Juhuuu, ein Großauftrag!
23.11.2016, 09:00 UhrEin Großauftrag über 216 000 Euro, freut sich Nadja aufgeregt. Der Kunde möchte fast alles aus dem Katalog der Globus Verpackungs GmbH bestellen. „Er wollte 10 000 Paletten“, erzählt die Schülerin und kann es immer noch nicht glauben. Nervös füllten sie und ihr Kollege Dominik das Bestellformular aus und rechneten Rabatte aus. Der Kunde vergab gleich einen Dauerauftrag.
Die Messe hat sich für die beiden gelohnt. In zweierlei Hinsicht: Die Firma konnte einen Dauerauftrag an Land ziehen, und die 16-Jährigen haben neue Erfahrungen gesammelt, die sie im Großraumbüro der Schule so nicht gemacht hätten.
Nadja und Dominik arbeiten in einer Übungsfirma an der städtischen und staatlichen Wirtschaftsschule in Nürnberg. Die Globus Verpackungs GmbH vertreibt Verpackungsmittel aller Art: Kartons, Briefumschläge und Packband.
Doch die Geschäfte der Firma sind fiktiv, das bedeutet, dass kein richtiges Geld fließt und auch keine Waren ausgetauscht werden. Alles findet nur auf dem Papier statt. An der Nürnberger Wirtschaftsschule gibt es sieben Übungsfirmen, die korrekte Bezeichnung seit diesem Schuljahr ist: „Übungsunternehmen“.
„Zwei Jahre lang lernen die Schüler dort die praktische Seite eines Großhandelsbetriebs kennen“, erklärt Fachbetreuerin Monika Lämmermann.
Fiktive Aufträge
Wirtschaftliches Denken und Handeln wird theoretisch in betriebswirtschaftlichen Fächern unterrichtet, in der Übungsfirma wird das Wissen umgesetzt: Die Schüler tauschen über Warenzettel Waren aus und bezahlen diese über ein Sparkassen-Konto, indem sie zum Beispiel ein Überweisungsformular ausfüllen oder online mit PIN und TAN arbeiten.
Die sieben Übungsfirmen der Nürnberger Schule sind übrigens mit 250 weiteren Unternehmen in Bayern, Sachsen und Thüringen verknüpft. Sie sind alle Mitglied im bayerischen Übungsfirmenring sind.
Jeder Schüler soll in seiner Firma einen Vorgang von der Auftragsannahme bis zum Zahlungseingang kennenlernen. Dafür arbeitet er einmal pro Woche drei Stunden lang in der Übungsfirma, in der es die üblichen Abteilungen wie Einkauf, Vertrieb, Rechnungswesen, Lagerhaltung oder Posteingang gibt.
Um Verkaufsgespräche einzuüben, Produkte einzukaufen, die das Unternehmen benötigt, Aufträge abzuwickeln und sein eigenes Auftreten zu trainieren, findet einmal im Jahr eine Übungsfirmenmesse statt, diesmal in Ulm. Sechs Schüler haben dort zwei Firmen der Nürnberger Schule vertreten. Neben dem Verpackungsunternehmen war auch die Firma Teleline mit einem Stand vertreten. „Wir verkaufen Telefone, Drucker, Handys und W-LAN-Router“, erzählt Alexandra, die auf der Messe Flyer verteilt und auch ein paar Sachen wie Pflanzen oder einen Springbrunnen eingekauft hat.
Die 16-Jährige stellte dabei fest, dass es unterschiedliche Verkaufsstrategien gibt. „Manche drücken dir ihren Flyer einfach in die Hand, andere verwickeln dich erst mal in ein Gespräch und geben dir dann den Flyer.“
Da auf der Messe auch Übungsfirmen aus Frankreich, Spanien, Belgien und sogar Südkorea und China waren, mussten die Schüler einige Geschäfte auf Englisch tätigen. „Wenn man mal in die Sprache reinkam, ging es“, meint Dominik, der nach seinem Abschluss gerne im Büro arbeiten würde.
„Mit Kunden aus Frankreich haben wir mit Händen und Füßen geredet“, meint Alexandra, und Nadja fügt hinzu, dass die Kommunikation mit den Chinesen am schwierigsten war.
Lehrreicher Ausflug
Alexandra fand den Ausflug zur Messe nach Ulm so lehrreich und gut für die Firma, dass sie am liebsten noch mal hinfahren würde. „Wir haben auch zwei tolle Aufträge bekommen, einen über 20 000 Euro, den anderen über 60 000 Euro“, erzählt sie erfreut.
Dominik mochte die Messe, weil er dort Kontakte knüpfen und mit Leuten sprechen konnte – sonst kommen die Aufträge per Post oder E-Mail. Und Nadja hatte am Anfang zwar Probleme, auf andere Menschen zuzugehen, aber das legte sich. Dann, sagt sie, „hat es Spaß gemacht“.
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