Rossmeissls Leidenschaft für Schwammerl
14.12.2018, 18:25 UhrDoch das war nur eine Marke auf einem viel längerem Weg zum gefragten Experten. "Ich bin vorbelastet durch die Leidenschaft meines Vaters, in die Schwammerl zu gehen." Mit sieben Jahren durfte er erstmals mit, verriet er den Kreisräten. Daraus wurde seine Leidenschaft, Wildpilze vor der Ausrottung zu schützen und Menschen vor Vergiftungen zu bewahren.
Wie viele Menschen Rossmeissl vor dem Tod bewahrt hat, lässt sich nur erahnen, konkret erzählte er von einem Fall aus dem Jahr 2014, als er einer aus 20 Leuten bestehenden Gesellschaft quasi den Mund sauber hielt und trotz Terminnot mit seiner Expertise das Leben verlängerte. Das Gift der Pilze im Körbchen hätte gereicht, das ganze Dorf auszulöschen.
Dokumentiert ist, dass Rudolf Rossmeissl seit 1976 zusammen mit dem damaligen Pilzberater Klaus-Jochen Süß auf unzähligen Streifzügen durch die heimischen Wälder unterwegs war. Als Autodidakt legte er zwei Jahre später als einer der Besten die Pilzberatungsprüfung der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ab, besuchte danach regelmäßig Fachseminare und organisierte selbst eine mykologische Woche in Hilpoltstein mit Experten aus Holland, Österreich und Deutschland.
Seine Führungen und Ausstellungen erfreuen sich immer wieder großer Beliebtheit, und das waren nicht wenige: Seit Bestehen der Kreispilzberatung organisierte er 140 Pilzwanderungen, 44 Ausstellungen und acht Kreispilztage. Über 16 000 Pilzproben hat er bestimmt, Dabei erwiesen sich 70 Prozent als essbar, fast 18 Prozent waren ungenießbar und über zwölf Prozent waren als giftig einzustufen.
Hochsaison hatte Rossmeissl nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl. Fast 2000 besorgte Bürger holte sich beim ihm Rat wegen der radioaktiven Strahlenbelastung wild wachsender Pilze.
Eine Sperrstunde kennt der Kreispilzberater nicht. Er gehört zu einem bundesweiten Netzwerk von Experten, die Tag und Nacht in Bereitschaft sind auszurücken, oder Ärzten mit ihrem Rat zur Seite stehen. In Notfällen ist nicht selten nur das Fachwissen gefragt, sondern auch eine psychologische Betreuung der Hilfesuchenden notwendig.
Das kann man auch nachlesen. 1998 erschien das von Rudolf Rossmeissl zusammengestellte Buch "Pilzbegegnungen im Landkreis Roth". Der Autor zeigt darin die Bedeutung der Pilze in früheren Jahren und erzählt von seinen Erlebnissen als Pilzberater. Dazu gibt’s Tipps für den richtigen Umgang mit Pilzen und Rezepte.
Höhepunkte seiner Arbeit: In Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Marianne und den Söhnen Bernd und Markus entstand der KammerSTEINPILZPfad, der nach 5000 Stunden Vorbereitung am 6. September 2014 eröffnet wurde und in Deutschland einmalig ist.
"Immer bescheiden, immer im Hintergrund, immer 100 Prozent verlässlich" — mit diesen Worten holte Herbert Eckstein das Werk des Verdienstmedaillenträgers in den Vordergrund, das im vorigen Jahr schon vom Ministerpräsidenten, der Sparkasse und durch die Stadt Roth ausgezeichnet worden ist.
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