Das härteste Radrennen der Welt
16.06.2012, 08:00 Uhr
Erstmals ist in den nächsten Tagen beim „Race Across America“ auch eine junge Mannschaft aus der Region dabei. Gemeinsam mit drei Freunden aus der Rother Triathlon-Szene startet Lasse Ibert vom RC Wendelstein in den USA mit dem „Team Twenty-Six“. Der englische Name der fränkischen Vierer-Mannschaft, die als jüngstes Team an dem brutalen Wettbewerb teilnimmt, verrät das Durchschnittsalter der vier Fahrer, nämlich 26.
Seit Jahren ist Lasse Ibert einer der vielseitigsten Radsportler Frankens. Er sitzt bei Cross-, Bahn-, Straßen- und Rundstreckenrennen (seit dieser Saison auch als Steherneuling) begeistert im Sattel. Dies alles scheint dem 26-jährigen Allrounder jedoch noch nicht zu reichen. „Mich reizen immer größere und neue Herausforderungen“, sagt Lasse Ibert, der im Vorjahr erstmals an der langen Fahrt von der Pazifik- zur Atlantik-Küste der USA teilgenommen hat. Lasse Ibert weiß seitdem gut, was auf ihn und seine drei Teamkameraden zukommt.
„Bei der Non-Stop-Fahrt muss Tag und Nacht immer einer aus der Mannschaft im Sattel sitzen, während die drei anderen Fahrer sich abwechselnd im begleitenden Wohnmobil etwas erholen, essen und trinken können oder eine wohltuende Massage bekommen. Das klingt zunächst zwar ziemlich harmlos, doch um eine gute Fahrzeit zu erreichen, wechseln wir möglichst oft, weshalb jeder von uns nur relativ kurze Erholungs-Pausen hat und danach immer wieder an sein Limit geht. Der Biorhythmus gerät dabei völlig aus seinem üblichen Rahmen, denn erholsamer Schlaf ist im Begleitfahrzeug nur immer für etwa drei Stunden möglich“, schildert Lasse Ibert das wohl größte Problem aller Teilnehmer bei der erbarmungslosen Hatz durch 15 US-Staaten.
Zähe Triathleten
Florian Lechner (26), Fabian Conrad (27) und Tobis Matulla (22), drei kampferprobte, zähe Triathleten, sind Lasse Iberts unerschrockene Partner, die es gewohnt sind, an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu gehen. Dabei scheuen sie weder die erbarmungslose Hitze von über 40 Grad bei der Fahrt durch die Mojave-Wüste, noch die langen bis zu 3000 Meter hohen Steigungen bei Minus-Graden in den Rocky Mountains und vor allem auch nicht die endlosen schnurgeraden Straßen durch die Steppen von Kansas. Nachts fahren die Teilnehmer des RAAM im Licht der Scheinwerfer ihrer Begleitfahrzeuge, denen es streng verboten ist, an den Fahrern vorbei nach vorne zu fahren. „Damit soll vermieden werden, dass sich Fahrer Vorteile gegen den Wind verschaffen“, erklärt Ibert. Die vielen, sehr strengen Control-Officer verstehen da keinen Spaß. Bei Missachtung der Regeln droht sofort die Disqualifikation der gesamten Mannschaft. An 55 Kontrollpunkten („Time-Points“, die jede Mannschaft anfahren muss, wird der Rennverlauf genau kontrolliert. Der bisherige Streckenrekord liegt bei fünf Tagen und acht Stunden. „Wir wollen es möglichst unter sieben Tagen schaffen. Das wäre eine Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 30 km/h“, sagt Ibert.
Rund 12000 Trainingskilometer haben Lasse Ibert und seine Teamkameraden vor ihren USA-Start in den Beinen. 15 bis 25 Stunden pro Woche saßen sie neben Beruf beziehungsweise Studium eisern im Sattel. „Ohne dieses harte Vorbereitungstraining hätte man keine Chance, die schwere Strecke zu bewältigen“, weiß Lasse Ibert, der hofft, dass das Team Twenty-Six das extrem lange Rennen ohne Probleme gesund und vor allem unfallfrei übersteht. Eine ebenso harte Woche mit extrem wenig Schlaf steht auch der begleitende Crew der fränkischen Mannschaft bevor. Für die nötige Fitness sorgen rund um die Uhr zwei Physiotherapeutinnen, für den Notfall sind zwei ausgebildete Rettungs-Sanitäter an Bord. Um das Material und wenn nötig um Reparaturen kümmern sich erfahrene Mechaniker. “
Die Crew besteht aus 12 Personen, begeisterten Freunden und Radfreaks. Sie steuern die Begleitfahrzeuge, sorgen für die Verpflegung, managen die gesamte Logistik und kümmern sich unterwegs einfach um alles. „Wir müssen nur fahren, schlafen, fahren“, erklärt Lasse Ibert, der sich trotz der Tortour auf die vielen schönen und abwechslungsreichen Landschaften der USA freut: „Da gibt es täglich etwas zu sehen und unzählige Naturschönheiten.“
Nicht nur ankommen
Ankommen allein genügt den vier Franken keinesfalls. „Natürlich würden wir gerne die Wertung der Vierer-Teams gewinnen. Wenn alles klappt, hoffen wir zumindest auf einen Platz auf dem Treppchen“, sagen Ibert und seine Freunde selbstbewusst. Als Lohn der tagelangen Quälerei winkt jedem Finisher eine Medaille; zu gewinnen gibt es für die Teilnehmer beim RAAM außer „viel Ehre“ nichts. Nach dem Rennen wird das Team Twenty-Six jedoch eine Spende an die Anton-Seitz-Schule in Roth überweisen, für ein Projekt, das Schülern den Einstieg ins Berufsleben erleichtert. Die Spendengelder sammelten die vier Radsportler von Sponsoren und Gönnern, die sich als „Time-Point- Paten“ engagierten. Zum Dank dafür erhalten sie eine Urkunde mit dem Foto „ihres Teams an ihren Kontrollpunkt“.
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