Obermässinger „Fosnatniegl“ feiern sportlich

16.1.2017, 16:28 Uhr
Obermässinger „Fosnatniegl“ feiern sportlich

Der Verein wäre dafür bestens vorbereitet und obendrein fit wie ein Turnschuh. Das macht schon der Einzug der Aktiven deutlich. Alle Gruppen haben sich jeweils eine Sportart als Motiv für Kleidung und Tanz ausgesucht, schon das Schaulaufen zu Beginn der Sitzung im vollen Saal weiß da zu begeistern. Im Bühnenbild dominiert ein großes Tor, vor dem sich vom Fuß- bis zum Tennisball die ganze Bandbreite der Ballsportarten wiederfindet.

Kommentiert wird der Reigen der Gruppen auf urkomische Weise von Daniel Schön alias Michael Buffer, die amerikanische Sportansagerlegende hat den Ruf geprägt: „Let's get ready to rumble!“ Und so lässt es auch Schön, nachdem er sich das Mikro von der Decke erhüpft hat, durch den Saal donnern. Zu jeder Mannschaft gibt es ein Geleitwort, vom Obermässingischen ins Englische Wort für Wort übersetzt: Die Boxer „gehm da oans auf die Glocke“ („give you one on the bell“) und die Moderatoren Thorsten Hundt (stellvertretender Vorsitzender) und Susanne Graf „sann net auf der Brennsuppn dahergschwumma“ („did not swim here on the burning soup“).

Trotzdem werden die beiden erst einmal von einer sprechenden Narrenkappe überrascht, die bald auf dem Kopf von Valentin Ochsenkühn landet und ihn so zum neuen Hofnarren kürt. Bevor Hundt zu einem verbalen Haken in Richtung Nachbarort ausholt — und trifft: „New York hat die Bronx – und Obermässing hat Untermässing!“ Denn von dort kommt das Ehepaar Bengl, das diesjährige Prinzenpaar: Seine Tollität Stephan I. und Ihre Lieblichkeit Silvia I. haben sich „von vielen Anwärtern qualifiziert“. Zu Regenten gekürt werden sie vom „obersten Richter des Niegllandes, Harry G-Punkt“, auch als Ortssprecher Harald Gerngroß bekannt.

Offene Tür

Der lässt die beiden natürlich erst einmal den „nötigen Asylantrag“ stellen und den Prinzen geloben, die Gesetze jenes Landes „nüchtern und betrunken zu erfüllen“. Die Prinzessin soll alles so wie er machen, bloß „a bisserl mehr“. Der goldene Kochlöffel ist natürlich dazu da, dem Gatten sein Lieblingsgericht zuzubereiten. Welches das ist, ergibt sich aus seinem vollen Namen: „Stephan I., der mit dem Kaiser schmarrt“. Die Prinzessin hat ihren Namen ihrem Modegeschmack zu verdanken: „Silvia I. die Rock-ige“. Beide geloben schweren Herzens, Untermässing während ihrer Regenschaft als „Obermässing II“ ins Nieglland einzugliedern. Bei sich zu Hause in der „Prinzensackgasse“ sollen sie zudem jedem die Tür zur Einkehr öffnen. Das stößt auf Jubel.

Ein lautes „Buh!“ hingegen erntet Hundt, als er ankündigt, den Prinzenwalzer heuer ausfallen zu lassen. Das ist aber nicht ernst gemeint, und so kann das Paar über das Parkett wirbeln. Es gibt eine tolle Choreografie zu sehen, sogar einige Hebefiguren sind dabei. Nach stürmischem Beifall werden die Smartphones gezückt – jeder will ein Foto mit den beiden.

Ein echter Augenschmaus

Dann können sich die Tanzgruppen die imaginäre Klinke in die Hand geben, ein echter Augenschmaus sind sie alle. Die „Bella Bambinos“ laden zum Zumba-Training ein, die „SamaMirs“ setzen noch eins drauf und toben als Turniertänzer übers Parkett. Die dröhnenden Motoren der Bobbycars verraten, dass die „Nieglnixen“ sich in die Welt der Formel eins wagen, und die „Crazy chickens“ hauen das Publikum einfach um – sie wandeln auf den Spuren von Boxstars wie Henry Maske.

Nicht geschlüpft sind die „Eier“ der „Mondancas“, was bei einem Football auch kein Wunder ist. Langen Atem beweisen die „Malmales“, die auf das Marathonmotiv setzen. Besonders starken Applaus gibt es immer vom als „Fanblock“ getarnten Vorstand, deren Mitgliedertrikots eigenartiger Weise alle die Nummer 13 tragen.

Dass alles klappt, dafür sorgen unter anderem Trainerin Kristina Kaiser als Ansprechpartnerin für die Tanzgruppen sowie Josef Schöll an der Technik, die hierfür beide eine Ehrung seitens des Fastnachtsverbands Franken erfahren. Zwischen den Auftritten laden „Ballabua & Friends“ zu den Tanzrunden und ein quietschvergnügter Außenreporter führt schräge Interviews mit ausgewählten Besuchern: Michael Dorner schlüpft mit seinen gerade mal 17 Jahren gekonnt in die Rolle des „Don R. Balken“.

Neun Monate Vorbereitung

Ein dreiviertel Jahr lang hat sich ein siebenköpfiges Vorbereitungsteam namens „Prunksitzung 2.0“ immer wieder getroffen, um Ideen auszubrüten. Auch das Spiel „Witz oder Pflicht“ hat es so ausgeheckt. Die Politpromis sollen Witze erzählen und bei Missfallen des Publikums ihre sportliche Fähigkeiten beweisen. Das trifft Landrat Herbert Eckstein, der zum Springseil greift. Gredings Vizebürgermeister Oswald Brigl lässt die Hula-Hoop-Reifen kreisen und beweist dabei unerwartetes Geschick.

Von ihm gibt es auch Lob für den Verein, der sich sehr gut um die Jugend kümmere und so die Tradition weiterleben lasse. Eigentlich „hättet ihr mal den Rathausschlüssel verdient“, folgert er. Die Frage gibt Hundt gern an das Publikum weiter, das sie mit schallendem „Ja!“ eindeutig beantwortet.

Wie um dies zu unterstreichen zeigt der Sketch, dass man hier auch zum Hochleistungssport namens Ehe fähig ist. Ulrike Dullnig und Rudi Kaiser mimen ein scheinbar der Scheidung nahes Paar, das einfach keine Zeit mehr für gemeinsame Unternehmungen hat. An ihm liegt es nicht denn „Du brauchst ja bloß zum Schafkopf mitgehen.“ Doch im Gespräch mit „Eheberater“ Ulli Ochsenkühn wird bald klar, warum es an Zeit mangelt – weil beide nämlich ein hoch frequentes Liebesleben haben. „Es lebe der Sport“ dröhnt es schließlich passend aus den Lautsprechern zum großen Finale.

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