Burg und Staudamm: Biber hat es sich gemütlich gemacht
9.2.2016, 09:30 UhrDie typischen Fraßspuren waren schon letztes Jahr zu sehen. Damals aber war noch nicht abzusehen, ob sich der Biber nur auf der Durchreise befindet. Inzwischen herrscht Klarheit: Über den Winter hat sich der Biber in der Schwabach mit mehreren Staudämmen und einer Burg häuslich eingerichtet.
Die Botschaft dieser Bauten: „Er will hier bleiben“, sagt Dr. Gerhard Brunner, SPD-Stadtratsmitglied und Biologie-Lehrer. 1867 galt der Biber in Bayern als ausgerottet. Es ist damit der erste Nager, der sich seit über 150 Jahren im Schwabachtal niedergelassen hat. „Rund 12 000 Biber gibt es seit der Ansiedlung durch den Bund Naturschutz in Bayern wieder“, freut sich Brunner. „Die Nagetiere sind monogam und leben in Familien. Zwei Jahre dürfen die Jungen bei den Eltern bleiben, dann werden sie hinausbefördert und müssen sich ihr eigenes Revier suchen.“
Die Stelle, die sich der Unterreichenbacher „Neubürger“ ausgesucht hat, sei an sich ideal, sagt Almut Churavy, Vorsitzende des Bund Naturschutz Schwabach. „Wenn man sich im westlichen Schwabachtal einen Biber vorstellen kann, dann hier“, bestätigt Brunner.
Bei der Renaturierung der Schwabach Mitte der 1990-er Jahren hat das Wasserwirtschaftsamt ein rund zwei Meter breites Bachbett angelegt und der Bund Naturschutz Bäume gepflanzt. Der Biberdamm aber staut das Wasser auf. Direkt hinter dem Hauptdamm schätzt Almut Churavy die Breite nun auf etwa 15 Meter.
„Seit Jahren bemühen wir uns um die Renaturierung – der Biber macht das alles viel schneller“, erzählt Almut Churavy. „Da entsteht eine richtig schöne Auenlandschaft.“
„Es ist toll, was der Biber hier gestaltet“, freut sich Brunner. „Aber es ist nicht ganz konfliktfrei“, räumt er ein. Der Grundwasserspiegel steigt, sodass die angrenzende Wiese sumpfig wird. Außerdem wird der Boden saurer. Und nicht zuletzt fällt der Biber Bäume.
Im Winter, wenn es keine andere Nahrung für den Vegetarier gibt, nagt er sich durch die harte Rinde um die weicheren Schichten fressen zu können. In der Regel an einem Bach, manchmal aber auch in nahen Gärten. Almut Churavys Tipp: „Gartenbesitzer können ihre Bäume leicht mit einem Gitter oder Maschendrahtzaun um den Stamm schützen.“
„Der Biber wird das Biotop verändern und entwickeln, aber nicht zerstören“, so Gerhard Brunner. „Langfristig wird viel entstehen, denn vieles wächst wieder nach“, ist sich Almut Churavy sicher.
Trotzdem ist nun schon zum zweiten Mal ein Staudamm zerstört worden. „Vor zwei Tagen gab es den Damm noch“, sagt Brunner. Daraus will er „keinen großen Skandal machen.“ Aber er wird es auch nicht einfach so hinnehmen. „Wir werden uns mit der Schwabacher Naturschutzbehörde und Bibermanager Horst Schwemmer vom Bund Naturschutz Nordbayern besprechen.“
Der Hauptdamm ist dagegen unversehrt, obwohl er „der problematische“ ist. Denn genau hier ist der Überlauf der Fernwasserleitung, der auf jeden Fall frei liegen muss. Auch deswegen müsse man sich mit dem Bibermanager beraten
Der Biber baut mehrere Dämme, um den Wasserspiegel genau zu regulieren. „Er liebt stehendes Wasser“, berichtet Brunner. Eine Burg baut er, wenn das Wasser etwa 80 Zentimeter tief ist. Der Eingang liegt unter Wasser, aber die Höhle muss im Trockenen liegen. Nicht immer baut der Biber Burgen – häufig gräbt er vom Wasser aus Löcher in die Uferböschung. Der Unterreichenbacher Biber lebt aber in einer Burg. „Da kann man besonders gut sehen, wie der Biber arbeitet“, so Brunner. Deshalb bietet der Bund Naturschutz auch Exkursionen im Schwabachtal für Schulklassen an.
Anmeldung unter: (0 91 22) 51 44 oder (09 11) 45 76 06.
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