Neuer Kindergarten in Weißenburg: Das Los entscheidet

15.4.2018, 15:33 Uhr
Neuer Kindergarten in Weißenburg: Das Los entscheidet

© Robert Renner

Aufgrund der gestiegenen Geburtenzahlen, etlicher Zuzüge und der Reduzierung von Betreuungsplätzen in den beiden katholischen Kindergärten hat der Stadtrat im Februar den Bedarf von weiteren 24 Krippen- und 75 Kindergartenplätzen anerkannt (wir berichteten). Das bedeutet, dass eine neue Tagesstätte gebaut werden muss.

Dabei hat die Stadt den Subsidiaritätsgrundsatz zu beachten: „Wenn Kindertageseinrichtungen in gleichermaßen geeigneter Weise von einem freigemeinnützigen Träger gebaut und betrieben werden können, soll die Gemeinde von eigenen Maßnahmen absehen“, erklären die Sitzungsunterlagen. Daher hat die Stadt mögliche Träger angeschrieben. Fünf Träger meldeten ihr Interesse an: der Kreisverband Südfranken des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), die gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) West­mittelfranken, das katholische Pfarramt St. Willibald in Weißenburg, der Kreisverband Mittelfranken-Süd der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und das Diakonische Werk Weißenburg-Gunzenhausen.

Anders als beispielsweise bei der neuen integrativen Tagesstätte der Lebenshilfe in Steinleinsfurt „werden keine spezifischen pädagogischen oder organisatorischen Anforderungen“ an den Träger der neuen Kindertageseinrichtung gestellt, erläuterte Sabrina Lihr von der Stadtverwaltung. Außerdem gehe man davon aus, dass jeder Bewerber gleichermaßen das Projekt praktisch umsetzen und die Einrichtung erfolgreich betreiben könne.

Daher hat sich die Stadt für objektive Faktoren entschieden, nach denen der Träger ausgewählt werden soll. Die Bewerber sollten angeben, ob sie bereit sind, den kompletten Bedarf zu decken, ob sie mit den finanziellen Festsetzungen (Vollfinanzierung der förderfähigen Kosten, kein Abschluss eines Defizitvertrags) einverstanden sind und ob eine spätere Erweiterung der Tagesstätte in den Planungen berücksichtigt wird. Zu nennen war zudem der Zeitrahmen und ob ein geeignetes Grundstück vorhanden ist.

Keine Chance ohne Baugrund

An diesem Punkt scheiterten die gfi und das BRK Südfranken. Sie haben keine entsprechenden Bauflächen zu bieten. Aus dem Rennen ist außerdem die katholische Kirchengemeinde. Sie verfügt zwar neben ihrem Pfarramt an der Holzgasse über ein Grundstück, würde aber nur einen Teil des Bedarfs decken. Sie will dort nach Angaben der Stadtverwaltung ihren bisherigen Kindergarten am Caritas-Altenheim St. Walburg durch einen Neubau ersetzen, dabei aber nur 25 zusätzliche Plätze schaffen.

Bleiben noch die Diakonie und die Arbeiterwohlfahrt im Rennen. Sie bieten nahezu identische Voraussetzungen. Beide sind mit den Finanzierungsregeln einverstanden, wollen den gesamten Bedarf decken, werden Erweiterungsmöglichkeiten in der Planung berücksichtigen und wollen das Projekt möglichst zügig umsetzen. Und beide Organisationen verfügen über je ein Grundstück an der Schwärzgasse in Weißenburg.

Das Areal der Diakonie umfasst nach Auskunft von Geschäftsführer Martin Ruffertshöfer 6500 Quadratmeter, jenes der Awo misst über 3700 Quadratmeter – in beiden Fällen ist also ausreichend Platz für eine Kindertagesstätte. Zum Vergleich: die neue dreigruppige Tagesstätte der Lebenshilfe in Steinleinsfurt ist auf einem 1400-Qaudratmeter-Grundstück untergebracht.

Erweiterung möglich

Der geplante Neubau wird vorerst vier Gruppen umfassen, die aber so­-gar samt Erweiterungsmöglichkeiten selbst im Falle der Awo unterzubringen sind, sagt zumindest deren stellvertretende Kreisvorsitzende Christine Heller. Die Awo würde die Kinder­tageseinrichtung mit dem geplanten Neubau der Tagesstätte Brücke (wir berichteten) kombinieren, berichtete Heller.

„Beide Organisationen sind „bestimmt gleichwertig“, meinte Gerhard Naß (SPD). Die Stadt sei „in der glücklichen Lage“, zwei Bewerber zu haben. Zugleich sei es „schade, einen auswählen zu müssen“. Ähnlich äußerte sich CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Drotziger. Die komfortable Situation, insgesamt fünf Bewerber zu haben, von denen nach der Bewertung durch die Verwaltung auch noch zwei geeignete übrigbleiben, müsse man sich „entspannt auf der Zunge zergehen lassen“.

Ein geeignetes Verfahren, aus den beiden den letztendlichen Träger auszuwählen, hatte aber auch kein Ausschussmitglied parat. Daher votierten alle für den Vorschlag von OB Schröppel, bei der Stadtratssitzung am Donnerstag, 26. April, um 17 Uhr im Gotischen Rathaus das Los entscheiden zu lassen. „Glücksfee wird Frau Lihr sein“, kündigte das Stadtoberhaupt an. Es sei denn, einer der beiden Bewerber würde bis dahin verzichten, Diakonie und Awo würden sich in irgendeiner Form einigen oder es würde ein besserer Vorschlag vorgelegt.

So aber fände er „kein taugliches Abgrenzungsverfahren“ zwischen Awo und Diakonie. Etwas juris­tisch sichereres falle ihm nicht ein. Das Los entscheiden zu lassen, sei daher wohl „die fairste Variante“, meinte der OB.

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