1:1 in Heidenheim: Kleeblatt zittert sich zum Klassenerhalt

Martin Schano

Fürther Nachrichten

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13.5.2018, 17:25 Uhr
Julian Green erzielte den zwischenzeitlichen Treffer zum 1:0 und schoss das Kleeblatt damit zum Klassenerhalt.

© Sportfoto Zink / WoZi Julian Green erzielte den zwischenzeitlichen Treffer zum 1:0 und schoss das Kleeblatt damit zum Klassenerhalt.

Endspiel-Atmosphäre in Heidenheim: Rund 1500 Fürther Fans hatten das Kleeblatt zu dieser Nervenprobe gegen den Abstieg an die Brenz begleitet. Sie füllten dort nicht nur den Gästeblock – auch der Sitzplatzbereich daneben war voller grüner Anti-Abstiegs-Hemden, die die Anhänger vor dem Spiel verteilt hatten. Mit einer Choreographie beschworen sie das Ziel. "Chaotisch und mit etwas Zauberei: Wir bleiben in Liga zwei", war da zu lesen. Auf dem Weg zur Auswechselbank applaudierte Kleeblatt-Coach Damir Buric den Fans.

Die Gastgeber liefen mit derselben Startelf auf wie in der Vorwoche. Kapitän Marc Schnatterer hatte erst zwei Trainingseinheiten nach seinem Muskelfaserriss absolvieren können und saß auf der Bank. Buric hingegen änderte die Formation überraschend: Nik Omladic lief als Achter auf, zum ersten Mal wieder seit dem vierten Spieltag. Außerdem durften Jurgen Gjasula und Roberto Hilbert wieder ran, wobei Gjasula ungewohnt weit vorne zu finden war. Sebastian Ernst musste gelbgesperrt zuschauen, Richard Magyar und David Raum blieben diesmal draußen. Ernst und Benedikt Kirsch feuerten ihre Mitspieler von der Haupttribüne aus an, auf der auch Janos Radoki saß, der Trainer zu Saisonbeginn.

Immer wieder Reese

Die Heidenheimer brauchten einige Zeit, um sich auf die drangvollen Fürther einzustellen, Fabian Reese hatte auch den ersten Torschussversuch der Partie in der 9. Minute. Heidenheims Spielführer hingegen antwortete mit einem rüden Foul an Lukas Gugganig, das der Schiedsrichter nach 13 Minuten mit Gelb ahndete. Das Tempo der Anfangsphase war hoch, das Engagement des Kleeblatts nicht ansatzweise mit dem blamablen Auftritt in Hamburg zu vergleichen. Allerdings war die Heidenheimer Arena auch nicht annähernd ein Hexenkessel.

Sie taten sich gegenseitig weh, die Fürther standen weit in der Hälfte des Gegners. Auffällig war vor allem Fabian Reese, der immer wieder Zweikämpfe suchte und auch gewann. Leider noch ohne Ertrag. Zwei Schüsse von Julian Green bleiben wirkungslos. Kurze Schrecksekunde nach 20 Minuten: Nikola Dovedan hielt bei einer Hereingabe den Schlappen auf Mario Malocas Fuß. Der Kroate spielt seit Wochen mit einem Bänderriss. Doch die Gelbe Karte blieb aus, Maloca konnte nach kurzer Behandlung weiterspielen.

Mit allen Mitteln

Der zweite Schreck: Maximilian Thiel kommt frei zum Schuss im Strafraum, Sascha Burchert ist bereits geschlagen, doch der Kapitän Marco Caligiuri klärt per Kopf auf der Linie (23.). Riesentat! In Kiel stand es zu diesem Zeitpunkt schon 3:2, die B-Elf der Störche ließ anscheinend hinten viel zu, traf aber vorne gegen wackelige Braunschweiger. Bei Abpfiff wäre Fürth auf dem Relegationsplatz.

Der FCH war jetzt im Spiel und drückte weiterhin. Die Fürther fanden nach einer halben Stunde offensiv kaum noch statt. Neues Zwischenergebnis aus Kiel: 4:2. Was war denn an der Förde los? Braunschweig wäre gerade abgestiegen.

Die Kleeblatt-Fans dominierten zwar die Akustik im Stadion, doch ihre Spieler ließen nach. Marcel Titsch-Rivero kam allein vors Fürther Tor, weil sich Rechtsverteidiger Robert Hilbert am gegnerischen Strafraum verletzt hatte und liegen blieb. Die Heidenheimer aber spielten den Ball nicht ins Aus, sondern spielten ihn nach vorne. Unsportlich, aber das zeigte eben deutlich, dass man sich hier rein gar nichts schenkte. Zum Glück ging der Schuss knapp über die Latte (37.).

Green trifft unwiderstehlich

Bis zur Pause kamen die Gäste nicht mehr zwingend vors Heidenheimer Tor, stattdessen waren sie einige Male im Glück, dass dem Gastgeber bei ihren fünf Chancen das Zielwasser ausgegangen war. Buric und FCH-Trainer Frank Schmidt verließen zum Pausenpfiff Arm in Arm das Spielfeld. Die zweite Hälfte begann furios: Reese legte auf Gjasula im Strafraum auf, der spitzelt den Ball in Richtung Tor, trifft aber nur FCH-Keeper Kevin Müller (50.). Nur eine Minute später aber geriet der Gästeblock in Extase. Gjasula verlängert einen langen Ball per Kopf auf Julian Green, der aus 20 Metern in vollem Lauf platziert abzieht und den Ball im rechten Winkel unwiderstehlich versenkt: 1:0 für Fürth. Da es in Kiel mittlerweile 5:2 stand, wären Fürth und Heidenheim gerettet. Kurz darauf wurde das 6:2 aus Kiel gemeldet, die Braunschweiger wären abgestiegen, Fürth sogar Dreizehnter.

Seit dem Führungstreffer aber war mit der Kleeblatt-Elf vorne nur noch wenig los. Es wirkte so, als gingen die meisten in der Fürther Mannschaft auf dem Zahnfleisch. Levent Aycicek war mittlerweile für den völlig ausgepumpten Nik Omladic im Spiel. Der Slowene hatte noch einmal angedeutet, wie sehr er den Fürthern hätte helfen können, wäre er denn fit gewesen. Die Zwischenergebnisse schienen sich nun auch unter den Heidenheimer Spielern herumgesprochen zu haben. Sie schalteten – vielleicht nicht ganz freiwillig – einen Gang herunter. 

Tränen der Erleichterung

Caligiuri brach mit einem Krampf im Bein zusammen, draußen bereitete sich Marc Schnatterer zur Einwechslung in der Schlussviertelstunde vor. Sein Gegenspieler auf der rechten Fürther Seite hieß Hilbert. Als er aufs Feld kam, klopfte er sich mit der Hand aufs Vereinswappen. Dann erwischte es auch Wittek, der mit einem Krampf zunächst nicht mehr weiterspielen konnte. Rachid Azzouzi auf der Auswechselbank holte sich noch ein Ermahnung des Schiedsrichters ab, Buric brachte Richard Magyar für Caligiuri und David Raum für Wittek für die letzten zehn Minuten. Der quirlige Dovedan feuerte aus der Distanz ein letztes Mal auf den Fürther Kasten, doch Burchert war auf dem Posten. Und es kam noch besser: Darmstadt führte nun gegen Aue, was bedeutete, dass Fürth sogar bei einem Remis auf Platz 15 landen würde.

Doch dann, wie aus dem Nichts, kombinierte sich der FCH durch die Fürther Abwehr und Tim Skarke versenkte den Ball überlegt im langen Eck (90.). Jetzt lagen die Nerven blank, die Fürther versuchten, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, doch die Heidenheimer steckten bis zum Schlusspfiff nicht auf. 

Damir Buric erfuhr erst mit dem Schlusspfiff von den Ergebnissen aus den anderen Stadien. Einige Fürther Fans sprangen aufs Spielfeld. Bei Azzouzi und Raum flossen Tränen der Erleichterung, dann stand auch dem "Iceman" Buric das Wasser in den Augen. Braunschweig steigt direkt ab, Aue muss gegen den KSC in die Relegation. Fürth ist knapp über dem Strich.

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