Nach Inhaberwechsel bei Regent
9.7.2015, 11:04 UhrDas Treffen zwischen Dr. Peter Krampf und Gerhard Wägemann fand am 7. Juli 2015 statt – und damit auf den Tag genau 70 Jahre, nachdem das erste Kleidungsstück von Regent in Weißenburg genäht wurde. Die offizielle Firmengründung erfolgte dann ein Jahr später. Ein Zufall, allerdings ein sehr passender.
Auf die Vergangenheit hat das Unternehmen oft mit viel Stolz zurückgeblickt, Michail Gorbatschow und Roger Moore trugen schon Anzüge aus Weißenburg. Nach fast 15 Jahren unter der Leitung des italienischen Konzerns Tombolini und letztlich einem Insolvenzverfahren im Februar dieses Jahres hat Mitte April der gebürtige Weißenburger Dr. Peter Krampf das Ruder übernommen. Zeit also, einen Blick in die Zukunft zu wagen.
Regent soll wieder sichtbar werden
Im Rahmen der Wirtschaftsförderung besucht Landrat Gerhard Wägemann etwa einmal im Monat regional ansässige Unternehmen, nun hielt er es für den richtigen Zeitpunkt, sich bei Regent umzuschauen und seine Hilfe anzubieten. Damit sind im Falle von Regent keine finanziellen Förderungen gemeint, sondern eher eine moralische Unterstützung.
„Wir wollen mit so einem Besuch auch zeigen, dass man hier an die Zukunft von Regent glaubt“, erklärte Wägemann. „Ich bin sehr froh, dass die Firma nun inhabergeführt ist, noch dazu von einem gebürtigen Weißenburger, der nicht nur gewinnorientiert handelt, sondern dem auch noch etwas an dem Unternehmen liegt. Wir können dabei helfen, den ein oder anderen Kontakt zu knüpfen. Den Rest muss Herr Dr. Krampf natürlich selber machen.“ Und das tut er. „Visibilität“; also Sichtbarkeit ist das Stichwort. Das habe bei den Vorgängern des italienischen Tombolini-Konzerns gefehlt – sowohl gegenüber den Mitarbeitern als auch gegenüber den Abnehmern. „Einer unserer zehn größten Kunden beispielsweise hat nie jemanden von der ehemaligen Firmenleitung zu Gesicht bekommen“, berichtete Krampf. Das soll sich nun ändern.
Resonanz der Kunden positiv
In den vergangenen zehn Wochen hat er den bisherigen Kundenstamm abgeklappert und die Sommerkollektion 2016 angekündigt. Er hat zwei neue Mitarbeiter eingestellt, darunter einen für die Firma so wichtigen Vertriebler. Denn vor allem in dem Bereich hatte es in der Vergangenheit
nahezu keine Aktivitäten mehr gegeben. Krampf hat angefangen, die Zulieferer auf ihre Verlässlichkeit hin zu prüfen. Und er hat den Dialog mit seinen Mitarbeitern gesucht, hat Verbesserungsvorschläge im Betriebsablauf entgegengenommen.
Doch schon allein der Inhaberwechsel hat offenbar eine erhebliche Signalwirkung nach außen. „Die Resonanz der Kunden ist sehr positiv, was mich ein wenig überrascht hat“, gestand Krampf. So hat beispielsweise ein Abnehmer aus München auf Anhieb sechs Fracks geordert – obwohl er zuvor seit Jahren nichts mehr bestellt hatte. „Das sind die Erfolgserlebnisse, die wir brauchen“, sagte Krampf.
Das zeigt aber auch, wie viel die Marke Regent doch immer noch wert ist. „Herrenschneider mit so einer Qualität gibt es nur eine Handvoll Spieler auf dem Markt“, weiß der Inhaber. „Und einige Dinge gibt es sogar nur hier in Weißenburg“ – zum Beispiel Maßanfertigungen für spezielle Figuranforderungen, die Verarbeitung schwieriger Stoffe oder die Verwendung von Daunenfedern aus der Region für die Freizeitjacken. Das müsse man künftig mehr hervorheben und nicht mit „fränkischer Bescheidenheit“ abtun.
Regent produziere auf hohem Niveau, auch preislich. „Und diesen Anspruch will ich nicht fallen lassen“, erklärte Peter Krampf. Er ist sich sicher: „Es gibt Kunden für dieses Segment.“ Auch könne er sich vorstellen, den Bereich der Maßanfertigungen auszubauen. Hier könne man mit Produktionszeiten von etwa zwei Wochen punkten – üblich sind bislang nämlich eher vier bis sechs Wochen.
Langsame Steigerung
Das alles müsse natürlich langsam gesteigert werden. „Wenn das Auto ein bisschen eingerostet ist, kann man ja nicht gleich wieder Vollgas fahren“, veranschaulichte Krampf. Denn trotz der prinzipiell positiven Resonanz auf den Inhaberwechsel hätten vor allem viele Händler auch eine abwartende Haltung. Und die gilt es in den kommenden Monaten zu überzeugen.
Ein großes Thema für die Zukunft sei der berufliche Nachwuchs. Wenn es mit der Firma so bergauf geht, wie Dr. Peter Krampf sich das vorstellt, wird er mehr Personal brauchen – zumal einige der derzeit 50 Angestellten kurz vor der Rente stehen. Gerhard Wägemann und Sabine Unterlandstätter von der Wirtschaftsförderung boten an, hier bei der Vermittlung behilflich zu sein.
Am Freitag kommt nun auch erstmals wieder ein Kunde nach Weißenburg, um sich die Kollektion im Showroom der Firma Regent anzuschauen. Alles in allem läuft es also gut, Dr. Krampf ist zufrieden. Auf ihn kommt aber noch ein Haufen Arbeit zu; schließlich gilt es, die Fehler der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte auszubügeln. Sein Ziel ist eine langsame, aber kontinuierliche Aufwärtsbewegung – oder wie er sagt: „Stück für Stück.“
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