Sturm in Franken: Bäume entwurzelt, Straßen überflutet
4.8.2014, 08:20 UhrFür große Teile Frankens galt am Samstagnachmittag die rote Warnstufe des Deutschen Wetterdienstes. Insgesamt wurden durch die Feuerwehren der Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen, sowie der umliegenden Landkreise Erlangen-Höchstadt, Nürnberger Land und Fürth etwa 370 Einsätze absolviert.
Die Menschen auf dem Bardentreffen in Nürnberg wurden am Samstagnachmittag von heftigen Regenfällen überrascht. Künstler und Besucher rannten so schnell wie möglich ins Trockene. Im Stadtteil Eberhardshof hat es laut Augenzeugen heftig gehagelt.
An der Stadtgrenze wurde der Tunnel in der Höfener Straße komplett überflutet. Mindestens zwei Autos blieben im Inneren stecken und mussten von den Besitzern aus dem Tunnel geschoben werden. Am Marientor fiel eine Ampelanlage aus.
Die U1 hatte zwischen Langwasser Süd und Hauptbahnhof Probleme mit der Türöffnung. Ob die Probleme mit dem Unwetter zusammenhängen, konnte noch nicht geklärt werden.
Im Stadtteil Hummelstein riss eine Windböe eine Birke um. Der Baum stürzte auf die Straße und beschädigte dabei einen geparkten BMW.
Die hohe Dichte der Unwetter, welche innerhalb der letzten zwei Wochen die Region heimgesucht haben, verwundert auch die Einsatzkräfte. "Normalerweise haben wir im Jahr zwei bis fünf größere Unwetter, dann aber auch mit größerem zeitlichen Abstand", so der Pressesprecher gegenüber der Online-Redaktion.
Im Fürther Stadtteil Poppenreuth musste die Hans-Vogel-Straße gesperrt werden, als diese laut Augenzeugen "innerhalb weniger Minuten komplett unter Wasser stand." Ein Autofahrer der von den Wassermassen überrascht wurde, konnte seine Fahrt nicht fortsetzen. Sein Wagen hatte einen Defekt und musste abgeschleppt werden. Die Feuerwehren Poppenreuth und Stadeln waren vor Ort im Einsatz und pumpten die Straße sowie das Gebäude einer angrenzenden Firma leer.
Der Landkreis Fürth wurde laut Kreisbrandrat Dieter Marx weniger heftig vom Starkregen erwischt, als beim letzten Unwetter. In Wilhermsdorf stürzte ein Baum um und in Rosstal hob das Wetter mehrere Gullideckel aus ihren Verankerungen. In Langenzenn war die Nürnberger Straße kurzzeitig nicht befahrbar.
Braunes Schlammwasser bahnte sich seinen Weg durch die Herrmannstädter Straße, nachdem mehrere Felder überschwemmt wurden.
Erlanger Polizei vom Blitz getroffen
Insgesamt am stärksten von dem Unwetter betroffen war der Landkreis Erlangen-Höchstadt mit rund 160 Einsätzen der Feuerwehr.
In Erlangen Tennenlohe standen mehrere Keller unter Wasser. In der Kurt-Schumacher-Straße wurde ein Baum umgeknickt und blockierte die Fahrbahn. In Sieglitzhof stürzte ein Baum auf ein Wohnanwesen, wodurch glücklicherweise nur geringer Sachschaden an den Dachziegeln entstanden ist. Schlimmer erwischte es die Erlanger Polizeistation: Sie wurde von einem Blitz getroffen, der ihre Telefonanlage bis zum späten Abend komplett außer Gefecht setzte. In Eltersdorf ist der Hutgraben aufgrund des einsetzenden Starkregens kurzzeitig über die Ufer getreten.
In Hüttendorf ist eine historische Scheune komplett abgebrannt, laut Feuerwehr wahrscheinlich durch Blitzschlag. Es entstand ein Schaden von 100.000 Euro. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt stand die Verbindungsstraße von Kalchreuth nach Uttenreuth unter Wasser und musste gesperrt werden. Ebenfalls betroffen war die Straße zwischen Marloffstein und Uttenreuth.
Im Uttenreuther Ortsteil Weiher wurden durch heftige Hagelniederschläge mehrere Hecken umgeknickt und Bäume entlaubt. Augenzeugen berichten von einer dicken Schicht Eiskörner am Boden. Diese mussten mit Schneepflügen und Schaufeln weggeräumt werden.
Blitz schlug neben Mann ein
Auch die Erlanger Polizei hatte eine Vielzahl von Einsätzen zu absolvieren. Neben Verkehrsbehinderungen durch umgestürzte Bäume, beobachtete eine Polizeistreife ein seltenes Ereignis: In unmittelbarer Nähe zum Polizeiauto schlug ein Blitz ein.
Ganz in der Nähe fanden die Beamten einen Mann, der am Boden lag. Nur wenige Meter neben ihm hatte der Blitz eingeschlagen - die Druckwelle warf ihn dabei um. Die Polizeibeamten brachten den leicht verletzten Mann ins Krankenhaus nach Erlangen.
Auf dem Annafest in Forchheim blieb die Lage trotz Unwetterwarnung ruhig. Allerdings hat es auchvor Ort laut Bürgermeister Franz Streit geregnet.
Schlimmer erwischte es das mehrere Kilometer entfernt stattfindende Shamrock-Castle-Festival im Eggolsheimer Ortsteil Bammersdorf. Die Musikveranstaltung musste wegen der Wetterkapriolen für rund 45 Minuten unterbrochen werden.
In Neunkirchen am Brand kamen bis zu zwei Zentimeter dicke Hagelkörner vom Himmel geregnet. Durch starke Hagelschauer waren die Fahrbahnen teilweise zentimeterhoch mit dem Eis bedeckt und konnten nur durch den Einsatz von Schneepflügen wieder frei gemacht werden.
Offenbar sind auch mehrere Keller vollgelaufen und Bäume entwurzelt worden. Besonders betroffen war die Grundschule in Neunkirchen, die sowohl überflutet, als auch deren Turnhalle abgedeckt wurde. Durch den heftigen Wind wurde das Dach eines Supermarktes heruntergerissen und Teile davon auf die gegenüberliegende Straßenseite geschleudert. Bei den rund 100 verschiedenen Einsatzstellen waren circa 250 Helfer vor Ort.
Laut der Polizei Oberfranken entstanden durch den Hagel erhebliche Sachschäden in Dormitz und Umgebung. Die Feuerwehr leistete an 24 verschiedenen Einsatzstellen Hilfe.
Auch der Süden Frankens blieb nicht verschont. In Ansbach liefen drei Unterführungen voll. Laut Polizei konnten am Abend jedoch alle Straßensperrungen aufgehoben werden. Verletzt wurde niemand. Der Bahnverkehr zwischen Nürnberg und Crailsheim wurde zeitweillig komplett eingestellt.
Im Landkreis Kulmbach mussten die Feuerwehren ran. Viele vollgelaufene Keller und teilweise überflutete Fahrbahnen in den Bereichen Harsdorf und Hegnabrunn machten hier die Hilfe der Floriansjünger notwendig.
Der Landkreis Wunsiedel hatte ebenfalls mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen. Teilweise standen Keller und Firmengebäude bis zu einem Meter unter Wasser. Über 180 Einsatzkräfte mussten am Sonntagabend ausrücken.
In Waischenfeld im Landkreis Bayreuth brachten Feuerwehr und Hilfsdienste rund 100 Kinder eines Jugendzeltlagers vorsorglich in einer Schulturnhalle in Sicherheit. Ein Musikfestival in der Gemeinde Plankenfels musste wegen des Unwetters kurzzeitig unterbrochen werden. Das in der Bayreuther Eremitage stattfindende Sommernachtsfest setzten die Verantwortlichen kurz aus und führten es nach dem Unwetter wieder fort.
In Herzogenaurach ist es laut Feuerwehr zwar ebenfalls zu heftigen Regenfällen gekommen. Jedoch blieben Stadt und Umland von größeren Schäden verschont.
Am Abend zog die Unwetterfront quer über die Oberpfalz. Gewitter und starker Regen verursachten zum Glück nur eine überschaubare Anzahl von Einsätzen der Feuerwehr, des THW und der Polizei. Lediglich im Bereich Neumarkt gab es mehr zu tun: Hier waren mehrere Keller und Tiefgaragen überflutet. Im Bereich Cham schlug ein Blitz in ein Trafohäuschen ein und verursachte einen Schmorbrand.
Bahnreisende in Franken hatten ebenfalls mit dem Unwetter zu kämpfen. Mehrere witterungsbedingte Zugausfälle und Verspätungen stellte die Geduld der Menschen auf die Probe. Besonders die etwa vierstündige Streckensperrung zwischen Neuhaus und Pegnitz sorgte für Unmut. Der Baum, der auf das Gleis gefallen war, war so groß, dass ihn die Zugbesatzung nicht selbst von den Schienen räumen konnte. Das THW wurde hinzugerufen und half, die Störung zu beseitigen.
Auch außerhalb der Region sorgte das Unwetter für erhebliche Schäden. So wurde in Thron bei Schwarzenbach am Wald (Landkreis Hof) eine Scheune vom Blitz getroffen und brannte vollständig nieder:
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