Als Marek Nikl Kasey Keller überwand
12.09.2012, 17:33 Uhr
Zugegeben: Der letzte Auswärtssieg des FCN in Gladbach ist schon eine Weile her - im Dezember 2005 triumphierte der Club letztmals im Borussia-Park. Mario Cantaluppi schnippelte in der 62. Minute den Ball per Freistoß aus 20 Metern an den Pfosten, Marek Nikl schaltete am schnellsten und drückte den Abpraller über die Linie. Kasey Keller im Tor der Gladbacher war machtlos.
Beim Wiedersehen am 32. Spieltag im Mai 2006 benötigte der Club noch einen Punkt, um den Klassenerhalt perfekt zu machen. Robert Vittek ließ die Nordkurve ein erstes Mal jubeln. Doch die Gladbacher antworteten durch Zé Antonio und Wesley Sonck – und führten zur Halbzeit 2:1. Im zweiten Abschnitt belohnte dann Jan Polak das Nürnberger Anrennen, er jagte die Kugel zum 2:2 volley ins rechte Eck. Kurz darauf war die Partie gedreht: Vittek enteilte Marcell Jansen und vollendete zum 3:2. In der Schlussphase verlegte sich der Club aufs Kontern. Mit Erfolg: Ivan Saenko und Stefan Kießling wussten, wie's funktioniert und stockten zu einem fulminanten 5:2-Heimsieg auf.

Auch die bis heute letzte Begegnung mit der Favre-Truppe gewann der Club. Anfang März 2012 bedeutete das 1:0 gegen die zuvor neunmal in Folge ungeschlagenen Gladbacher Nürnbergs dritten Dreier in Folge. In einem wenig spektakulären Aufeinandertreffen in der Noris dominierten hüben wie drüben stabile Abwehrreihen das Spiel.
Erst nach der Pause wurde die Partie flotter – ohne dass beide Offensivabteilungen im entscheidenden Moment Kreativität mit Durchschlagskraft paarten. In der Schlussphase änderte dies zumindest der FCN, drückte und erarbeitete sich Chancen. In der 84. Minute wechselte Dieter Hecking Albert Bunjaku ein und bewies damit ein goldenes Händchen. Erst drei Minuten auf dem Feld markierte der Angreifer nach toller Vorarbeit von Alex Esswein aus der Nahdistanz den Siegtreffer.
Daems zeigt Reus, wie's geht
In der Hinrunde 2011/12 strebten beide Teams nach oben. Am Niederrhein wollte der Club mit den formstarken Gladbachern in der Tabelle gleichziehen. Nachdem Turbodribbler Marco Reus und seine Mitstreiter eine Reihe guter Möglichkeiten ausgelassen hatten, besiegelte Filip Daems zum Auftakt der Schlussviertelstunde vom Elfmeterpunkt den 1:0-Sieg der Hausherren.


2010/11 war ein dreifacher Punktgewinn gegen die “Fohlen“ in beiden Partien ausgeblieben. Am ersten Spieltag sicherten Torschütze Jens Hegeler und Raphael Schäfer, der nach Mohamadou Idrissous Ausgleich keinen weiteren Treffer stürmischer Gastgeber zuließ, dem FCN ein 1:1-Remis.
Im Januar 2011 mühte sich der Club von Anpfiff an um die Führung, die Roman Neustädter auf der Gegenseite erzielte. Wenig später sorgte die erste Fehlentscheidung von Schiedsrichter Babak Rafati für Aufregung. Der bereits verwarnte Martin Stranzl riss Philipp Wollscheid an der Fünfer-Grenze zu Boden. Rafati ahndete dies nicht mit Elfmeter und Gelb-Rot.
Im zweiten Durchgang setzte der FCN zu einem energischen Sturmlauf an. Nach einem Hegeler-Steilpass stürzte Gladbachs Keeper Christofer Heimeroth aus seinem Kasten, ließ den Ball aber fallen. Markus Mendler schob ihn über die Linie. Die Freude des Youngsters endete allerdings abrupt, als er registrierte, dass Rafati seinem ersten Bundesliga-Tor die Anerkennung verweigerte. Kurz vor Spielende hatte der Club das 1:1 erneut vor Augen, doch Javier Pinola vergab die große Elfer-Chance.

In der Rückrunde 2009/10 hatten die Rheinländer auf eigenem Platz durch Roberto Colautti vorgelegt. Albert Bunjaku egalisierte die Führung durch seinen elften Saisontreffer. Die Borussia entschied die offene Partie irregulär: Karim Matmour attackierte Schäfer im Fünfer. Statt dies als Foul zu werten, ließ Referee Florian Meyer weiterspielen. Rob Friend bugsierte den Ball ins Tor.
Sasa Ciric erinnert sich
"Das in Gladbach ist super gelaufen." Der das sagt, heißt Sasa Ciric. Er spricht vom Oktober 1998. Und von einer Bundesliga-Partie seines 1. FC Nürnberg gegen Borussia Mönchengladbach. 2:0 gewann der Club - dank zweier Ciric-Tore.
Ein "perfektes Spiel" - das verbindet Sasa Ciric mit der damaligen Partie und beginnt seinen erzählerischen Ausflug in die Vergangenheit. Auf der Borussen-Bank saß mit Friedel Rausch sein baldiger Trainer, mit Stephan Paßlack begegnete ihm ein baldiger Teamkollege. Doch auch Paßlack konnte nicht verhindern, dass sein direkter Gegenspieler den "Fohlen" zweimal Zügel anlegte.
In der Vorwoche gegen Dortmund war Sasa per Elfmeter an Stefan Klos gescheitert. Vor seiner Bökelberg-Premiere wurde er mehrfach gefragt, ob er wieder vom Punkt antreten würde. Die Antwort gab Nürnbergs Lieblingsmazedonier auf dem Platz. Erst nutzte er einen Elfmeter früh zur Führung. Nach einer Wiesinger-Ecke besorgte er auch den 2:0-Endstand, indem er die Kugel mit rechts unter die Latte platzierte - unhaltbar für Gladbachs Torwart Robert Enke.
Der Club steuerte in dieser Phase der Saison in “ruhigem Fahrwasser“, sagt der heute 44-Jährige. Am letzten Spieltag verwandelte sich dieses trotz Cirics 13 Saisontreffer in einen tosenden Abstiegsstrudel. Vier Mannschaften zogen am FCN vorbei, stürzten diesen in die Zweitklassigkeit und seine Anhänger in ein Meer aus Tränen.
Auch 1998/99 endete die Berg- und Talfahrt des damaligen Aufsteigers, der sich vor dem letzten Spieltag gerettet gefühlt hatte, mit der Zwangsversetzung in die zweithöchste Spielklasse. Sasa Ciric kennt das Kopfzerbrechen, welches Nürnbergs Herz- und Schmerzverein bereitet. Nach seinem Doppelpack in Gladbach brachen in der darauffolgenden Partie gegen Stuttgart nach einem Zweikampf mit Pablo Thiam seine Gesichtsknochen – sechsfach!
Eine mehrmonatige Zwangspause kürzte er entgegen ärztlicher Empfehlung ab. Beim vorzeitigen Comeback gegen Rostock, wenige Wochen nach seiner Horror-Verletzung, traf er trotz Anweisung, nicht mit dem Kopf zu Werke zu gehen, mit diesem zweimal. “Weil die Fans den Club aus ganzem Herzen lieben, habe auch ich mich nie geschont, immer mein Bestes gegeben“, erklärt der 44-Jährige.
Seit dem Karriereende zeigt Ciric als Geschäftsmann, Spielervermittler, Gastronom und in vielen anderen Bereichen den Einsatz, den er schon als Vollblutstürmer zeigte. Engagement, das er gerne wieder in den Dienst seines Lieblingsvereins stellen möchte: “Ich hoffe auf einen Anruf und eine Aufgabe beim FCN“.
Lothar, Cebinac und Strehl
Und was zeigt der Griff tief in die Archivkiste? 1980 trugen sich beim 4:1 Auswärtserfolg gegen die "Fohlenelf" um den damals 19-jährigen Lothar Matthäus auf Club-Seite Michael Eggert und Werner Heck je einmal, “Schorsch“ Volkert zweimal in die Torschützenliste ein.
Auch am dritten Spieltag 1968/69 hatte es der FCN viermal klingeln lassen. Klaus Zaczyk und Zvezdan Cebinac legten zuhause vor. Spätestens als Heinz Strehl das 3:0 erzielt und Erich Beer den Endstand besorgte hatten, bekam der Irrglaube Nahrung, dass für den amtierenden Deutschen Meister auch in dieser Saison alles nach Plan laufen würde. Doch der Club löste sich nicht aus der Abstiegszone. Der personelle Umbruch, die Unruhe um den zusehends starrsinnigen, erst im März 1969 entlassenen Trainer Max Merkel waren Mühlsteine, die ihn in die 2. Liga rissen.
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