Spanische Polizei: Gefundene Leiche ist wohl Sophia L.

Tobi Lang

Online-Redakteur

E-Mail

22.6.2018, 12:52 Uhr
Die 28-jährige Sophia L. wird seit vergangenem Donnerstag vermisst. Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus.

© Polizei Leipzig Die 28-jährige Sophia L. wird seit vergangenem Donnerstag vermisst. Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus.

Seit über einer Woche wird Sophia L. vermisst, alles deutet auf ein Gewaltverbrechen hin. Am Donnerstag wurde im Norden Spaniens eine Leiche entdeckt. "Viele Anzeichen", sagt die Polizei im Baskenland, deuten darauf hin, dass es sich bei dem stark verwesten Körper um die junge Deutsche handelt. Konkreter werden die spanischen Behörden aber nicht. Der Leichnam sei teilweise verbrannt, eine exakte Identifizierung noch nicht möglich. Dazu passt, dass der marokkanische Fernfahrer, der bereits am Dienstag in Andalusien festgenommen wurde, ein Feuer in seinem Laster gelegt haben soll. Der Körper habe "Spuren von Gewalteinwirkung aufgewiesen", teilt die spanische Polizei mit. Noch am Freitag soll die Leiche in Vitoria-Gasteiz obduziert werden. 

Spanische Polizei: Gefundene Leiche ist wohl Sophia L.

© Markus Roider/Reporter 24/dpa

Die Leipziger Ermittler, die den Fall federführend übernommen haben, halten sich bislang noch zurück. Man könne - auch weil in Spanien ein neues Verfahren eröffnet wurde - weder zu der Leiche noch zur festgenommenen Person Angaben machen, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Staatsanwaltschaft in Sachen arbeite zwar mit den Behörden dort eng zusammen, sei aber nicht befugt, Auskunft zu geben. An den Ermittlungen sind auch deutsche Kräfte im Rahmen von Eurojust beteiligt. Die Agentur ist die Justizbehörde der Europäischen Union, über die internationale Ermittlungen koordiniert werden. 

Spanische Medien sprechen von internationalem Haftbefehl 

Unter Verdacht steht ein marokkanischer Fernfahrer, er soll Sophia L. getötet haben - zumindest gehen deutsche Behörden von einem Gewaltverbrechen aus. Erst kürzlich wurden neue Details zur Route bekannt, die der 41-Jährige genommen haben soll. Laut dem baskischen Blatt El Correo überquerte er mit seinem Laster die französisch-spanische Grenze bei Biriatou, fuhr dann weiter zu einer Raststätte bei Asparrena im Baskenland. Dort fand die Polizei auch die Leiche. Durch einen internationalen Haftbefehl seien die Behörden auf den Mann aufmerksam geworden. Bei Jaén in Andalusien, nur wenige Hundert Kilometer vor der nächsten Fährverbindung nach Marokko, haben Kräfte der Guardia Civil den 41-Jährigen am Dienstag gefasst. Zuvor war der Fernfahrer wohl über 2500 Kilometer quer durch Europa gefahren, hatte Deutschland, Frankreich und Spanien durchquert. 

Die Leipziger Staatsanwaltschaft arbeitet derzeit daran, den Verdächtigen nach Deutschland zu bringen. Man habe Antrag auf Auslieferung in Spanien gestellt, noch sei darüber aber nicht entschieden worden.  

"Haben gesucht, wo es Sinn macht" 

Sophia L. stieg am Donnerstagabend vergangener Woche an der Raststätte Schkeuditz in einen Laster, wollte nach Nürnberg trampen. Von dort aus sollte es weitergehen nach Amberg, wo die junge Frau plante ihre Eltern zu besuchen. In der Oberpfalz kam Sophia L. aber nie an. Irgendwo auf der A9 verliert sich ihre Spur. 

Systematisch suchte die Polizei die Route des Lasters ab, unter anderem durchkämmten Kräfte ein Waldstück bei Plech sowie die Laufer Pegnitzwiesen. Die Aktionen liefen bislang aber ins Leere. "Die Ermittler nutzen alle technischen Möglichkeiten, um Erkenntnisse zu gewinnen", sagt Jana Friedrich von der Staatsanwaltschaft. "Wir haben nicht irgendwo gesucht, sondern dort, wo wir glauben, dass es Sinn macht." Unklar bleibt zunächst auch, wo die 28-Jährige getötet wurde. 

Sophia L. wurde in Amberg geboren, hatte enge Verbindungen in die Region. Studiert hat die junge Frau in Bamberg, zur Schule ging sie in Hersbruck im Nürnberger Land. Immer wieder trampte sie zwischen ihrem Wohnort Leipzig und Franken.

Das Verschwinden der 28-Jährigen wurde von Rechten und Rassisten genutzt, um Hetze gegen die Einwanderungspolitik zu betreiben. Freunde der Vermissten stemmten sich gegen Rassismus und Fremdenhass. "(...) Leider kursieren nach wie vor reißerische Artikel im Netz und der Fall von Sophia wird genutzt, um Stimmung gegen die Einwanderungspolitik, gegen 'Fremde' und eine offene Gesellschaft zu machen, während uns vorgeworfen wird, Sophias Verschwinden für eigene politische Mobilisierung zu nutzen", heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Statement. "Diese mediale Stimmungsmache und die vielen selbstgerechten Kommentare sind an Abscheulichkeit kaum zu überbieten."

Der Fall Sophia - eine Chronologie der Ereignisse:

(Sollten Sie die Grafik nicht sehen, dann klicken Sie bitte hier)