Sportler des Jahres: Die gläsernen Einsen sind verteilt
14.1.2018, 15:50 UhrMehrere hundert Sportlerinnen und Sportler wurden für herausragende Leistungen geehrt. Zwischen den Ehrungsblöcken lockerten Showeinlagen - heuer allesamt präsentiert von Gruppen aus dem Landkreis - das Programm auf. Zum Auftakt wirbelten die Allersberger Flecklashexen in ihren bunten Kostümen und hinter den schweren Holzmasken über die Bühne und bewiesen, dass auch Fastnachts-Brauchtum schweißtreibend und echter Sport sein kann. Tänzerische Einlagen zeigten später auch die beiden Fundance-Formationen der TSG 08 Roth "Offbeat" und "Flying Moves". "The Boogie Devils Allersberg" begeisterten zu fortgeschrittener Stunde mit einer teuflisch guten Al Capone Show.
Auch eine fiese Grippe hielt Landrat Herbert Eckstein nicht davon ab, die Ehrung selbst zu moderieren und jeden Einzelnen, der 2017 mit besonderen Leistungen geglänzt hat, persönlich aufzurufen. Nur auf den landrätlichen Händedruck und die gewohnt herzlichen Umarmungen mussten die ausgezeichneten Sportler wegen Ansteckungsgefahr verzichten.
552 sportliche Aushängeschilder, die im zurückliegenden Jahr in 23 Sportarten mit diversen Disziplinen besonders erfolgreich waren, listete das fast 90-seitige Programmheft auf. Nicht alle waren zur Ehrung erschienen. Für die meisten aber ist es Ehrensache, der Einladung des Landrats zu folgen und in diesem Rahmen aufgerufen und geehrt zu werden. Gerne auch zum wiederholten Mal, nach zum Beispiel 25 Jahren. Mit Walter Bachmann, Werner Schmid, Karl Schmidt, Marcus Schattner und Dieter Emmerling standen fünf Herren auf der Liste des Jahres 2017, die schon 1994 dabei waren. Vier davon konnte Eckstein persönlich auf die Bühne holen.
Simultan übersetzt
Einen festen Platz haben die Versehrtensportler. Nicht nur, weil aus ihren Reihen viele erfolgreiche Aktive kommen, sondern auch, weil sie neben den Ehrengästen die einzigen sind, für die Sitzplätze reserviert werden. Seit 2015 übersetzt ein Gebärdendolmetscher den kompletten Festakt für die große Gruppe der Hörgeschädigten. Am Freitag war es Arno Scharte, der mit dem Rücken zur Bühne unermüdlich gebärdete. Seine Konzentrationsleistung über mehrere Stunden hinweg kann durchaus auch als sportliche Höchstleistung eingestuft werden.
Besonders voll wurde es auf der Bühne immer dann, wenn Traditionssportarten wie Leichtathletik, Fußball oder die Schützen aufgerufen wurden. Doch auch in ausgefalleneren Sportarten wie modernem Fünfkampf, Bobsport, Esdo oder American Football waren Landkreis-Sportler im zurückliegenden Jahr erfolgreich. Man kennt sich über viele Disziplinen hinweg und trifft sich, wenn schon oft das ganze Jahr nicht, dann wenigstens zur Sportlerehrung.
Von U 8 bis Ü 80
Sportliche Leistungsfähigkeit ist nicht nur eine Sache der Jugend. Zwischen "U 8" und "Ü 80" waren alle Altersklassen vertreten. Jeder der Geehrten durfte sich über eine Medaille und Urkunde freuen. Außerdem über das Privileg, aus den für die Wahl zu den Sportlern des Jahres nominierten Kandidaten die Preisträger zu wählen. Auch wenn mit 61 Prozent sich etwas weniger Wahlberechtigte an der Abstimmung beteiligt hatten als im Vorjahr, setzte das Ergebnis ein ganz klares Ausrufezeichen für die sportliche Zukunft: Die vier gläsernen Einsen gingen ohne Ausnahme an junge Athleten.
Die vor der 17-jährigen Mehrkämpferin aus der Leichtathletik-Hochburg TSV Röttenbach Leonie Polster ganz klar zur Sportlerin des Jahres gewählte Kunstrad-Weltmeisterin Milena Slupina vom TSV Bernlohe war mit ihren 22 Lenzen die mit Abstand älteste unter den Preisträgern. Sie bekam ebenso wie ihr männliches Pendant, das Hilpoltsteiner Tischtennis-Talent Hannes Hörmann, der mit "fast 15" auch zu den ganz jungen alten Hasen gehört, schon zum dritten Mal eine gläserne Eins überreicht. 2014 hatten genau diese beiden schon einmal gemeinsam für das Siegerfoto posiert. Auch wenn er sicher gerne seine jahrzehntelange sportliche Dauer-Karriere mit dem Titel "Sportler des Jahres" geschmückt hätte, bejubelte "Mr. Rothsee" Marcus Schattner strahlend seinen zweiten Platz.
Bei der Wahl der Mannschaften des Jahres waren sich die Sportler besonders einig. Sowohl die U18-Leichathletik-Mannschaft der LG Landkreis Roth mit Leonie Polster, Rhona Schmidt, Sina Appeltauer, Anna Latzko und Karolin Schorsack als auch das Bernloher 2er-Kunstrad-Duo Alexander (14) und Daniel (12) Stark hatten mit großem Abstand die meisten Stimmen bekommen.
Die Damen-Handballmannschaft der SG Schwabach/Roth und das erste TT-Team des TV Hilpoltstein fanden als Zweitplatzierte wohlverdiente Anerkennung und herzlichen Applaus. Wieder nicht ganz nach oben, aber immerhin auf zwei dritte Plätze brachten es die Sportschützen Frank Freitag, dem amtierenden Deutschen Meister am Perkussionsrevolver vom SSV Abenberg und die Luftpistolenmannschaft der FSG Greding. Mit exakt identischer Stimmenzahl sicherten sich die U 17-Juniorinnen-Fußballmannschaft der DJK Laibstadt und die Triathletin Theresa Wild vom La Carrera TriTeam Rothsee ebenso dritte Plätze.
TSV Bernlohe räumt ab
Der kleine TSV Bernlohe hat heuer bei der Sportlerehrung besonders abgeräumt. Bevor bekannt wurde, dass die Kunstradfahrer am Wochenende gleich doppelten Grund zum Feiern haben würden, hatten die nominierten Weltklasse-Athleten die Zuschauer in der Anton-Seitz-Halle mit ihrem Showauftritt in Begeisterung versetzt. Mit dem Weltmeistertitel im 1er Kunstradfahren der Frauen hatte Milena Slupina zudem das herausragendste sportliche Ergebnis des zurückliegenden Jahres geliefert. "Was soll man dazu noch sagen?", fragte sich Eckstein bei der Preisübergabe. "Da können wir alle stolz darauf sein." Stolz mit Lokalkolorit, den auch der als Ehrengast geladene Bernloher Träger der Landkreisverdienstmedaille, Hans Volkert, nicht verhehlen konnte.
Bei aller Begeisterung für die Jugend hatten aber auch Sportler mit Lebenserfahrung einen ganz großen Auftritt. Launig präsentierte die Männergymnastik des TSV Georgensgmünd eine überaus witzige "historische Turnstunde" mit Leibesübungen von anno dazumal. Stilecht in schwarzen Kniebundhosen und weißem Doppelripp wurden zu Blasmusik und Trommelwirbel strikt nach der Pfeife des Vorturners die nicht mehr ganz frischen Körper gestählt. Ein augenzwinkernder Auftritt, den das Publikum mit tosendem Applaus honorierte.
Ehrung für den Ehrenden
Zudem sorgten die Gmünder dafür, dass Herbert Eckstein nicht nur am laufenden Band Ehrungen verteilen durfte, sondern auch selbst eine bekam. Sie überreichtem dem "Herrn Landrat" ein rotes Presssack-Doppel samt Ehrenurkunde, das Minuten vorher noch als unbezwingbares Zusatzgewicht an einer Hantel hing.
Presssack, nicht nur des Landrats Leibgericht, gab es zum Abschluss unter vielem anderem auch beim traditionellen original-regionalen Festbuffet, bei dem sich Sportler, Gratulanten und Gäste nach dem offiziellen Teil um die Tafeln scharten.
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