Schatzgrube für Foto-Freunde

2.12.2011, 00:00 Uhr
Schatzgrube für Foto-Freunde

© Martin Müller

Kurz vor der Eröffnung ist das Reich von Kurt Tauber noch eine Bananenrepublik. Dutzende von Bananenkisten stapeln sich im ersten Stockwerk der Grundschule von Plech, wo das Deutsche Kameramuseum sein Zuhause gefunden hat. 13000 Exponate, darunter mehr als 3000 Foto-Apparate wollen schließlich irgendwo verwahrt werden.

Jahrelang schlummerten die Ergebnisse von 30 Jahren Sammelleidenschaft verpackt, aber unsortiert auf Taubers Dachboden. Jetzt müssen sie wieder ans Tageslicht, schließlich will am Sonntag ein Museum eröffnet werden. Wahre Schätze tauchen da auf.

Der größte steht schon im Ausstellungssaal, einem ehemaligen Klassenzimmer: Es ist eine 4,40 Meter lange, hölzerne Reprokamera von Falz & Werner aus dem Jahr 1928. Daneben locken die Großbildkamera, mit der die Pläne für Stuttgart 21 vervielfältigt wurden, und eine bei BMW eingesetzte Hochgeschwindigkeitsvideokamera mit bis zu 3500 Bildern in der Sekunde.

Wer in den Nebenraum spaziert, steht plötzlich in einem originalen Fotoladen aus dem Jahr 1956. Aus dem ostfriesischen Rhauderfehn hat Tauber die gesamte Einrichtung importiert, komplett mit Leuchtreklame und Fuji-Zeppelin. Sogar die Stempel und die Entwicklungstütchen sind noch da.

3D-Aufnahmen aus den 30er Jahren

„Wir haben noch kein fertiges Museum. Aber der Besuch lohnt sich schon jetzt“, betont Tauber, der das Museum liebevoll „Kameraaltenheim“ nennt. Ein besonderer Höhepunkt ist etwa der Planox-Heidoplast-Stereobildbetrachter, in dem beeindruckende Gebirgsaufnahmen aus den 1930ern in 3D zu sehen sind. Bis Pfingsten 2012 soll noch ein weiterer Ausstellungsraum fertig sein, der sich ganz dem Film widmet. Darin steht schon jetzt ein großer Trickfilmtisch.

Kurt Tauber hat sich schon immer für die Fotografie begeistert. Bereits als Siebenjähriger hatte er in einem Verschlag unter der Kellertreppe sein eigenes Foto-Labor, in dem er mit seinem Cousin Filme entwickelte. Später, als Redakteur (unter anderem bei den „Nordbayerischen Nachrichten“ in Pegnitz) gehörte das Fotografieren und Entwickeln zu seinem Arbeitsalltag. „Mit dem Fixierbad habe ich Dutzende Hemden ruiniert“, erinnert sich Tauber. Aus der Pegnitzer Redaktion des „Nordbayerischen Kuriers“ wird noch vor Ende des Jahres die originale Laborzeile im Kameramuseum stehen. Schon jetzt zu sehen ist dagegen ein Leitz-Vergrößerungsapparat der „Nordbayerischen Nachrichten“.

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© Kameramuseum

„Deutsches Kameramuseum“, das klingt schon etwas vermessen, wenn man im ersten Stock eines Schulhauses residiert und Projektoren und Filmkameras auf alten Schultischen ausstellt. Doch Tauber betont: „Wir wollen Deutschlands führendes Kameramuseum werden.“ Im Internet sei man schon seit 1997 eine Institution. Bis zu 40000 Besuche kann Tauber im Monat auf seinen über 3000 Internetseiten vorweisen. Gegen ein kleines Entgelt kann man sich eine von Tausenden Bedienungsanleitungen schicken lassen.

„Die Internetseite war jahrelang meine Bibel, jetzt wollte ich auch eine Gegenleistung bringen“, sagt denn auch Wolfgang Kreib, der eigens für drei Wochen aus Bremen angereist ist, um beim Aufbau des Museums zu helfen. Überhaupt hat Tauber etliche fleißige Helfer. Einer sitzt in der Eifel und scannt Tag und Nacht Bedienungsanleitungen, Großbild-Dias und Negative ein.

Eine Bananenrepublik ist Taubers Reich zur Eröffnung nicht mehr, das meiste wurde verstaut. 75 Bananenkisten bleiben aber im Museum und säumen den Gang: „Damit die Besucher das Potenzial sehen“, erklärt Tauber.

Das Deutsche Kameramuseum in Plech (direkt an der A9 Nürnberg–Berlin), Schulstraße 8, hat sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 09244/9825499 geöffnet. Parallel zur Eröffnung sowie künftig an jedem ersten Sonntag im Monat findet eine Foto- und Filmbörse statt. Weitere Infos: www.kameramuseum.de

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