Schloss Syburg kommt nicht unter den Hammer
26.1.2017, 13:00 UhrEs gibt offenbar jede Menge Menschen, die gerne einen der ältesten Adelssitze Frankens besitzen würden. Auch wenn sich das Anwesen in einem schlechten Zustand befindet, wie das Landesamt für Denkmalpflege feststellt. Das Medieninteresse, das die Recherchen unserer Zeitung ausgelöst haben, rief auch allerlei Kaufinteressenten auf den Plan. Ende Dezember sprach Werner Röttenbacher noch von etwa zehn Interessenten, inzwischen ist von 30 bis 40 die Rede. „Ständig kommen Anrufe und Mails, und man sieht auch immer wieder Leute vor dem Schloss.“
Die potenziellen Käufer kommen aus der gesamten Republik und dem deutschsprachigen Ausland. Unternehmer, Diamant- oder Antiquitätenhändler, vermögende Privatiers und leidenschaftliche Schlossfans interessieren sich auf einmal von Berlin bis
in die Schweiz für die Syburg. „Da sind auch ein paar Unseriöse dabei“, weiß der Bürgermeister, „aber auch eine ganz Reihe, die das nötige Geld haben, um das Schloss wieder herzurichten.“
Der Verkauf wird geplant
Nun ist zwar die Zwangsversteigerung geplatzt, der Verkauf des Schlosses dürfte mittelfristig aber trotzdem über die Bühne gehen. Das lässt zumindest ein überraschendes Statement der Familie des Schlossbesitzers erwarten. Auf der vor einigen Wochen online geschalteten Homepage „Syburg Retten“ freuen sich die Besitzer zunächst, dass durch Unterstützung „aus der ganzen Welt“ die Zwangsversteigerung vermieden werden könne. Im nächsten Satz wird verkündet, dass man nun einen passenden Käufer für die gesamte Schlossanlage finden will. Bei der Versteigerung wäre nur die Schlossinsel, nicht aber der Schlosspark unter den Hammer gekommen.
Ein Verkauf der Anlage galt jahrzehntelang als ausgeschlossen. Der heutige Besitzer erwarb das Schloss 1977 und begann wenig später einen beispiellosen Rechtsstreit, den er quer durch die Instanzen trieb. Bis heute ist der inzwischen 90-Jährige offenbar überzeugt, dass die Gemeinde illegal unbehandelte Abwässer in seine Gewässer einleitet, damit sein Grundstück verseucht und dem Schloss schwere bauliche Schäden zugefügt hat. Der Schlossbesitzer klagte sich bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, verlor aber in allen Instanzen.
In der Konsequenz weigerte er sich, zahlreiche Abgaben, Steuern oder Gebühren zu zahlen. Er verrechnete sie mit dem von ihm geschätzten Schaden durch die vermeintlich illegale Abwasserentsorgung der Gemeinde. Dass diese Verweigerungshaltung seit Jahrzehnten funktioniert, liegt am juristischen Geschick des Schlossbesitzers und an den Behörden, die die aufwendigen Rechtsstreitigkeiten mit dem renitenten Mann scheuten. Dass der Schlossbesitzer nun die Forderungen von Gemeinde und Landkreis beglichen hat, dürfte der Einsicht gleichkommen, dass sein Kampf aussichtslos ist.
Bürgermeister Werner Röttenbacher, der seit Jahren Druck in Sachen Zwangsversteigerung macht, sieht deren Absage einigermaßen gelassen. „Ich habe schon mal das Geld der Gemeinde, das ist ein Teilerfolg. Wenn er jetzt noch verkauft und es einen Besitzerwechsel gibt, dann ist das für uns top gelaufen.“ Ein Besitzerwechsel wäre wohl die letzte Chance, das marode Schloss in seiner Substanz zu bewahren. Der aktuelle Besitzer hat über Jahrzehnte hinweg keine grundlegenden Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.
Es gab erste Besichtigungen
Offenbar sieht man das inzwischen auch im Familienkreis des Schlossbesitzers so. Nicht umsonst trägt die Homepage den Titel „Rettet Schloss Syburg“. Dort erschien dieser Tage ein etwas eigenwilliges Video. In einem aparten, aber offenbar bitterkalten Zimmer des Schlosses sieht man einen dick eingepackten Mann, der mit von der Kamera abgewandtem Gesicht und Kondenswölkchen vor dem Mund vom geplanten Verkauf von Schloss Syburg sprach. „Wir streben danach, dass der neue Eigentümer von Wasserschloss Syburg dem gesamten Anwesen wieder zu altem Glanz verhilft, und dabei werden wir ihn gerne unterstützen und zuarbeiten.“
Weitere Informationen zum Verkauf würden auf der Homepage veröffentlicht. Bekannt ist, dass inzwischen auch Interessenten zu Besichtigungen in das Schloss gelassen wurden. Anders als noch der Gutachter, der den Wert des Schlosses für die Zwangsversteigerung von außerhalb der Mauern ermitteln musste. Der Familie des Schlossbesitzer scheint es ernst mit dem Verkauf – das könnte das vernünftige Ende einer seit Jahrzehnten unbefriedigenden Situation sein.
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