Volkach: Bürgerentscheid um Design-Hotel auf Stelzen
15.5.2018, 12:58 UhrDie fränkische Main-Schleife bei Volkach (Landkreis Kitzingen) ist einer der touristischen Anziehungspunkte in Nordbayern. Idyllisch windet sich dort der Main durch naturbelassene, wild bewachsene Flächen. Umrahmt von Weinbergen ist der Fluss ein beliebtes Postkartenmotiv. Nun plant ein Volkacher Winzer dort ein Hotel. Das gut elf Meter hohe Gebäude soll auf Stelzen in Ufernähe gebaut werden.
Der Volkacher Stadtrat hat diesen ersten Plänen im September 2017 bereits einstimmig zugestimmt, ein offizieller Bauantrag steht noch aus. Doch gegen das Vorhaben, das im Idealfall bis 2021 realisiert werden soll, regt sich Widerstand.
Ein Zusammenschluss aus Naturschützern und Bürgern macht sich für ein naturbelassenes Mainufer ohne Hotel stark und hat einen Bürgerentscheid auf den Weg gebracht. "Das ist Landschaftsschutz- und Hochwassergebiet. Da ist nicht einmal Gärtnern erlaubt, ein Gewächshaus aufzustellen", sagt Elmar Erhard, der Vorsitzende der Bürgerinitiative Landschaftsschutz Mainschleife (Lama). Er und seine Mitstreiter wollen generell verhindern, dass das Ufergebiet bebaut wird. "Wir haben nichts gegen die Familie, nur etwas gegen das Hotel an dieser Stelle."
Gemeint ist Familie Pfaff-Düker aus Volkach. Ihr gehört ein Vier-Sterne-Romantikhotel in der Altstadt. Dass er einmal mit soviel Gegenwind kämpfen muss, hat Hotelier und Winzer Ralph Düker damals nicht gedacht. "Mir war klar, dass ich mit Naturschützern reden werde", sagt der 55-Jährige. Von der Schärfe, die die Diskussionen mittlerweile bekommen haben, ist der dreifache Familienvater allerdings ziemlich überrascht. "Ich möchte ja nichts Verantwortungsloses tun. Ich werde einen Teufel tun und da etwas Hässliches hinstellen." Seine Familie besitzt seit 1936 das Hotel mitten in der historischen Innenstadt.
In nur fünf Minuten vom Uferbereich zur Innenstadt
Der Ort, um den nun zum Teil so heftig gestritten wird, ist der Uferbereich in fünfminütiger Laufnähe zur Innenstadt, direkt zwischen der Autobrücke über den Main und dem Campingplatz. Dieses sogenannte Mainvorland will die Stadt seit mehr als zwei Jahren touristisch aufwerten und zum Naherholungsgebiet mit Wasserspielplatz machen. Zwei Anleger für Kreuzfahrtschiffe gibt es dort seit wenigen Monaten bereits - und zwar ohne Widerstand aus der Bevölkerung. In den kommenden Jahren soll zudem die Uferpromenade aufgehübscht werden. Im Moment wird der Bereich von Schotter, betonierten Flächen und ausgetretenen Wiesenwegen dominiert.
"Das Gebiet fristet derzeit eher ein Dasein aus Kies und Staub", sagt Volkachs Tourismuschef Marco Maiberger. "Dort gibt es schon einen Campingplatz und eine große Brücke und gegenüber ein Betonmischwerk. Die perfekte Idylle ist es dort nicht", ergänzt Volkachs Bürgermeister Peter Kornell. "An anderen Stellen des Mains würden wir das natürlich nicht zulassen", sagt er mit Blick auf das Hotelprojekt.
Moderne, neue Hotels tun der Region gut, davon sind Maiberger und Kornell überzeugt. "In den vergangenen Jahren sind die Menschen insgesamt mehr ins Weinland gereist. Das ist nicht nur ein klassisches Mainschleifen-Thema. Das liegt daran, dass die Region seit über zehn Jahren an ihrem Image als Urlaubsland arbeitet", so Maiberger. Winzer haben sich moderne Vinotheken mit starker Architektur gegönnt, der Mainradweg wird ausgebaut und beworben und die zunehmende Klimaveränderung ergänzt das Urlaubs-Wohlfühl-Wein-Programm in Nordwestbayern um häufig trockenes, heißes Wetter.
In Volkach sind die Übernachtungszahlen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent gestiegen. "Das ist keine Eintagsfliege", so Tourismuschef Maiberger. Doch die Region kommt eben auch an ihre Grenzen: "Wir haben in Volkach bislang keine Kapazitäten, um eine ganze Busgesellschaft aufzunehmen", so Bürgermeister Kornell. Außerdem: "Viele kleine Beherbergungsbetriebe geben irgendwann aus alterstechnischen Gründen den Betrieb auf. Dann haben wir die Nachfrage, aber kein Angebot mehr", prognostiziert Maiberger.
Design-Konzept für Hotel steht
Etwa elf Millionen Euro will der Hotelier Düker mit seinem Geschäftspartner in die Hand nehmen. Entstehen soll ein dreiteiliges Design-Hotel mit 55 Zimmern und mindestens 30 Arbeitsplätzen. Das Gebäude soll mehr als 30 Meter vom Ufer entfernt auf mehreren Stelzen gebaut werden, damit Hochwasser ungehindert abfließen kann. Das Dach wird begrünt. Viele bereits existierende, hohe Bäume sollen stehenbleiben und so das Hotel verdecken. Bei der Fassade will Düker mit viel Holz, Glas, Grün und einer Muschelkalk-Optik arbeiten. "Es wird Vinothek-Charakter haben. Wir wollen hier die Weine erlebbar machen, die in der Mainschleife wachsen. Nicht nur unsere eigenen."
So die Pläne. Ob es aber so weit kommen wird, liegt nun in der Hand der Bürger. Am 29. Juli können sie dafür oder dagegen stimmen. Das hat der Stadtrat am Montagabend bekannt gegeben. Eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen allein reicht übrigens nicht. Mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten müssten im Sinne des Bürgerbegehrens stimmen, damit der Bürgerentscheid auch gültig ist.
Bürgermeister Kornell hofft, dass es bis dahin fair zu geht und dass sich alle Wähler über die Argumente beider Seiten gut informieren können. Am Dienstagabend wollte Hotelier Düker erstmals umfassend sein Vorhaben vorstellen.
"Ich hätte auch früher informieren können, wollte aber mit fundierten Plänen rausgehen. Ich glaube immer noch an ein gutes Argument und eine gute Idee." Ihm gehe es darum, die Stadt an einem wunderschönen Ort aufzuwerten - für Touristen, Geschäftsreisende und Volkacher. "Ich persönlich sehe es als Chance für Volkach, neue Wege zu gehen und sich touristisch weiterzuentwickeln. Aber ein Hotel gegen die Bürger will ich auch nicht bauen."
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