Zweiter Prozesstag: Mollath schweigt zu Prügelvorwürfen
8.7.2014, 17:51 UhrGustl Mollath ist bekannt in Deutschland als Opfer der deutschen Gerichtspsychiatrie. Sieben Jahre war er gegen seinen Willen untergebracht. Selbst das Bundesverfassungsgericht urteilte, dass seine Unterbringung zumindest seit 2011 verfassungswidrig war.
Der 57-Jährige ist aber möglicherweise auch ein Täter. Im Wiederaufnahmeverfahren werden am Dienstag vor dem Landgericht Regensburg Details aus der Anzeige seiner damaligen Ehefrau bekannt. Demnach soll er seine Frau geschlagen, gebissen, getreten, eingesperrt und ihr mit dem Tod gedroht haben.
Bei aller Diskussion um die möglicherweise nicht rechtmäßige oder überzogen lange Unterbringung in der Psychiatrie - am Dienstag wird kein positives Bild des Nürnbergers gezeichnet. Er steht als prügelnder Ehemann da. Ein Bild, das vor allem seine Unterstützer, die auch am zweiten Verhandlungstag in den Gerichtssaal gekommen sind, nicht glauben wollen.
Freispruch gefordert
"Ich halte diese Vorwürfe für eine fingierte Sache. Mollath sollte lange weggesperrt werden", sagt Helmut Nachtigall. Der Regensburger steht bereits eine Stunde vor dem Prozesstermin mit einem großen Plakat vor dem Justizpalast - er fordert einen Freispruch für Mollath. Für Nachtigall ist der Fall ein Komplott der damaligen Ehefrau. Gemeinsam mit ihrem damaligem Arbeitgeber, der Hypovereinsbank, und der Justiz sollten Schwarzgeldgeschäfte der Bank verschleiert werden.
Eine weitere Unterstützerin Mollath hält die Anschuldigungen der Ehefrau schlicht für falsch. "Er hat bestimmt emotional reagiert, aber sicherlich nicht zugeschlagen", glaubt Maria Kojer aus Landshut. Für sie ist nicht ersichtlich, warum Gustl Mollaths Ehefrau die Anschuldigungen erst etwa eineinhalb Jahre später angezeigt hat.
Für den Rechtsanwalt von Mollaths Ex-Frau, die im Verfahren zwar als Nebenklägerin auftritt, persönlich aber nicht erscheinen will, eine in Deutschland leider weit verbreitete Praxis. "Meine Mandantin ist nicht die einzige Ehefrau, die zu spät Anzeige erstattet und erstmal Wunden leckt", sagte Jochen Horn aus Nürnberg. "Es hat aber eindeutig Angriffe gegeben."
Mollath verweigert Aussage
Mollath selbst will sich im Gerichtssaal nicht zu den Vorwürfen äußern - das Recht zu Schweigen hat er. Er verweigert jegliche Aussage im Prozess solange der vom Gericht bestellte psychiatrische Gutachter anwesend ist. Am Vortag hatte der 57-Jährige von Angstzuständen gesprochen, die Psychiater bei ihm auslösten.
Nach der Verhandlung äußert er sich aber dann doch noch: "Die Vorwürfe sind mir bekannt, haben aber nicht stattgefunden." Das seien alles nur Behauptungen. Mollath spricht von einer Notwehrsituation. "Ich habe nur Schläge abgewehrt."
Zumindest ein Gericht hatte die Prügelvorwürfe aber bereits als bewiesen angenommen. Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte 2006 entschieden, dass Mollath seine Ehefrau misshandelt hatte. Weil die Gutachter dem Nürnberger jedoch Wahnvorstellungen attestierten und ihn als gefährlich einstuften, sprach das Gericht Mollath wegen Schuldunfähigkeit frei und wies ihn stattdessen in die Psychiatrie ein. Erst im vergangenen August kam Mollath nach mehr als sieben Jahren frei.
Täter und Opfer?
So bleibt am zweiten Verhandlungstag des Wiederaufnahmeverfahrens ein wenig schmeichelhafter Eindruck von Mollath, den die Anzeige seiner Ex-Frau hinterlässt. Diese bescheibt ihren damaligen Ehemann in der polizeilichen Vernehmung als einen Menschen, "der sich in eine aggressive Stimmung hineinsteigern konnte". Zudem sei er neidisch auf ihren beruflichen Erfolg gewesen, nachdem er wirtschaftliche Misserfolge als Selbstständiger hinnehmen musste.
Dem Polizeibeamten schilderte die Ex-Frau, dass sie sogar Mollaths Schulden zahlen musste. Zumindest dabei zeigt Mollath eine kleine Regung: Er schmunzelt und schüttelt ein wenig den Kopf. Der Prozess wird an diesem Mittwoch fortgesetzt.
Der Artikel wurde am 8. Juli um 17.51 Uhr aktualisiert.
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