ALC rollt das R: Die Frankenhymne des 21. Jahrhunderts

17.5.2017, 06:00 Uhr

ALC beweist zum wiederholten Mal, dass man auf Fränkisch rappen kann, ohne sich komplett lächerlich zu machen. Die Band aus Treuchtlingen ist eine lokale Berühmtheit und füllt in Altmühlfranken schonmal größere Hallen. Sie zählen den Bayern-3-Moderator Matthias "Matuschke" Matuschik zu ihren Fans und brachten ihr letztes Album über Sony BMG unters Volk. Am Freitag veröffentlichen sie in Weißenburg (Soho, ab 20 Uhr) ihre neue Scheibe "Alleskannnixmus", auf dem sich auch der Track "Roll das R" findet.

Die moderne Hymne auf das gelobte Land Franken, die ALC-Frontmann Axel Becker getextet hat, und die die Band mit einem ziemlichen dicken Soundbrett serviert. Ohne Pauken, aber mit ziemlich viel Trompeten. Der Song könnte gut auch zur Eingliederung von zugewanderten Neu-Franken verwendet werden, erklärt er doch ein paar Dinge, die man hierzlulande einfach wissen sollte. Etwa, dass "Schäufele" nichts für den Sandkasten und Bocksbeutel nichts für Kampfsportler  sind, sowie, dass es sich bei "Saure Zipfel" um keine Krankheit und bei "Auszogne" auch nicht um nackte Frauen handelt.

Ansonsten verneigt man sich vor fränkischen Legenden wie Dirk Nowitzki ("halb Flamingo, halb Basketballspieler"), Ludwig Erhard, Dürer, Thomas Sabo, Michael A. Roth,  Adidas, Puma, Wöhrl oder Faber Castell. Im weiteren Verlauf spendiert man dem bislang etwas verstaubten Fundus an Heimat-Lyrik ein paar neue, frische Textzeilen. Denn ALC steht im Paradies nicht nur mit dem Fränkischen Rechen, sie stellen auch fest, dass "Weiber weich werden wie Konsonanten", "wenn sie merken, wir kommen aus Franken".

Unterhaltsame Gastbeiträge von bekannt schlecht gelaunten Gemüts-Franken wie Matthias Egersdörfer oder Bembers runden die neue Franken-Hymne erfolgreich ab. So klingt Heimatverbundenheit im 21. Jahrhundert. Das hat unter anderem auch die Süddeutsche Zeitung, die den ALC-lern schon ein Porträt widmete, und die TV-Soap "Berlin Tag und Nacht" festgestellt, in der die Treuchtlinger Band aus bislang ungeklärten Gründen zweimal gespielt wurde.

"Einmal in Berlin Tag und Nacht gespielt werden", sagt Max Schäfer, der Gitarrist, der Band, "das war schon immer mein Traum. Jetzt kann ich eigentlich aufhören".Man darf fast annehmen, dass das nicht so hundertprozentig ernst zu nehmen ist. Wie so viele Dinge, die ALC mit großer Freude an intelligentem Blödsinn unter die Leute bringt. Nur, dass Franken das Paradies ist, darüber könnte man mit den sechs Bandmitglieder wohl kaum verhandeln. Warum auch?

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