Nur Gewinner durch das Fränkische Seenland

9.5.2018, 08:06 Uhr
Nur Gewinner durch das Fränkische Seenland

© Robert Maurer

Im Rückblick klinge es nach einer recht simplen Entscheidung, die der Landtag im Juli 1970 traf, doch dem sei keineswegs so gewesen. Da waren die Menschen, die im Gebiet der heutigen Seen ihr Zuhause hatten oder landwirtschaftliche Flächen bewirtschafteten. Da war die Angst der Bevölkerung, der Damm könne brechen und alles überfluten. Da war eine Bauzeit von zweieinhalb Jahrzehnten und enorme Geldsummen, die in das Projekt gesteckt wurden. Heute wäre Vergleichbares kaum noch realisierbar, glaubt der Wieder-Umweltminister (er hatte den Posten bereits von 2011 bis 2014 inne). Mit juristischen Mitteln ließe sich ein derartiges Großprojekt sehr lange aufhalten.

Deshalb müsse man den Bürgern der Region dankbar sein, dass sie trotz al­ler Sorgen und Bedenken nicht so weit gegangen sind. Aber es seien auch „weitsichtige Politiker mit Schneid“ gewesen, die vor fast fünf Jahrzehnten den Grundstein für das Fränkische Seenland legten. Und auch die Planer und Bauleute hätten sich ein Lob verdient für ihre saubere Arbeit.

Nur Gewinner durch das Fränkische Seenland

© Nadine Wölkl

Die Überleitung von Altmühl- und Donauwassers in das Regnitz-Main-Gebiet ist für Huber eine „Win-win-win-win-win-Situation“, weil die Maßnahme aus Sicht des Oberbayern nur Gewinner kennt. Dank der Trinkwasserfernleitung werde Franken auch in Dürrejahren gut mit Trinkwasser versorgt. In den fränkischen Gewässern fließt mehr Wasser. Rednitz, Regnitz und Main haben dadurch höhere Pegel. Seit 1993 wurden rund drei Milliarden Kubikmeter in den Norden des Freistaats geleitet. Das entspricht dem gut gefüllten Starnberger See. Hochwässer sind im Altmühltal inzwischen kein Problem mehr. Der Tourismus profitiert. Und zu guter Letzt geht es auch der Natur und den Tieren besser. Die Vogelinsel am Altmühlsee sei das beste Beispiel dafür.

Die Infostelle Fränkisches Seenland in der Mandlesmühle wurde 2008 eröffnet. Etwa 10 000 Besucher kommen jedes Jahr und lassen sich erläutern, wie das Überleitungsprojekt funktioniert, sagte Thomas Keller, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA) Ansbach. Huber nannte die Einrichtung ein „öffentliches Gedächtnis“, weil sie an die Zeiten erinnert, als dort, wo jetzt die Seen sind, nur Äcker zu finden waren und sich wohl nur Visionäre eine irgendwann einmal brummende Tourismusregion vorstellen konnten.

Dass der Fremdenverkehr nur ein positiver Randaspekt des Kernprojekts war, sei dem Gast, der heute mit seinem Rad an der Mandlesmühle vorbeirollt, nicht klar, sagte Huber. „Der Tourist freut sich am See. Ihm ist nicht bewusst, was dahintersteckt.“ Und ge­nau um das herauszuarbeiten, brauche es das Infozentrum. Denn gerade in Zeiten des Klimawandels sei es wichtig, dass auch Nordbayern ganzjährig mit ausreichend Wasser versorgt ist. Beim Erläutern dieser Zusammenhänge helfen soll auch die neue Broschüre „Wasser für Franken“, die der Minister im Gepäck hatte und als Ers­tes an die Mitarbeiterinnen der Infostelle verteilte.

„Ein Jahrhundertprojekt“

Natürlich sah sich der Minister auch in der Infostelle selbst um. Thomas Keller zeigte ihm einen Film über die Situation in der Region vor dem Bau der Seen und erläuterte Huber, welche Folgen es hat, wenn der Pegel Hüttendorf bei Erlangen unter einen gewissen Stand fällt. Dann beginnt nämlich das Überleitungssystem seinen Dienst und füllt die Flüsse und Gewässer in Nordbayern wieder auf. „Ein Jahrhundertprojekt“, befand der Minister.

Der Freistaat Bayern investiert je­des Jahr sechs Millionen Euro, um das Überleitungssystem zu erhalten und es fit für die Zukunft zu machen, verdeutlichte der Umweltminister. „Au­ßerdem fördern wir innovative Konzepte für den Naturtourismus im Fränkischen Seenland.“ Das Miteinander von Natur, Ruhe und Aktivität spiele dabei eine wichtige Rolle.

Ums Miteinander ging es auch bei der zweiten Station des Besuchs von Marcel Huber. Der Minister radelte in Begleitung von Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz (er ist auch Vorsitzender des Zweckverbandes Altmühlsee) und seiner Kollegen Dieter Rampe (Muhr am See) und Heinz Baum (Ornbau) sowie von MdL Manuel Westphal und Landratsvize Robert Westphal ein kleines Stück am Altmühlsee: vom Surfzentrum Schlungenhof zum Seezentrum Gunzenhausen-Schlungenhof.

Der Gast aus dem Landkreis Mühldorf am Inn konnte dabei erfahren, warum es sinnvoll ist, getrennte Wege für Spaziergänger und Radler zu ha­ben. So entzerrt sich die Situation und es entstehen keine Konflikte. Mit dieser Art der Wegführung hat das Fränkische Seenland eine Vorreiterrolle bei den Gewässern in Bayern, erläuterte WWA-Chef Keller. Außerdem ging es um die Zukunft der Schifffahrtslinie auf dem Altmühlsee. Der Zweckverband möchte diese gern an einen privaten Betreiber (die Familie Wilken, die auch die MS Brombachsee betreibt) vergeben, doch die wünscht sich eine Anlegestelle, die näher an der Vogelinsel liegt. Der Besuch sollte dazu beitragen, einen Kompromiss zufinden.

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