Nicht nur für Jungs

28.6.2013, 00:00 Uhr
Nicht nur für Jungs

© Graff

„Hier ist der Ball!“, ruft Peter Smutna. Und schon rennen sie. Gemeint ist eine buntgemischte Klasse 13-jähriger Mädchen der siebten Jahrgangsstufe. Nur eine Viertelstunde auf dem Sportplatz des Gymnasiums reicht dem österreichischen Rugby-Nationaltrainer, um aus einer vorsichtig-zaghaften Mädchen-Sportklasse zwei begeistert um den Ball ringende und kämpfende Teams zu machen.

Teamgeist ist gefragt

Wenige Minuten vorher waren sie noch vorsichtig-skeptisch am Rande des Sportplatzes gestanden. „Ist wohl eher was für Jungs“, vermutet die eine, „kriegen wir gar keine Schutzausrüstung?“, will die andere wissen. Schnell hat Peter Smutna ein paar einfache Regeln erklärt und klargemacht: Rugby ist keine wilde Prügelei, sondern ein wertegeleiteter Mannschaftssport. Körperkontakt ist erlaubt und erwünscht, Schlagen, Stoßen, Schubsen und Treten sind aber tabu. Das „Stop!“ des Schiedsrichters unterbricht das Spiel sofort und unbedingt. Es geht um Teamgeist und Kontakt, nicht um Einzelleistung und technische Brillianz. „Beim Rugby brauchen wir auch die, die sonst nicht so zum Zuge kommen, nicht nur die schnellsten und geschicktesten, sondern auch die, die Raum greifen können, die Stehvermögen und auch mal ein paar Kilos mehr mit ins Spiel bringen. Deshalb macht das Spiel gerade auch denen Spaß, die im Sportunterricht sonst eher mal am Rande stehen“, erläutert Wolfgang Suft, der seit einem halben Jahr ehrenamtlich mit seinen Trainern im Raum Nürnberg durch die Schulen zieht, um Werbung für einen Sport zu machen, der in Deutschland kaum wahrgenommen wird oder ein unzutreffendes Prügel-Image hat.

Über einen Zeitungsbericht waren die Teilnehmer des P-Seminars von Sportlehrer Peter Grützner auf die Initiative 4rugby aufmerksam geworden und haben dort genau das gefunden, was sie für ihre Sportwoche gesucht haben: „Tolle Partner, einen tollen Sport und ein super Angebot für die jüngeren Schüler“. „Wir haben es zuerst selber ausprobiert“, erzählt Seminarteilnehmerin Sandrina, und wir waren sofort begeistert“. Jetzt hofft sie mit ihren Seminarkollegen Marc und Henri, dass die Sportwoche in der Schule ein bleibendes Ei gelegt hat: „Die teilnehmenden Klassen und die Lehrer waren so begeistert, dass wir uns wünschen, dass nächstes Jahr vielleicht eine Rugby-AG an der Schule entstehen könnte.“ „Das ist genau das, was auch wir hoffen und gerne unterstützen“, freuen sich die Vertreter des Fördervereins.

Neben der Jagd nach dem unrunden Ball durften die Gymnasiasten bei der Sportwoche zwei weitere Sportarten ausprobieren, die als „hip“ und „cool“ gelten, in denen die wenigsten Kinder und Jugendlichen aber selbst aktiv sind. Mit Jan und Moritz hat das P-Seminar zwei Parcours-Cracks in den eigenen Reihen, die eindrucks-

voll demonstrieren können, welche Schnippchen man der Schwerkraft schlagen kann.

Die Idee dieses jungen Sports ist es eigentlich, Hindernisse im öffentlichen Raum spektakulär mit Sprüngen Überschlägen und akrobatischen Einlagen zu überwinden. In der Sportwoche wurde dieser Ansatz in die Sporthalle geholt und ein Hindernis-Parcours aus Matten, Kästen, Reckstangen und Schwebebalken konstruiert, auf dem sich die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung probieren konnten. „Voll viel Spaß“ hat das gemacht, keuchten die Mädels nach der ersten Sportstunde, bevor sie zum Rugby auf den Sportplatz weiterzogen.

Kraft und Geschicklichkeit sind auch beim Bouldern gefragt. Dieses dritte Angebot der Sportwoche konnten allerdings nicht alle Klassen wahrnehmen. Dafür war ein Ausflug in die neue Kletterhalle des DAV nötig, der für alle Klassen den Zeitrahmen des Stundenplans gesprengt hätte.



Weil das Angebot der Sportwoche so gut angekommen ist, sollen auf alle Fälle alle Unterstufenklassen in den Genuss dieser besonderen Sport-

Doppelstunde kommen. Deshalb werden die Klassen, die noch nicht zum Zuge gekommen sind, in den nächsten Wochen noch einmal Besuch von den Rugby- und Parcours-Profis bekommen.

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