Wenn die Musikkneipe zur Radiobar mutiert
7.12.2013, 10:00 UhrWer auf der Suche nach dem coolsten Club der Stadt ist, ist hier falsch. Wer jedoch handgemachte Rockmusik liebt, fränkisches Landbier aus der Flasche mag und eine Affinität für Live-Radio hat, wird sich wohlfühlen in der Rockin’-Radio-Kneipe unweit des Nürnberger Stresemannplatzes. Familienanschluss inklusive.
Die Idee ist nicht neu, aber nach wie vor originell: In den 80er Jahren gab es in Erlangen einen kleinen Radiosender namens „Downtown“, der aus einer Innenstadt-Wirtschaft auf Sendung ging. Spätere Moderatoren-Größen wie Markus Kavka moderierten live im gläsernen Studio mitten in der Gaststube – was den Begriff Hörernähe neu definierte.
Beliebt war „Downtown“ auch, weil Musik fränkischer Bands fester Bestandteil des Programms war. Nicht selten kamen Musiker nach Proben und Auftritten auf ein Bier vorbei – und reichten ihre neuesten Aufnahmen ins Studio, wo sie sogleich gespielt wurden.
An diesen Geist knüpft der kleine nichtkommerzielle Verein Rockin’ Radio an. Seit März 2011 haben die ehrenamtlichen Radiomacher ihre eigene Kneipe, die zugleich Sendestudio und Homebase ist. Herzstück ist auch hier ein gläsernes Radiostudio, aus dem heraus die HobbyModeratoren regelmäßig live auf Sendung gehen.
Rockmusik aus der Region – gerne auch härter – ist fester Bestandteil des Programms. Rockin’-Radio-Time ist von Freitag bis Sonntag ab 18 Uhr auf dem Nürnberger Aus- und Fortbildungskanal afkMAX (106,5 und 106,2 in Nürnberg/Fürth/Erlangen, stream auf www.afk.de), die Tresengäste sind live dabei.
Außerhalb der Sendezeiten ist die Rockin’-Radio-Kneipe einfach nur ein Musikcafé. Für Kneipenchefin Andrea Walter ist damit ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen, wollte sie doch schon immer einen Rock- beziehungsweise Metalschuppen aufmachen. Und darum dreht sich alles auf 120 Quadratmetern in der Bauvereinstraße 43 im Stadtteil Wöhrd: Um Musik, in diesem Fall Rock von balladesk bis knüppelhart, von simpel bis progressiv.
Die Geschichte von Rockin’ Radio e.V. ist übrigens auch ein kleines Stück Nürnberger Musikgeschichte: Bis 1990 spielte der heutige Hitsender N1 nämlich Rockmusik – bis das Programm über Nacht auf Charts umgestellt wurde. Enttäuschte Stammhörer riefen zum Protest, sammelten Unterschriften und gründeten die Initiative Rockin’ Radio e.V., die die Programmverantwortlichen von N1 umstimmen wollten – selbstverständlich vergebens.
Das versteht man heute, wo Rockmusik längst knietief im Mainstream angekommen ist und selbst konservative Kurzzeit-Minister bekennende AC/DC-Fans sind, nicht mehr. Aber es gab tatsächlich eine Zeit, da war Rockmusik noch böse und wurde weder in Discos noch im Radio gespielt. Aber davon lässt man sich am besten bei einer kühlen Halben an der Theke der Rockin’-Radio-Kneipe erzählen – oder freut sich bei amtlicher Beschallung einfach still daran, wie es heute ist.
www.rockin-radio.de
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