SPD schickt Christa Naaß und Harald Dösel ins Rennen
16.10.2017, 06:00 UhrDen Genossen bei der Nominierungskonferenz war jedoch anzumerken, dass sie die Schlappe bei der Bundestagswahl noch nicht wirklich verdaut haben.
Nun gehe es darum, weiter zu kämpfen, war mehrfach als Devise im Gasthaus „Weißes Ross“ in Wassertrüdingen zu hören. Und zum Einstieg in den Wahlkampf übten sie sich schon einmal in Geschlossenheit. Harald Dösel erhielt 50 von 53 Stimmen – 94,3 Prozent. Bei Christa Naaß waren es 49 von 53 und damit 92,4 Prozent.
Naaß gehört dem Bezirkstag bereits seit 2013 an und übt dort das Amt der Vizepräsidentin aus. Dösel ist 2013 schon einmal als Landtagskandidat der Sozialdemokraten angetreten. Er kam vor vier Jahren auf 19,8 Prozent im gesamten Stimmkreis. In Weißenburg-Gunzenhausen alleine schnitt er mit gut 22 Prozent etwas besser ab. Auch Naaß ist 2013 schon für die Bezirkswahlen als Direktkandidatin angetreten. Sie kam insgesamt auf 24,7 und im Landkreis sogar auf 28,7 Prozent. Da war ihr Bekanntheitsgrad als frühere Landtagsabgeordnete ein klarer Bonus.
Der Stimmkreis umfasst den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und etwa ein Drittel des Landkreises Ansbach. Naheliegenderweise hat hier Weißenburg-Gunzenhausen die Oberhand. Dementsprechend kommen auch drei der vier gewählten Kandidaten aus Altmühlfranken. Denn neben den beiden Direktkandidaten wurden auch zwei Listenbewerber bestimmt. Juso-Unterbezirksvorsitzenden Felix Gmöhling aus Burgoberbach will für den Landtag und Pappenheims Ortsverbandsvorsitzende Pia Brunnenmeier für den Bezirkstag ins Rennen gehen. Beide führten aus, dass sie mit ihrer jeweiligen Kandidatur vor allen Dingen die Direktkandidaten unterstützen wollen. Sie wurden einstimmig per Handzeichen gewählt.
Nachdem er zwischenzeitlich in den Stadtrat von Weißenburg und in den Kreistag von Weißenburg-Gunzen-hausen gewählt worden ist, gehe er mit mehr politischer Erfahrung inden Wahlkampf als vor vier Jahren, machte Dösel, der auch SPD-Kreisvorsitzender in Weißenburg-Gunzenhausen ist, in seiner Rede deutlich. Eines der Schwerpunktthemen im Wahlkampf ist für den Weimersheimer der soziale Wohnungsbau. Er verwies darauf, dass Weißenburg hier frühzeitig eingestiegen ist und ein entsprechender Bau in Planung sei. „Der Freistaat hat hier seine Hausaufga-ben nicht gemacht.“ Er klagte über den kommunalen Finanzausgleich, bei dem in Bayern einmal mehr keine Erhöhung der Quote erreicht worden sei.
Außerdem will er das Thema „Beruf und Familie“ in den Fokus rücken. Neue Umfragen zeigten, dass in jungen Familien die Frauen gern mehr und die Männer gern weniger arbeiten würden. Doch noch gebe es hierbei „zu große Hürden“. Die Familienarbeitszeit, die die damalige Familienministerin Manuela Schwesig im Frühjahr vorgestellt hat, wäre aus Dösels Sicht eine Lösung für das Problem. Doch werde es angesichts der politischen Lage dazu auf absehbare Zeit wohl nicht kommen.
Die CSU als Gegner
Auch gebührenfreie Kita-Plätze sind für den 45-Jährigen ein Thema. Und als Lehrer wird er sich natürlich auch der Bildungspolitik annehmen. In seiner Nominierungsrede ging er vor allen Dingen auf die in Bayern aus seiner Sicht „unzureichende Nachmittagsbetreuung“ ein. Seines Erachtens wäre hier ein rhythmisierter Ganztagsunterricht das Wunschziel. Einen solchen gibt es bislang aber nur selten.
Wie bei Harald Dösel so war auch bei Christa Naaß in der Nominierungsrede von Anfang an klar, dass der Hauptgegner der SPD die CSU ist. Jüngstes Beispiel: der Versuch, das Sitzverteilungsverfahren von Hare-Niemeyer zurückzuändern auf d’Hondt. Letzteres bevorzugt die großen Parteien.
Nach fünf Jahren im Bezirkstag ist Christa Naaß voll in der Materie und hat Zahlen und Hintergründe zu allen möglichen Themen aus dem Effeff parat. Wohl deshalb überzog sie auch ihre vorgegebene Redezeit von 15 Minuten. Die 62-Jährige sprach über die Bezirkskliniken und die Probleme mit Vorstand und Verwaltungsrat, die psychiatrische Tagesklinik in Weißenburg, die geplante psychosomatische Klinik in Treuchtlingen, die Suchtarbeit, Inklusion an Schulen, die Limes-Fachberatung, die Seenzweckverbände sowie Einrichtungen wie das Bergwaldtheater oder das Kloster Heidenheim, die Zuschüsse aus Ansbach erhalten. Der Bezirk als dritte kommunale Ebene werde zwar oft nicht wirklich wahrgenommen, doch spielt er in vielerlei Hinsicht eine nicht zu unterschätzende Rolle, machte Naaß deutlich.
Um weitere Themen für den Wahlkampf zu sammeln, hatte Anette Pappler dazu aufgerufen, kleine Zettel auszufüllen und diese an eine Wand zu kleben. Davon wurde auch gut Gebrauch gemacht. Mit solchen Maßnahmen will die Pappenheimerin den Dialog in der Partei befördern. Sie ist als frischgewählte Stimmkreisvorsitzende quasi der Wahlkampfmanager der SPD im kommenden Jahr.
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