Mehr Freiheit für die Gredinger Mehlbeere
3.8.2016, 14:56 UhrAn was es dem botanischen Juwel am stärksten mangelt, ist schlicht die Freiheit. Denn es will neben einem kalkhaltigen und warmen Boden vor allem Licht. Und das wird der pflanzlichen Rarität immer mehr geraubt. Andere, langlebige und konkurrenzstarke Baumarten wie die Buche verdunkeln buchstäblich ihr Lebensumfeld. Sie wehrt sich auf ihre Weise und lässt Stamm und Zweige oft in Bogenform der Sonne entgegenwachsen. Doch langfristig ist Hilfe durch den Menschen nötig.
So macht es bei einem Pressegespräch am Hang des Pfaffenbergs (neben einem kleinen Areal bei Mettendorf der Hauptstandort der globalen Seltenheit) Andrea Kerskes von der Regierung von Mittelfranken unmissverständlich deutlich. Es brauche kontinuierliche Pflegemaßnahmen. Wo es möglich ist, sollte der „Sorbus schuwerkiorum“ freigestellt werden.
Bei der Verbreitung ist man derzeit allerdings noch in erster Linie auf die Vögel angewiesen. Vielleicht gäbe es ja im Raum Greding schon pflanzlichen Nachwuchs, den es natürlich zu schützen gelte. Unter Kerskes' Regie wurde bereits vor 15 Jahren eine erste Bestandsaufnahme durchgeführt. In Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Mittelfranken (LPV) erfolgten darauf auf Flächen der Stadt Greding erste Freistellungsmaßnahmen. Im vergangenen Jahr erstellte Philipp Kirchlechner vom Rother Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine neuerliche Kartierung – mit überraschenden Ergebnissen. Zwei Bäume waren nämlich verschwunden, einige neue aber wurden an anderer Stelle entdeckt.
Nun sind die acht Waldbesitzer gefragt, auf deren Böden die seltene Baumart zuhause ist. Neben einem halben Dutzend privater Eigner befinden sich darunter auch die Großgemeinde und der Landkreis, die beide mit gutem Beispiel vorangehen. Letztere Gebietskörperschaft erwarb 2015 zu seinen beiden bisherigen zwei weitere Grundstücke, auf denen die Gredinger Mehlbeere zuhause ist. Ermöglicht haben dies sogenannte Ersatzgelder, die der Kreis bekommt, wenn bei Baumaßnahmen keine Ausgleichsflächen ausgewiesen werden können.
Nun geht es an die Freistellung der Baumraritäten. „Da gibt es noch viel zu tun...“, so Thomas Weimert von der Unteren Naturschutzbehörde. „Wir können diesen Baum nirgendwo anders schützen als hier.“ Was auch noch positive Nebeneffekte mit sich bringt, wie Stefanie Haacke vom LPV erläutert. Denn auch andere wärme- und lichtliebende Arten wie die Graslilie oder so manche Orchideenart profitieren von den Maßnahmen. Die Auflichtungen erhöhten so die Vielfalt.
Über das Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten sollen in den nächsten Wochen alle betreffenden Waldbesitzer kontaktiert werden. Die Behörde will überdies auch Tipps für weitere Maßnahmen zum klimaverträglichen Waldumbau und den entsprechenden Fördermöglicheiten geben. Auch der Erhalt seltener Baumarten selbst könnte künftig förderfähig sein. Dieser Topf ist derzeit aber noch zu. Er öffnet sich vielleicht im nächsten Doppelhaushalt. Das sei auch, so die einhellige Meinung beim Pressetermin am Pfaffenberg, „zwingend erforderlich“.
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