstanden hat und im täglichen Verkehr anwenden kann“.
Dieser Meinung ist auch der Thalmässinger Fahrlehrer Hans Schröder. Er selbst hat sich bei dem Modell der zweiten Ausbildungsphase FSF engagiert. FSF steht für „Fortbildungsseminar für Fahranfänger“. Wer daran teilnahm, konnte seine Probezeit von zwei auf ein Jahr verkürzen. Das Modell lief jedoch im vergangenen Jahr aus.
Schröder bedauert dies, da er eine Nachbetreuung für sehr wichtig hält. Allerdings sieht er in freiwilligen Seminaren ein entscheidendes Problem: „Diejenigen, die es können, beteiligen sich gern, doch die Fahrschüler, die das Seminar eigentlich bräuchten, sind oftmals zu sehr von sich selbst überzeugt und kommen nicht zu den Seminaren.“
Auch er hält das begleitete Fahren ab 17 Jahren für eine der besten Verbesserungen der vergangenen Jahre. „Die Fahrschüler werden nicht ins kalte Wasser geworfen und sind mit einem erfahrenen Beifahrer unterwegs“, bekräftigt Schröder. Viel sinnvoller sei es doch, präventiv zu arbeiten als dann lästige Strafen zu kassieren. Oft werde einfach an der falschen Stelle gespart, glaubt der Fahrlehrer. Denn bei einem Unfall entstehe im Ernstfall nicht immer „nur“ materieller Schaden.
Training für Anfänger wichtig
Die Idee eines mehrstufigen Führerscheinmodells findet auch der Hilpoltsteiner Fahrlehrer Josef Gaukler sehr gut. Er habe sich selbst schon Gedanken gemacht, wie man Fahrschüler nach der Prüfung betreuen könnte, so Gaukler. Er bedauert, dass sich das in Hilpoltstein geplante Fahrsicherheitszentrum nicht durchsetzen konnte. Seiner Meinung nach sei dieses Training gerade für einen Fahranfänger wichtig, der sein Auto noch nicht richtig beherrsche. Zu sehen, wie das Auto in den verschiedenen Situationen reagiere, hinterlasse bei den Fahrern bleibende Wirkung, betont Gaukler. Doch auch er sieht das Problem darin, dass Betroffene zum einen die Mehrkosten für ein Fahrsicherheitstraining scheuen würden, zum anderen würden freiwillige Angebote nicht so gut angenommen.
Gaukler zweifelt beim mehrstufigen Führerscheinmodell in Österreich an der Umsetzung: „Es gab immer wieder Ansätze, letztlich wird dann aber viel zerredet“, sagt der Fahrlehrer. Ihm fehlt aber auch der theoretische Teil bei dem mehrstufigen Modell. Deswegen fände er es besser, nachschulende Gruppenseminare mit ins Programm zu nehmen, wie es beim FSF-Modell der Fall war. Dass Fahranfänger ihre gegenseitigen Erfahrungen austauschen könnten, ist für Gaukler ein wesentlicher Aspekt bei der Nachbetreuung der Führerscheinneulinge.