SV Wettelsheim von Null auf Hundert in der Halle
14.1.2019, 08:34 UhrDer Bezirksligist war am Ende nicht nur ein verdienter, sondern auch ein überraschender Meister. Wettelsheim hatte vor der Endrunde in der vollbesetzten Weißenburger Landkreishalle eigentlich keiner auf dem Zettel. Das Team von Trainer Tobias Grimm war auch selbst ohne große Erwartungen oder Druck an den Start gegangen. Immerhin stand der SVW seit 1997 – damals noch im Altkreis Jura – nicht mehr in einer Hallenendrunde. Zuletzt hatte der Jura-Süd-Club jahrelang nicht gemeldet und qualifizierte sich nun erstmals im Großkreis Neumarkt/Jura für das Championat. Von Null auf Hundert! Als Kreismeister sind die Wettelsheimer (ebenso wie „Vize“ Neumarkt) für die Bezirksendrunde am kommenden Samstag, 19. Januar, in Erlangen qualifziert.
Fußballerisch ließ die Finalrunde der besten Acht mitunter etwas zu wünschen übrig. Dafür gab es Topstimmung, für die vor allem der große Fanblock der DJK Göggelsbuch-Lampersdorf (kurz: Göggis) selbst dann noch sorgte, als die eigene Mannschaft schon aus dem Rennen war. Es gab von allen Seiten Lob für den Ausrichter TSV 1860 Weißenburg, der sich nach Platz eins und zwei in den vergangenen beiden Jahren diesmal sportlich mit Rang vier begnügen musste. Und vor allem gab es viele Tore, reichlich Spannung und Dramatik und leider auch einen Eklat, der zu einem Spielabbruch führte. Doch alles der Reihe nach.
Die Gruppenphase
Alles sehr offen, eng und umkämpft könnte man die Gruppen A und B zusammenfassen. Kreisligist SV Rednitzhembach lag in der Gruppe A mit sieben Punkten und 9:2-Toren vorne und hatte nicht zuletzt den ASV Neumarkt mit 3:1 geschlagen. Der ASV kam mit vier Punkten auf Rang zwei vor Kreisligist Göggelsbuch (3) und Bezirksligist TSV Freystadt (2).
Auch in der Gruppe B wurde Freystadt Letzter – in diesem Fall der punktlose A-Klassist und Außenseiter Türkspor. Davor stritten sich die drei Bezirksligisten SV Wettelsheim, TSV 1860 Weißenburg und TSG 08 Roth um zwei Halbfinal-Plätze. Wettelsheim gewann das Derby gegen Weißenburg mit 1:0. Das Siegtor erzielte ausgerechnet Dürnberger, der beim TSV 1860 die komplette Jugend durchlaufen hat. Dann gewann Roth mit 3:2 gegen Wettelsheim. Schon hier war es in der Schlussphase hitzig. . .
. . . im entscheidenden Gruppenspiel zwischen Roth und Weißenburg kochte es dann über. Der TSV 1860 musste gewinnen, dominierte klar und führte souverän mit 3:0. Die TSG haderte von Beginn mit den Schiedsrichter-Entscheidungen und hatte schnell eine hohe Foulbelastung. Die in Weißenburg bekannten „Uhl-Uhl-Uhl-Rufe“ der TSV-Fans für ihren beliebten Torwart Johannes Uhl fassten die Rother irrtümlicher Weise als rassistische Äußerung gegen ihren Spieler Kevin Walthier auf, der dann nach dem 3:0 durch einen Zehnmeter von Jonas Ochsenkiel mit der Wasserflasche in den TSV-Block spritzte. Durch diese Szene schaukelten sich die Emotionen weiter hoch, Walthier sah die Rote Karte, die TSG Roth verließ das Parkett und die Referees mussten das Spiel vorzeitig beenden. Das Match wurde mit 3:0 für Weißenburg gewertet, was im direkten Vergleich der drei punktgleichen Teams Platz eins für den TSV 1860 (3:1 Tore) vor Wettelsheim (3:3) und Roth (3:5) bedeutete.
Die Halbfinals
Die Rother reisten erbost ab und traten nicht mehr zum Sechsmeterschießen um Platz fünf an. Nachdem Hallensprecher Roland Mayer das Missverständnis mit den „Uhl-Rufen“ per Durchsage aufgeklärt hatte und das Freystädter Sechsmeter-Duell um Rang sieben mit 7:6 an den TSV gegangen war, hatten sich die Gemüter wieder beruhigt. Im ersten Halbfinale setzte sich Wettelsheim nach Toren von Dürnberger (3) und Michael Halbmeyer (1) glatt mit 4:1 gegen seinen Kabinennachbarn Rednitzhembach durch. Im zweiten Halbfinale trennten sich Weißenburg und Neumarkt in einem umkämpften Match 1:1. Die TSV-Führung durch Marco Schwenke glich Daniel Pandel aus. Das Sechsmeter-Duell entschied Neumarkt mit 2:1 zum 3:2-Endstand für sich.
Die Finalspiele
Im „kleinen Finale“ um Platz drei merkte man dem TSV 1860 die Enttäuschung über das verpasste Endspiel bei der „Endrunde dahoam“ an. Der 2:1-Anschluss gegen die siegreichen Hembacher fiel erst mit der Schlusssirene. Im Endspiel gegen Neumarkt hatte dann der SV Wettelsheim ein klares Chancenplus. Zu den eingangs erwähnten Toren von Rasch und Dürnberger kamen noch satte vier (!) Pfostentreffer. Gleichzeitig waren die Defensive und Keeper Christoph Zwahr ein großartiger Rückhalt. So ging das Finale verdient mit 2:0 an den neuen Hallenchampion SVW.
Die Siegerehrung
Fußball-Kreisspielleiter Markus Hutflesz und Kreisvorsitzender Thomas Jäger bekamen bei der Siegerehrung Verstärkung durch die Sponsoren-Vertreter: Jürgen Haasler ist Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) und hatte als Langenaltheimer praktisch ein „Heimspiel“ im Landkreis. Sylvia Fischer ist Bezirksstellenleiterin bei Lotto Bayern. Die Sponsoren machten Preise im Gesamtwert von fast 7000 Euro für die acht Endrunden-Teilnehmer möglich. Weil die TSG Roth bereits abgereist war (Hutflesz: „Ist nicht gut, müssen wir aber so akzeptieren“), wandert deren Preis weiter an die Frauen-Kreismeisterschaft, die am 19. Januar ebenfalls in Weißenburg stattfindet. Wie Haasler herausstellte, unterstützt der VGN bereits seit über 20 Jahren die Hallenrunde.
Die Glückwünsche gingen vor allem an den neuen Kreismeister SV Wettelsheim, dessen Kapitän Hans-Christian Döbler den Siegerpokal in Empfang nahm. Riesenlob gab es für die Stimmungsmacher der „Göggis“ sowie für das fleißige Team des Ausrichters TSV 1860 Weißenburg um Roland Mayer. „Bis auf einen kleinen Zwischenfall, der auf einem Missverständnis beruhte, war es ein harmonisches Turnier“, befand Kreisspielleiter Hutflesz mit Blick auf den sechsstündigen Turniertag und dankte auch den sechs Schiedsrichtern, die es nicht immer leicht hatten, ihre Sache aber sehr gut und konsequent machten.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen