„Traditionsverbunden, modern und selbstbewusst“

16.9.2012, 17:39 Uhr
„Traditionsverbunden, modern und selbstbewusst“

© Gsänger

„Wir Sozialdemokraten kennen unsere Vergangenheit und sind stolz darauf“, leitete der frühere Landtagsabgeordnete Peter Hufe aus Hilpoltstein als Moderator die dreistündige Matinee mit Musik, Ansprachen, Ehrungen, Statements und Kabarett ein. Unter den über 200 Gästen waren auch zahlreiche prominente politische Persönlichkeiten wie Staatsminister a.D. Günter Gloser, die Landtagsabgeordneten Helga Schmitt-Bussinger und Stefan Schuster sowie Schwabachs Ex-OB Hartwig Reimann und auf örtlicher Ebene Altbürgermeister Richard Erdmann sowie Landrat Herbert Eckstein, die Bürgermeister Ben Schwarz (Georgensgmünd) und Robert Pfann (Schwanstetten) sowie Ralph Edelhäußer (Roth).

Die SPD, so Hufe, sei von mutigen und fortschrittlich denkenden Menschen gegründet worden. „Auf deren Leistungen können die jungen Politiker von heute aufbauen“, sagte er.

Wie sich die SPD auf Ortsebene aufstellt, zeigte deren Vorsitzender Andreas Buckreus auf und sprach von 124 Mitgliedern, deren Altersdurchschnitt bei 55 Jahren liege. Mit acht Mandatsträger sei die SPD derzeit im Rother Stadtrat vertreten. Der Wermutstropfen: der Verlust des Bürgermeisteramts 2011. Doch Buckreus gab sich gestern zuversichtlich, will verstärkt Mitglieder werben und dabei vor allem bei der Jugend punkten: „Bei der Kommunalwahl 2014 peilen wir zehn Mandatsträger plus X an, und mittelfristig wollen wir wieder mehr Verantwortung im Rathaus übernehmen.“ Zudem wollen die Rother mit Sven Ehrhardt, dem 24-jährigen SPD-Kreisvorsitzenden, wieder einen Landtagsabgeordneten stellen. Ende September steht die Nominierung an.

Werk fortführen

Der designierte Kandidat aus den Reihen des Rother Ortsverbandes stimmte daraufhin ein Geburtstagsständchen für die Rother SPD an, bekannte aber mit einem Augenzwinkern, dass die „SPD zwar nicht die besten Sänger hat, wohl aber die besten Politiker“. Sein Dank galt den Mitgliedern der Rother SPD, die „die Kreisstadt erst zu dem gemacht haben, was sie heute ist“. Namentlich nannte er dabei Fritz Knoll, Ralf Becker, Ernst Rossmeissl und Hans Weiß. „Wir Jungpolitiker sind uns bewusst, was diese Personen geleistet haben. Nun liegt es an uns, deren Werk selbstbewusst fortzuführen“.

Landrat Herbert Eckstein bedauerte das Fehlen einer Streitkultur. Was bedeutet, mit Worten den eigenen Standpunkt vertreten zu können, ohne dem Anderen abzusprechen, dass auch er einen abweichenden Standpunkt besitzt und besitzen darf. Streitkultur schließe auch die Überzeugung ein, dass der Streit grundsätzlich Positives hervorbringen könne. „Und wer sich dabei nicht ärgert, der hat auch keine Chance, sich weiterzuentwickeln“, legte er der nachwachsenden SPD-Politikerriege ans Herz. Der „Wertegemeinschaft“ SPD tue es wie all den anderen Parteien und Wählergemeinschaften gut, auch mal über den Tellerrand hinauszublicken und den Menschen die Zusammenhänge der Politik zu erklären, appellierte der Landrat. Denn: „Wenn wir das nicht schaffen, werden auch künftig immer weniger Menschen zur Wahl gehen.“

Bürgermeister Ralph Edelhäußer (CSU) sprach den Sozialdemokraten in Roth seine besten Glückwünsche aus und betonte, dass die politischen Abgrenzungen auf kommunaler Ebene nicht so eng gezogen seien. „Schließlich haben wir gemeinsam das Wohl unserer Stadt im Blick.“

Festredner Günter Gloser sprach von einer SPD, die Stolz darauf sein könne, die älteste Partei Deutschlands zu sein. Demnach sei es selbstverständlich, von der SPD als „bürgerlicher Partei“ zu sprechen. Allerdings hätte es die SPD in der Vergangenheit oft versäumt, „das was gut gewesen ist, auch deutlich herauszustellen“. Gloser richtete dann den Blick auf die aktuelle Politik, betonte, wie wichtig das Thema Solidarität in der Europapolitik sei und dass auch in Deutschland der Mindestlohn eingeführt werden sollte. Eindeutig bekannte er sich zur Politik Willy Brandts, der nicht nur beispielhafte Friedenspolitik betrieben, sondern auch den Begriff „Mehr Demokratie wagen“ geprägt habe. In diesem Zusammenhang dankte er allen Ehrenamtlichen, die sich engagiert für die Sache der Sozialdemokratie eingesetzt haben, „auch wenn ihnen der Wind mal eisig ins Gesicht geblasen hat“.

Urkunden und Blumen

An Ursula Bloß lag es dann, in einem Kurzvortrag 120 Jahre SPD in Roth zu beleuchten (wir berichteten). Geehrt wurden Petra Hoefer, Michael Weigand (zehn Jahre Mitgliedschaft), Ralf Richter, Werner Mundt (20 Jahre), Hannelore Heller, Christa Schneck, Joachim Waigel, Wilhelm Weigand (30) sowie Peter Fischer (40 Jahre). Fischer erhielt zudem die silberne Ehrennadel der Partei. Blumen gab es für die Witwen verstorbener SPD-Politiker.

Dann hieß es „Bühne frei“ für den Kabarettisten Uli Bauer, einem Millionenpublikum auch als Nockherberg-Autor und Double des Münchner Oberbürgermeisters bekannt. Er verkörperte bei seinem Auftritt in der Kufa Christian Ude nahezu deckungsgleich, überspitzte Eigenschaften, Stereotypen und Selbstbewusstsein der neuen SPD-Hoffnung, ohne dabei zu überdrehen. „Mein Doppelgänger und ich sind bereit, dann heißt es 2013: ,Wir sind Ministerpräsident’“, sagte er. Sollte dieser Fall eintreffen, müsste er jedoch untätig zusehen, wie sein Nachfolger im Amt des Münchener Oberbürgermeisters beim Oktoberfest-Anzapfen „rumstümpert“, denn: „Anzapfen muss man können“.

Auch die Selbstironie gehörte während der Veranstaltung wie selbstverständlich zu den „Farben des Lebens“ wie auch die christlich orientierten Lieder der Gruppe „Colours of Life“ und die Anmerkungen des Gesangstrios „Klapperei“ aus Schwanstetten.

Als Klammer zwischen Gründung und 120-Jahr-Feier wurde schließlich noch das alte Arbeiterlied „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ angestimmt. DETLEF GSÄNGER

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