„Graceland“: Erinnerungen an Paul Simon und Art Garfunkel

14.12.2015, 08:15 Uhr
„Graceland“: Erinnerungen an Paul Simon und Art Garfunkel

© Foto: Robert Schmitt

Es war ein Triumphzug der Musik des wohl bekanntesten US-Folk-Rock-Duos aller Zeiten. Paul Simon und Art Garfunkel haben mit unverwechselbarem Gitarren-Sound und einzigartigen Stimmen zwischen 1957 und 2004 die Musikwelt mitgeprägt. Das Duo „Graceland“ hat diese Ära im Markgrafensaal wieder aufleben lassen.

Als erstes spielten die beiden „Mrs. Robinson“. Dieses Lied ist bekannt aus dem Film „Die Reifeprüfung“ und gilt als der bekannteste Hit von Simon & Garfunkel. Damit war das Publikum gleich mittendrin.

Thomas Wacker und Thorsten Gary bleiben nahe am Original, ohne zu kopieren. Die Philharmonie Leipzig gab den Songs mit gefühlvollen Streicher-Arrangements und bombastischen Blechbläsersätzen musikalische Wucht und verleiht ihnen förmlich Flügel. Das Publikum war begeistert. Stehend erklatschte es sich 30 Minuten Zugaben und wollte die Musiker nicht von der Bühne lassen.

Diesmal mit großer Begleitung

Helga Kehrbach, die Chefin der Galerie Gaswerk, hatte dem Markgrafensaal diesen großen Abend beschert. Mehrmals war „Graceland“ bereits allein auf der kleinen Bühne zwischen Nördlicher Ring- und Mauerstraße zu Gast. Nun ergab sich auf der großen Deutschlandtournee der beiden die Chance, sie auch mit großer Begleitung nach Schwabach zu holen. Helga Kehrbach griff zu und landete einen Volltreffer.

Freunde und Bewunderer all der beliebten Songs des US-amerikanischen Duos Simon & Garfunkel kamen voll auf ihre Kosten. Dank „Graceland“ wurden ihre Erinnerungen an die beiden großen Sänger auf eine mitreißende Art lebendig. Ganz gleich, ob Thomas Wacker und Thorsten Gary mit großem Feingefühl und virtuosem Gitarrenspiel „Bridge Over Troubled Water“ servierten, ob sie das britische Volkslied „Scarborough Fair“ interpretierten oder mit „Old Friends“, „Cecilia“ und „El Condor Pasa“ aufwarteten. Das Publikum war von der Vielfalt des Programms sowie der wunderbaren Klangfülle stets restlos angetan. Mit „Here Comes The Sun“ und „Bright Eyes" entstand die besonders emotionsgeladene Seite des Abends, die das Publikum ebenfalls nachhaltig bejubelte.

Thomas Wacker als Paul Simon und Thorsten Gary in der Rolle Art Garfunkels haben schnell erkannt, dass die Musik der beiden US-Folkrocker wie geschaffen für eine philharmonische Erweiterung ist. Die unzähligen Klassiker von Simon & Garfunkel sind über die kreativen Arrangements von Volkwin Weiß bestens mit dem philharmonischem Klang verbunden.

Dass der Abend dabei zu einem unterhaltsamen Erlebnis wurde, das ist auch dem Ensembleleiter zu verdanken. Prof. Dr. Michael Köhler, Chefdirigent der Leipziger Kammerphilharmonie, hatte seine Musiker nicht nur glänzend vorbereitet. Er leitete das Ensemble mit echtem Drive. Wippend, Hüften schwingend, tanzend und locker, aber mit weit ausholendem Arm die Einsätze steuernd stand er zwischen Gitarren-Duo und Ensemble. Seine Energie und die Freude an der Musik brachen sich in seinen Bewegungen ständig Bahn. Immer wieder suchte er den Kontakt zum Gitarrenduo, ließ dabei aber nie die Verbindung zum Orchester abreißen. Ein echtes Crossover-Erlebnis, musikalisch und darstellerisch, wie man es wohl nur sehr selten sieht.

Echte Energie und große Geste

Bei den Zugaben waren dann „Poor Boy“ und „I am a Rock“ zum zweiten Mal zu hören. Dank echter Energie und großer Geste waren sie fast noch besser als bei der ersten Darbietung des Abends im regulären Programm. Jedenfalls hielt es niemanden mehr im Publikum auf seinem Sitz. Der Markgrafensaal swingte, klatschte und tanzte, dass es für alle eine wahre Freude war, während das Trompetenduo eine sensationelle Vorstellung ablieferte. Nicht nur musikalisch. Wie Sprungfedern schnellten die beiden Blechbläser von ihren Hockern hoch, um die Hauptzeile zu unterstützen: „I am a Rock“ wurde damit so von der Bühne geschleudert, dass man den Stein im Parkett förmlich fangen konnte.

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