Weißenburger SABS-Gegner beim CSU-Parteitag
18.12.2017, 06:00 UhrOrganisiert hatte die Demonstration der Verband Wohneigentum. Etliche andere Gruppierungen schlossen sich an. Aus dem hiesigen Landkreis waren auch Bürger aus Solnhofen, Treuchtlingen und Gunzenhausen vertreten. Zum Teil waren sie frühmorgens mit Autos in die Noris gefahren, ein Großteil der Gruppe reiste mit der Bahn an, um ab 8.15 Uhr vor dem Messezentrum – ausgerüstet mit Plakaten, Roten Karten für die STRABS, Ratschen und Trillerpfeifen – gegen das aus ihrer Sicht ungerechte Gesetz zu protestieren.
Sie skandierten: „Die STRABS muss weg.“ Andere riefen aber auch „Abzocker“. Sie erregten jedenfalls viel Aufsehen bei den Medien und wurden von Reportern unter anderem des ZDF, der ARD, des Bayerischen Rundfunks, von Antenne Bayern, Deutschlandradio und N24 aufgenommen. Und die Bürger erlebten, wie höchst unterschiedlich die über 820 Delegierten sowie Gäste des Parteitags auf die Demonstration reagierten.
Während etliche schnöselig an den Bürgern vorbeistaksten oder einfach keine Notiz von ihnen nahmen, schüttelten andere demonstrativ den Kopf, lachten sie aus oder hielten sich die Ohren zu. Einer ließ sich sogar zum Scheibenwischer-Zeichen gegenüber den Demonstranten hinreißen und ein weiterer rief ihnen zu: „Wer pfeift, ist selbst eine Pfeife.“ Das freilich erzürnte die STRABS-Gegner erst recht.
Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer wurde zu einem anderen Eingang der Messehalle gefahren und Markus Söder, der wenig später vom Parteitag fast einstimmig zum Spitzenkandidaten für die bevorstehende Landtagswahl nominiert wurde, blieb auf Distanz. Gleiches tat Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Sie wollte keine Fotos zusammen mit den Demonstranten, war aber bereit, sich die Argumente von Bürgern aus Unterfranken anzuhören.
Ebenfalls in sicherer Entfernung zur Demonstration gingen Weißenburg-Gunzenhausens Landrat Gerhard Wägemann und Bundestagsabgeordneter Artur Auernhammer die Treppen zur Messehalle hoch. Stimmkreisabgeordneter Manuel Westphal hingegen kam zu den Bürgern herüber, denen die Polizei einen Bereich neben dem Aufgang zur Messehalle zugewiesen hatte.
Er hatte offenbar bemerkt, dass auf den Transparenten in großen Lettern Ortsnamen wie Solnhofen, Gunzenhausen und Treuchtlingen prangten. Westphal gehört, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung, der STRABS-Arbeitsgruppe der Landtagsfraktion an. In der Sache sei Bewegung und über die Zukunft der STRABS werde intensiv diskutiert, sagte er.
Ähnlich äußerte sich Innenminister Joachim Herrmann. Er war, nachdem er seiner Dienstlimousine entstiegen war, sofort zu einem Gespräch mit den Demonstranten bereit und traf in deren erster Reihe unter anderem auf den Weißenburger SPD-Stadtrat Uwe Döbler und STRABS-Gegner Heiner Hertrich. Der Solnhofener forderte den Minister auf: „Schaffen Sie das Gesetz ab.“
„Der spricht wenigstens mit uns“
Herrmann blieb zwar im Vagen und meinte: „Ich hab’ das nicht alleine zu bestimmen.“ Er wiederholte aber mehrfach: „Wir schauen uns das im Januar an.“ Und das klang durchaus so, als habe er Verständnis für die Demonstranten, die sich über den Auftritt des Ministers freuten. „Der spricht wenigstens mit uns“, meinte einer anerkennend.
Das taten auch Gesundheitsministerin Melanie Huml und Monika Hohlmeier. Die Europaabgeordnete war zunächst auch an den Demonstranten vorbeigelaufen, stoppte dann aber und kehrte zurück. Sie hörte sich die Argumente an, gab ihre Kontaktdaten preis und bat darum, ihr Unterlagen über Härtefälle zuzusenden.
Ähnlich verhielt sich der frühere Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Edmund Stoiber. Er kehrte ebenfalls nochmals um, um mit den Demonstranten zu sprechen. Er kenne das Problem, auch als Hausbesitzer, meinte er und fügte vielsagend an: „Aber es tut sich doch was.“
Und es gab Delegierte, die sprachen sich ganz eindeutig für das Anliegen der STRABS-Gegner aus. Das verwundert wenig, gab es doch im Antragsmarathon des Parteitags einige hitzige Plädoyers kommunaler Delegierter zu der umstrittenen Satzung. Sie warnten davor, eine Kann-Bestimmung einzuführen. Dies werde Landräte und Bürgermeister in große Not bringen.
Die Kommunalpolitiker fürchten wohl um den CSU-Erfolg bei der Landtagswahl im Herbst und denken an die mittlerweile 132 Bürgerinitiativen in Bayern gegen die STRABS. Auf Plakaten der Demonstranten war schließlich auch zu lesen: „STRABS = CSU unter 30 Prozent“ oder „Wir wählen keine CSU, ist die STRABS nicht tabu“.
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen