„Dantop“ vernichtete Bienenvölker Wendelsteiner Imker
14.3.2014, 11:13 UhrEingangs gab der Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe, Stefan Pieger, eine Zusammenfassung der Vorkommnisse. Demnach hatten unabhängig voneinander, zwei Wendelsteiner Imker bemerkt, dass ungewöhnlich viele tote Bienen vor ihren Bienenstöcken lagen.
Daraufhin untersuchte zunächst das Veterinäramt, ob Bienenkrankheiten oder ein übermäßiger Befall mit der Varroa-Milbe schuld am Bienensterben sein könnten.
Tote Bienen untersucht
Da dies nicht der Fall war, wurden Proben entnommen und größere Mengen der toten Bienen zum Julius-Kühn-Institut nach Braunschweig zur Untersuchung geschickt.
Etwa drei Monate später kam der eindeutige Befund: eine Vergiftung mit 0,024 mg/kg „Clothianidin“, dem Wirkstoff des Pflanzenschutzmittels „Dantop“, welches zum Beispiel zur Bekämpfung von Blattläusen auf Kartoffelpflanzen eingesetzt wird.
Lediglich ein Hinweis
Die für Pflanzenschutzmittel Zuständigen beim Amt für Landwirtschaft Ernährung und Forsten in Roth unternahmen nach Meinung von Stefan Pieger nicht genug, um den oder die Verursacher ausfindig zu machen. Es wurden weder Proben von den infrage kommenden Feldern genommen, noch wurden die von Landwirten zu führenden Spritzmittel-Einsatz Bücher kontrolliert. Lediglich in einem Schreiben wies man die Landwirte auf den ‚bestimmungsgemäßen Gebrauch‘ dieser hochgiftigen Chemikalie hin. Demnach sei bei der Verwendung darauf zu achten, das zum Zeitpunkt des Spritzmitteleinsatzes keine Bienen fliegen.
Praktisch hieße das, dass entweder nur abends oder in den Nachtstunden gesprüht werden könnte. Dies war offenbar nicht befolgt worden, und bis heute sitzen die beiden Imker auf ihrem nicht unerheblichen Schaden, ohne jede Aussicht auf finanzielle Entschädigung.
Auch Langzeitschäden
Beide Imker haben bis jetzt etwa die Hälfte ihrer Bienenvölker verloren, und dies trotz des relativ milden Winters. Dies zeigt, dass die Wirkung dieser Spritzmittel weit über die Akutschäden unmittelbar nach deren Einsatz auch zu Langzeitschäden führen kann. Die durch das Nervengift „Clothianidin“, ein zur Gruppe so genannten Neonikotinoiden gehörender Wirkstoff, geschwächten Bienen seien anfälliger für Krankheiten und weniger effektiv bei der Honigproduktion, berichteten die beiden anwesenden Imker.
Wie im Film von Regisseur Markus Imhoof eindrucksvoll gezeigt, ist der faszinierend gute Orientierungssinn der Bienen von entscheidender Bedeutung für das Überleben der Bienenvölker. Genau hier wird das Nervengift Dantop zum Problem – selbst die Bienen, die keine tödliche Dosis des Spritzmittels abbekommen hätten, sind orientierungslos und finden unter Umständen nicht mehr zurück zu ihrem Bienenstock.
Auf Mindestmaß beschränken
Insgesamt ist zu sehen, so auch das Resumee des Films „More than Honey“, dass die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmittel (zum Beispiel „Dantop“), Unkrautvernichtungsmittel (zum Beispiel „Glyphosat“) und Pilzbekämpfungsmittel (so genannte „Fungizide“), sowie der Trend zu Mais- und Raps-Monokulturen in ihrer Gesamtwirkung schuld für das in den vergangenen Jahren zu beobachtende Bienensterben sind.
Damit es nicht so weit kommt, wie im Film zu sehen, dass alle Bienen ausgerottet sind und wie in bestimmten Gegenden in China in Obstplantagen die Blüten einzeln von Menschen bestäubt werden müssen, sollte der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft auf ein absolut notwendiges Mindestmaß beschränkt werden, meint der Bund Naturschutz. Zusätzlich müssten dringend wieder mehr Blühflächen geschaffen werden.
Konkrete Maßnahmen treffen
Die Bund-Naturschutz-Ortsgruppe wird deshalb nach den Wahlen versuchen, den neuen Gemeinderat zu konkreten Maßnahmen auf öffentlichen Grünflächen zu bewegen.
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