Wissen für die Elektromobilität
20.9.2012, 00:00 UhrSchulleiter Michael Greiner und sein Team haben seither ganze Arbeit geleistet und zusammen mit Karl Scheuerlein von der Unternehmerfabrik ein Konzept entwickelt. Jetzt wurden die ersten 28 Schüler begrüßt. Sie haben bereits eine abgeschlossene Ausbildung in einem Beruf der Metall- oder Fahrzeugtechnik hinter sich sowie eine einjährige berufliche Tätigkeit. Flexibilität beweisen sie jetzt schon, denn sie kommen bis aus Ansbach, Wassertrüdingen, Treuchtlingen und Erlangen, um hier ihre zweijährige Ausbildung in Vollzeitunterricht zu absolvieren, die sie dann als „Staatlich geprüfter Techniker“ abschließen können.
Mit Pioniergeist mitarbeiten
Schulleiter Greiner wies auf die Notwendigkeit dieser Ausbildung angesichts der Energiewende hin. Erdöl ist bekanntermaßen nicht unbegrenzt verfügbar. Elektromobilität heißt deshalb das Schlagwort. Unter den etwa 80000 im Landkreis zugelassenen Kraftfahrzeugen seien erst fünf Elektroautos. „Wir werden rechts und links überholt“, stellte Greiner fest, wenn Deutschland diese Technik nicht vorantreibe. Die Metropolregion Nürnberg biete durch die Ansiedlung zahlreicher Zulieferbetriebe dafür beste Chancen, ebenso die Ausbildung an der Berufsschule Roth in den Bereichen Kfz- und Nutzfahrzeuge sowie Land- und Baumaschinen. „Ihr sollt mit Pioniergeist an der Weiterentwicklung der Energiemobilität mitarbeiten“, forderte er die ausschließlich männlichen Schüler auf.
Fachbereichsleiter Oberstudienrat Andreas Deinhardt stellte anhand einer imaginären Fahrt mit einem Porsche Panamera das Konzept vor. An dieser Luxuskarosse wird übrigens praktischer Unterricht erteilt. Deinhardt stellte „beschwerliche zwei Jahre“ in Aussicht, mit kurvenreichen Fahrten und vielleicht auch mit Blechschäden verbunden. Allerdings gebe es dabei auch „Schulweghelfer“ in Gestalt der Betriebe. Der Blick aber solle auf das Ziel gerichtet sein, nämlich eine Stelle in der mittleren Führungsebene.
Landrat Herbert Eckstein lobte: „Gut, dass ihr das macht! Wenn man von Anfang an dabei ist, kann man eine Marktlücke füllen.“ Dazu seien aber Spezialisten erforderlich, die sich nicht auf Erreichtem ausruhen und die Zukunft verschlafen dürfen. „Freut euch, ich glaube, jeder braucht euch!“, sagte er zum Schluss.
Dr. Reinhard Brandl ist Mitglied des Bundestags und als Ingolstädter bestens mit dem Thema Automobil vertraut. „Die Autoindustrie ist Garant unseres Wohlstandes“, stellte er fest. „Wir bauen die besten Autos und sind führend im Bereich Verbrennungsmotoren. Aber die Zukunft wird der Elektromobilität gehören“, fuhr er fort. Steigende Kraftstoffpreise, CO2-Emissionen und die beginnende Motorisierung bei Milliarden von Menschen zwängen dazu. Eine unausgereifte Technik wäre schädlich für die Branche. Deshalb sei, auch angesichts des Fachkräftemangels, eine fundierte Ausbildung besonders wichtig.
Wolfgang Lösch von Leoni-Kabel ist Vorsitzender des Arbeitskreises „Schule-Wirtschaft“. Er bezeichnete Roth als Keimzelle der Drahtindustrie, also ein idealer Standort für einen Betrieb, der sich mit der Kabelherstellung befasst. Aber auch der Bordnetz-Bereich in Fahrzeugen spielt eine gewichtige Rolle. Hinzu kommt der Aufbau von Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Dabei werden hohe Qualitätsmaßstäbe angelegt, denn Sicherheit geht vor. Besonders interessant ist die Idee, dass die Batterien von Elektroautos auch als Stromspeicher dienen können, die von der Solaranlage auf dem Hausdach aufgeladen werden und bei Stromspitzen ihre Energie ins Stromnetz einspeisen. Hier tue sich ein großes Aufgabenfeld auf, denn bereits jetzt müssten manchmal Windkrafträder abgeschaltet werden, weil Solaranlagen zu viel Strom lieferten, der aber nicht gespeichert werden kann.
Als „Netzwerker“ bezeichnete Schulleiter Greiner den Geschäftsführer der Unternehmerfabrik, Karl Scheuerlein. Dieser versprach den Absolventen des neuen Ausbildungszweiges „Riesenchancen“ auf dem Arbeitsmarkt. Nach einem Boom bei den Elektrofahrrädern sei eine ähnliche Entwicklung bei den Elektroautos zu erwarten. Der Verbrennungsmotor werde seine Monopolstellung verlieren. Im Landkreis seien viele Betriebe bereits für die neue Technik tätig. Ein Betrieb stelle beispielsweise Ladestationen her, bei denen man das Aufladen der Batterie mit einem Einkauf im Supermarkt verbinden kann. Die größten Unternehmen der Antriebstechnik seien in der Region vertreten. Bei der Umsetzung der Forderung „Flott fahren und Energie sparen“, spiele auch die Leichtbauweise mit Carbonfasern eine wichtige Rolle. Die Forschung sei schon viel weiter als die Umsetzung. Für nächstes Jahr erwarte man die ersten entsprechenden Autos auf dem Markt. Viele tüchtige Leute würden im Landkreis Roth benötigt. Scheuerlein bot seine Hilfe etwa bei der Suche nach Arbeitsstellen an.
In der sich anschließenden Fragestunde war ausreichend Gelegenheit, die anwesenden Fachleute zu „löchern“. Dabei spielten Fragen nach der Besteuerung von Elektrofahrzeugen, die Stromerzeugung und –Speicherung, der Verbesserung der Akku-Kapazität, aber natürlich auch nach dem Ablauf von Unterricht und Praktika eine gewichtige Rolle.
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