Waldlermesse in der goldenen Oktobersonne

22.10.2012, 11:00 Uhr
Waldlermesse in der goldenen Oktobersonne

© Wolfram Göll

Bei dieser Aufführung zeigte sich einmal mehr, dass die ebenso kleine wie schmucke Eichwasener Marienkirche mit ihrem beeindruckenden offenen Dachstuhl und dem dreieckigen Grundriss eine hervorragende Akustik aufweist.

Diese romantische Chormesse zusammen mit der goldenen Oktobersonne, die an diesem Sonntagmorgen durch die Kirchenfenster glitzerte – ein phantastisches Erlebnis. Kein Wunder, dass die Kirche beinah bis auf den letzten Platz besetzt war.

In der erst in den 1950er Jahren entstandenen Waldlermesse sei die tiefe und traditionell auf die Gottesmutter Maria ausgerichtete Religiosität der Menschen des Bayerischen Waldes zu spüren, wie Pfarrer Georg Heinloth den Besuchern zu Beginn der Messe erklärte. Dazu komme das permanente Staunen über das Erleben der Gottesschöpfung in der Natur.

Die Naturschönheit, das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Bäche, die Mächtigkeit des Waldes werden in den einzelnen Liedern plastisch geschildert und durch die Melodieführung unterstrichen. Das Naturerleben gerät so zum inhärenten Gottesbeweis – nach dem Motto: Im Bayerischen Wald braucht der Mensch zum Glauben im Grunde keine tiefsinnigen theologischen Abhandlungen, ihm genügt der Natur-Eindruck – wer anderes als der Allmächtige sollte all diese Schönheit erschaffen haben?

Der aus 20 Männern bestehende Chor des Schwabacher Alpenvereins führte die Messe sehr gekonnt auf – unter der bewährten und sehr engagierten Leitung von Karl Franz, der auch als Organist und Kantor in der Mutterpfarrei St. Sebald fungiert. An der Zither begleitete Erhard Federlein den Chor.

Nach der Messe gaben die Alpenvereins-Chorsänger noch ein kleines Konzert mit weltlichen Liedern. Hier waren besinnliche Herbstlieder („Heit hat‘s von unserm Lindenbaam s’ letzte Blaadl obagwaht“) ebenso zu hören wie alpine Klassiker („Bergvagabunden“ und „La Montanara“).

Vierstimmig und mit Akribie

Auffällig war dabei die Akribie, mit der die vierstimmigen Chorsätze einstudiert und wiedergegeben wurden. Ohnehin ist es schwer genug, das Männer-Tonspektrum durchgängig in vier Stimmen aufzuteilen. Dazu kommt noch, dass die traditionelle alpine Musik in der Melodieführung sehr anspruchsvoll ist – vor allem durch die Anleihen beim traditionellen Alpingesang, der einst zur Verständigung zwischen den Tälern diente, sowie bei den Naturtönen von Wald- und Alphorn. Viel schwieriger jedenfalls, als kommerzielle Verballhornungen der „Melodien der Berge“ im massentauglichen Samstagabend-TV-Programm oft vermuten lassen.

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