Windkraftgegner protestieren

04.01.2011, 08:02 Uhr
Windkraftgegner protestieren

© Maurer

Bei Oberhochstatt sind im Lauf der vergangenen Jahre sieben Windräder aufgestellt worden. Dennoch gab es dort nie einen Windpark. Vielmehr stehen die Rotoren jeweils auf Mini-Parzellen, die im Flächennutzungsplan entsprechend gewidmet sind. Doch wegen der inzwischen sieben Anlagen in dem Gebiet sieht der Planungsverband Westmittelfranken (Region 8) nunmehr die Voraussetzungen für einen Windpark gegeben. Nun planen die Stadtwerke zwei weitere Windräder, um das selbst gefasste Ziel umzusetzen, bis 2020 ein Fünftel des in Weißenburg verbrauchten Stroms als erneuerbare Energie auch hier zu produzieren.

Doch Einzelgenehmigungen wie bisher will der Planungsverband nicht länger mitmachen. Die Stadt argumentiert nun, dass es sich um einen „atypischen Fall“ handelt. Schließlich hätten sonst auch frühere Anlagen bei Oberhochstatt nicht mehr genehmigt werden dürfen. Deshalb dürfe in diesem Fall die Regionalplanung, die für Oberhochstatt keinen Windpark vorsieht, umgangen werden. Weil aufgrund geltender Abstandsflächen weitere Windräder auf dem Weißenburger Stadtgebiet ohnehin nicht mehr zulässig wären, sehen Oberbürgermeister Jürgen Schröppel und sein Rechtsamtsleiter Heiko Stefke keine Bedenken wegen dieses Vorgehens.

Aufgerissene Tür

Sehr wohl haben aber die Windkraftgegner Befürchtungen, dass eine solche Argumentation – so sie beim Planungsverband Gehör findet – eine riesige Hintertür aufreißen würde, um vielerorts weitere Windräder genehmigen zu können. Deshalb haben sich die Sprecher von sechs Bürgerinitiativen zusammengetan und Landratstellvertreter Robert Westphal nun einen Bittbrief überreicht. Das Landratsamt muss über den Bauantrag der Stadt Weißenburg entscheiden.

Es sei „mehr als bedenklich, wenn ein eigenes Mitglied des regionalen Planungsverbandes Westmittelfranken, nämlich die Stadt Weißenburg, das eigene Regulativ für Windkraft, nämlich den Regionalplan 8, dermaßen untergräbt“, heißt es in dem Schreiben. Wie weitreichend die Entscheidung über den Antrag der Stadt Weißenburg ist, zeigt sich nach Ansicht der Bürgerinitiativen daran, dass in Oberhochstatt und Kaltenbuch bereits Investoren „Kaufabsichten an Grundstücken in der Nähe der sieben bestehenden Altwindräder im Ausschlussgebiet des Regionalplans bekundet“ hätten.

Die Bürger, die in der Nähe von Windparks leben, wollen keine zusätzlichen Rotoren, argumentieren die Bürgerinitiativen. Schließlich müssten sie ohnehin schon damit leben, dass die bisherigen Windräder erhöht und technisch aufgerüstet werden („Re­powering“). Für Karl Löffler aus Langenaltheim werden so durch die Hintertür die Abstandsflächen verkleinert. Denn höhere Masten an den alten Standorten würden sich natürlich auf Faktoren wie Schattenwurf und Lärmbelästigung auswirken.
Ein Aufweichen der Regionalplanung ließe nach Ansicht der Windkraftgegner „jede Planung Makulatur werden“, formulierte es Stefan Schilling aus Wengen. Auch Dieter Reitlinger aus Bieswang sieht das so: „Wenn die Bauleitplanung aushebelbar ist, macht uns das große Sorgen.“ Er fürchtet, dass auf diese Weise auch die Gemeinden in ihrer Entwicklung eingeschränkt werden können. Wenn Abstandsflächen zu Windrädern unterschritten werden, dürften keine Baugebiete mehr ausgewiesen werden, nannte er beispielhaft. Der bisherige Regionalplan sei eine homogene und verlässliche Lösung, so Reitlinger. Diese werde durch den Trick der Stadt Weißenburg konterkariert, fürchtet er.

„Bitte keine atypischen Fälle“

Schilling betonte bei der Übergabe an Landratstellvertreter Westphal, dass es sich bei dem Schreiben nicht um eine Forderung, sondern um eine Bittschrift handelt. Tenor: „Bitte keine atypischen Fälle von Windkraftanlagen in unserem schönen Land-
kreis.“ Westphal versprach, die Bedenken ernst zu nehmen und die
Anregungen prüfen zu lassen. Allerdings sei die Entscheidung über eine Genehmigung keine politische, vielmehr gelte es rechtliche Vorgaben einzuhalten.
Unterzeichnet haben das Schreiben Vertreter der Bürgerinitiativen Nennslinger Jura, Thalmannsfeld, Oberhochstatt, Langenaltheim sowie des Vereins Landleben Bieswang und des Vereins Lebensraum Weißenburger Jura, Kaltenbuch/Indernbuch. Unterstützt werden sie von Bürgerinitiativen aus angrenzenden Bereichen (Reinwarzhofen, Ruppmansburg und Reichersdorf). Das gleiche Schreiben haben die Bürgerinitiativen auch an den regionalen Planungsverband nach Ansbach geschickt.