Markuspassion in perfektem Klangbild

29.03.2012, 09:40 Uhr
Markuspassion in perfektem Klangbild

© Gössnitzer

Zwar ist sie leider nicht so populär wie die klanggewaltigen Passionen eines Johann Sebastian Bach, aber sie überzeugt immer wieder durch ihre eigene musikalische Qualität.

Lyrische Arien, ausdrucksvolle Rezitative, unterbrochen durch dramatische Chorpassagen, begleitet durch elegante Klänge des Kammerorchesters: Es war ein Hochgenuss, wie die Zuhörer die Passionsgeschichte des Evangelisten Markus erleben konnten.

Bestechende Dynamik

Kirchenmusikdirektor Klaus Peschik, bei dem alle Fäden der Aufführung am Pult zusammenliefen, dirigierte unaufdringlich, aber äußerst präzise. Der Chor seiner „Kantorei“ folgte allen Einsätzen stimmgewaltig in bestechender Dynamik.

Die Schwabacher Kantorei verschmolz zu einer musikalischen Einheit mit dem sie begleitenden Ansbacher Kammerorchester.

Gekonnt unterstützt wurde das Ensemble von der Schwabacher Instrumental- und Gesanglehrerin Brigitte Becker an der Orgel und Klaus Martius an der Theorbe.

International gefeierte Solisten trugen zum perfekten Klangbild bei. Den wohl längsten Gesangspart hatte Tenor Dietrich Wrase, der ausdrucksstark „Und es war oben über ihm geschrieben, was ihm Schuld gab, nämlich ein König der Juden“ sang. Sich stellenweise dramatisch steigernd, besang Wrase die Verspottung Jesu durch die Hohen Priester.

Ein ausdrucksvoller sonorer Bass, Andreas Czerney, glänzte in seinen dynamisch, wohlklingenden Gesangspassagen als Jesus. Er ließ die Verzweiflung und das drohende Schicksal seines Sterbens eindrucksvoll hörbar werden.

Weicher Sopran

Mit ihrem weichen, hellen Sopran besang Corinna Schreiter eindringlich und klagend „Golgatha, den Platz herber Schmerzen, hier ist es, wo der Heiland starb“.

Renate Kaschmieder brachte mit ihrer sympathischen Altstimme, mit Mimik und sparsamer Gestik die Fassungslosigkeit des Martyriums des „auserwählten Jesus“ zum Ausdruck.

Eine Besonderheit dieser Passion ist die Begleitung der Jesus-Rezitative durch die Streicher. Eine musikalische Praxis, die Bach später in seiner Matthäuspassion übernahm.

Auch die als Zwischenstücke bezeichneten „Sinfonia“ wurden als musikalische Ruhepunkte wahrgenommen. Das Ansbacher Kammerorchester löste vor allem mit den bestens besetzten Unterstimmen und der schönen Oboe von Roswitha Brügmann diese Aufgabe sehr gut. Dies gilt in ganz besonderer Weise für die Arie „Was seh ich hier, ist dies mein Auserwählter“ mit Renate Kaschmieder. Klaus Peschik überzeugte mit einem vorwärtsstrebenden, drangvollen Dirigat. Seine spürbare Freude an der Aufführung sprang auf Chor und Orchester über.

Zum Schluss ein exzellentes Zwiegespräch zwischen Chor und Orchester mit dem Titel „Oh Traurigkeit o Herzeleid ist das nicht zu beklagen, Gott, des Vaters einzig Kind wird zu Grab getragen“. Ausdrucksvoll und rührend wurde die Todesstunde des Herrn musikalisch interpretiert.

Stilles Genießen

Das Publikum folgte Klaus Peschiks Bitte, sich nur still von den Plätzen zu erheben und die Atmosphäre der Aufführung noch einmal in aller Ruhe zu genießen. Beifallsstürme, die berechtigt gewesen wären, hätten nur die Stimmung zerstört.

Einziger Wermutstropfen — und sicher für alle Künstler ein wenig enttäuschend — war die nur halb besetzte Pfarrkirche. Wer nicht dabei war, hatte etwas Großartiges versäumt.

Keine Kommentare