Streit um Atomkraftwerk Gundremmingen
9.3.2013, 21:07 UhrKernkraftgegner befürchten trotz des geplanten Atomausstiegs eine Ausweitung der Stromproduktion im schwäbischen AKW Gundremmingen. Grund ist, dass beim bayerischen Umweltministerium nach wie vor ein Antrag des Betreibers auf Leistungserhöhung läuft – seit mittlerweile rund zwölf Jahren.
Das Ministerium und die Betreiber des Kernkraftwerks bestätigten der Nachrichtenagentur dpa, dass das bereits im Jahr 2001 begonnene Verfahren weiter in der Prüfung ist. Sprecher des Ministeriums und Kraftwerks wollten sich allerdings nicht dazu äußern, wie lange das Genehmigungsverfahren voraussichtlich noch läuft.
Die Bürgerinitiative „Forum – Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik“ rechnet allerdings mit einem Abschluss des Verfahrens in diesem Jahr. „Es ist technisch leicht, sicherheitstechnisch aber brisant“, sagte Raimund Kamm von der Initiative über das Vorhaben, die thermische Reaktorleistung in den noch betriebenen Blöcken B und C um 4,2 Prozent zu erhöhen.
Derzeit leisten die beiden Siedewasserreaktoren jeweils 1344 Megawatt. Gegner des Kernkraftwerks wollten am Samstag in Günzburg eine Kundgebung abhalten unter dem Motto „Abschalten vor dem GAU“. „Gerade in Zeiten der Energiewende zählt jedes Megawatt“, sagte hingegen Kraftwerkssprecher Tobias Schmidt. „Das gilt vor allem für das verbrauchsstarke Süddeutschland, wo erneuerbare Energien nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen und viele Kraftwerke bereits abgeschaltet wurden.“
Betreiber: Keine Auswirkungen auf Sicherheit
Die beantragte Leistungserhöhung habe keine Auswirkungen auf die Sicherheit. Dies hätten Gutachten bestätigt. Nach Angaben des Ministeriums sind bei der Leistungserhöhung keine Änderungen an der Technik der Anlage vorgesehen, sondern nur eine Änderung der Betriebsweise der zwei Atommeiler. „Der im Atomgesetz geregelte Zeitpunkt für das Abschalten des Kernkraftwerks bleibt in jedem Fall unberührt“, sagte der Ministeriumssprecher.
Im nahen Günzburg protestierten am Samstag etwa 2800 Menschen gegen Atomkraft und forderten ein „Abschalten vor dem GAU“. Die Demonstranten wollten auch an die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima vor knapp zwei Jahren erinnern.
BUND: AKW mit besonderen Sicherheitsrisiken
Der Vorsitzende des Naturschutzbundes BUND, Hubert Weiger, sagte bei der Kundgebung: „Eine aktuelle Studie des BUND zeigt, dass das AKW Gundremmingen besondere Sicherheitsrisiken hat. Anstatt den Ausbau der erneuerbaren Energien abzuwürgen, muss die Bundesregierung das AKW Gundremmingen sofort abschalten.“
Der energiepolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Ludwig Wörner, wies ebenfalls darauf hin, dass das schwäbische Kernkraftwerk mehrfach durch defekte Brennelemente aufgefallen sei.
Nach der Katastrophe in Fukushima 2011 hatte der Bundestag den deutschen Atomausstieg bis zum Jahr 2022 beschlossen. In Bayern geht zunächst das fränkische Grafenrheinfeld (2015) vom Netz, Gundremmingen B folgt 2017, Gundremmingen C dann 2021 und das niederbayerische Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut als letzter Meiler 2022.
Gundremmingen gehört mehrheitlich dem Energiekonzern RWE. Eon ist ebenfalls beteiligt. Auch in Grafenrheinfeld gab es einen Antrag auf Leistungserhöhung. Dieser ist aber vom Betreiber laut Ministerium mittlerweile zurückgezogen worden.
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