Montan-Lehrpfad eröffnet
13.10.2012, 07:59 UhrZunächst einmal informiert der rund dreieinhalb Kilometer lange Weg jene Rätsel, die dem arglosen Spaziergänger die Ungereimtheiten des Landschaftsbildes aufgaben. „Oft wurden sie für Fuchsbauten, Bombenkrater oder Dolinen gehalten“, weiß Historiker André Widmann , unter dessen Federführung das Pfadprojekt umgesetzt wurde. Auf dem Weg erfahren die Besucher nun, um was es sich bei den Mulden und Hügeln wirklich handelt: um Relikte des Bergbaus. Und der hat in dem Waldgebiet eine über 2 000-jährige Geschichte hinter sich. Erst sei das gewonnene Eisenerz zu Werkzeugen verarbeitet worden, in späteren Zeiten dann zu Ofenplatten und Kunstgegenständen.
Auf all dies weisen nun 21 Tafeln hin, die den geschichtlichen Bogen ganz weit spannen: Vom Jurameer der Urzeit über die Epoche der Kelten bis hin zu den fränkischen Erzjägern. Anhand der geografischen Gegebenheiten wird die Gewinnung und Veredlung des Rohstoffs lebensnah veranschaulicht. Ein Landwirt hat sogar eigene Erzvorkommen für eine Mit- machstation beigesteuert. Die alten Stollen dienen heute übrigens den Fledermäusen als Refugium – den Tieren ist natürlich auch eine Tafel gewidmet.
Zusätzlich zu den lesbaren Infos wird von den Bayerischen Staatsforsten auch eine Mobilfunk-Applikation bereitgestellt. Mit dieser „App“ erklingt ein Hörspiel, das die Geschichte des Bergbaus in einen Dialog zwischen einem Mädchen und seinem Opa packt, der sich an seine Zeit in der „Grubschwart“ erinnert.
Widmann selbst wurde zu jenem Projekt durch eine Fernsehsendung angeregt. Sie zeigte den Treuchtlinger Musiker und Montanhistoriker Arthur Rosenbauer bei einem Streifzug durch den Raitenbucher Forst, als er beiläufig erwähnte, wie schön es doch wäre, wenn hier auch ein paar Tafeln stünden. Als derselbe Rosenbauer dann mit der Veröffentlichung seines Buches „Unterirdische Geheimnisse“ (wir berichteten) die „Grubschwart“ ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rückte, nahm das Projekt schnell konkrete Formen an. Mit dem Werk habe der Autor deutlich gemacht, „welch ein Schatz sich hier unter der Obhut der Staatsforsten befindet“, erläuterte Walter Erl, Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg. Nun könne man hier auf „meines Wissens den einzigen Lehrpfad mit diesem Infogehalt in ganz Bayern“ verweisen.
Der Weg dorthin war nicht einfach. Denn 150 Jahre nach dem Ende des Erzabbaus wird die „Grubschwart“ aktuell zur Holzgewinnung genutzt. Als man jedoch des hier versteckten historischen Juwels gewahr wurde, nahmen die Staatsforsten das Teilstück sogleich aus der Bewirtschaftung. Bei der Umsetzung des Projekts aber galt es dann, große Hürden zu überwinden. Landrat Gerhard Wägemann berichtete an der Einweihung von „überzogenen Forderungen der Fachbehörden“. Auch eine sehr radikale Lösung sei schon einmal im Raum gestanden: die Sprengung. Sie konnte glücklicherweise verhindert werden.
Vor einem halben Jahr hatte sich dann alles noch einmal zugespitzt, berichtete der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg, Ernst Geyer. Denn hätte sich damals das Landesdenkmalamt mit seinen strengen Auflagen durchgesetzt, wäre der Lehrpfad „ein Millionenprojekt geworden“ – und damit nicht finanzierbar. So aber schlägt es nun mit gut 70 000 Euro zu Buche. 90 Prozent hiervon zahlt der Freistaat, das restliche Zehntel berappen die Bayerischen Staatsforsten.
Auch deren Vorstandsvorsitzender Rudolf Freidhager kam zur Eröffnung angereist und gab sich ganz angetan von dem „informativen und kurzweiligen“ Infopfad. Zum Beispiel erläutert dieser die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Steigerhauses. Nach Ende des Bergbaus wurde es zur Wirtschaft umfunktioniert. Doch als solches schloss es seine Pforten bald wieder, weil die Bauern ihre Zeit lieber dort als beim Arbeiten verbrachten. Dann bot es Wilderern Unterschlupf, was letztendlich den Abriss provozierte. Mit dem Lehrpfad sei es gelungen, neue Wertschöpfung aus der Grubschwart zu erzielen – wie dies einst den Bergbauern durch die Erzgewinnung geglückt sei, betonte der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel in seinem Grußwort. Erfreut über das vollendete Projekt zeigte sich auch Peter Sammler, seines Zeichens Bereichsleiter Forsten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weißenburg. Da blieb Rosenbauer selbst nur noch, ein altes Bergbaulied anzustimmen, in das die Ehrengäste alsbald miteinfielen: „Glückauf, glückauf, glückauf!“
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